Immer mehr Walliser Winzer haben psychische Probleme
Alarm bei den Walliser Winzern. Mittlerweile rufen 15 Weinbauern pro Woche wegen psychischen Problemen beim Dachverband an.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Walliser Landwirtschaftskammer schlägt Alarm.
- Die Anzahl eingegangener Notrufe von Winzern stieg auf mehr als 15 pro Woche an.
- Sinkende Preise, Einkommensdruck und Auslands-Konkurrenz schlagen auf die Stimmung.
Eine E-Mail der Walliser Landwirtschaftskammer (WLK) vom Montagmorgen zeichnet ein düsteres Bild der Wein-Branche. Die Nachricht, die die WLK an die Winzer verschickte, liegt «Le Nouvelliste» vor.
Demnach stieg die Anzahl eingegangener Notrufe von Winzerinnen und Winzern auf mehr als «15 pro Woche». Vor ein paar Monaten waren es noch eine oder zwei.
In der E-Mail warnt die WLK vor der Belastung, die wegen sinkender Preise, Einkommensdruck und Konkurrenz aus dem Ausland entstehe.
Probleme, Einsamkeit: «Manchmal ist es zu viel»
«Manchmal ist es zu viel. Manchmal wiegen die Anhäufung von Problemen, die Einsamkeit, das Gefühl, nicht verstanden oder geschätzt zu werden, schwer. Zu schwer», schreibt der Dachverband.
Aufgrund der zunehmenden psychischen Belastung habe die WLK in der E-Mail über Hilfsangebote wie etwa die Dargebotene Hand informiert.
«Man fordert uns auf, uns nicht von einer Brücke zu stürzen»
In der Branche sorgen die Text-Zeilen für unterschiedliche Reaktionen. Julien Fournier, Winzer und Kellermeister in Conthey, lief ein Schauer über den Rücken, als er die Mail öffnete.
«Man fordert uns ganz einfach auf, uns nicht von einer Brücke zu stürzen. Das sind starke Worte, ein unbestreitbares Zeichen dafür, dass die Branche am Abgrund steht.»
Der Weinsektor sei definitiv in Not.
Kritik: Dramatisiert der Dachverband?
Andere Winzer werfen dem Dachverband hingegen vor, zu dramatisieren, statt politisch zu handeln, heisst es.
WLK-Präsident Mathias Delaloye (auch SVP-Grossrat) widerspricht dem. Man kämpfe «unermüdlich». So habe er zum Beispiel auch diese Woche einen Dringlichkeitsantrag mit Massnahmen eingereicht.
Sein Antrag, bei dem es auch um mehr finanzielle Hilfe ging, wurde abgelehnt.

Delaloye: «Ich glaube, dass sich Politik und Öffentlichkeit leider nicht der Notlage bewusst sind, in der sich Winzer heute befinden. Seit sechs Monaten verzeichnen die Mitarbeiterinnen der Walliser Landwirtschaftskammer einen Anstieg der Notrufe.»
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Brauchst du Hilfe?
Bist du selbst depressiv oder hast Suizidgedanken?
Dann kontaktiere bitte umgehend die Dargebotene Hand (www.143.ch). Unter der kostenlosen Hotline 143 erhältst du anonym und rund um die Uhr Hilfe.
Die Berater können Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Auch eine Kontaktaufnahme über einen Einzelchat oder anonyme Beratung via E-Mail ist möglich.
Hilfe für Suizidbetroffene: www.trauernetz.ch











