Die typische Auszehrung bei Krebspatienten hat einen biologischen Grund. Gemäss einer neuen Studio sind Fehlinfos zwischen den Zellen verantwortlich.
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Krebserkrankungen nehmen laut der Gesundheitsstatistik seit 2019 auch in der Schweiz zu.. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Fehlinfos zwischen Zellen lösen bei Krebspatienten Gewichtsverlust aus.
  • Das hat eine neue Studie der Universität Graz gezeigt.
  • Bislang hatte man vermutet, dass der Tumor selbst dies auslöst.
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Wer an Krebs erkrankt, nimmt oft auch lebensbedrohlich viel Gewicht ab. Ein Fünftel stirbt sogar an der Auszehrung. Grund für diese sogenannte Kachexie ist gemäss einer österreichischen Studie eine fehlerhafte Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen. Das haben nun Forschende der Universität Graz herausgefunden.

Martina Schweiger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften hat zusammen mit einem internationalen Forschungsteam an den Gründen für die Kachexie geforscht. Die Ergebnisse sind am Freitag im Wissenschaftsjournal PNAS veröffentlicht worden.

Immunzellen kommunizieren fehlerhaft

Unter den verschiedenen Zelltypen, die fehlerhaft kommunizieren, sind auch Immunzellen, die versuchen, den Krebs zu bekämpfen. «Im Fall von Kachexie-Patientinnen und Patienten sorgen sie aber dafür, dass der Körper zu viel Fett- beziehungsweise Muskelmasse verliert. Dadurch ist die Krebstherapie nicht mehr tragbar.» Acht von zehn an Krebs Erkrankten leiden an der lebensbedrohlichen Abmagerung.

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Ein Röntgenbild einer von Krebs befallenen Lunge. - dpa

Unerklärlicher, extremer Gewichtsverlust ist in vielen Fällen das erste Anzeichen für eine Krebserkrankung. «Schaut man dann auf die Entzündungswerte in Blut oder Geweben, ist klar: Der ganze Körper ist in Alarmbereitschaft. Denn Tumore von Kachexie-Patienten entsenden entzündliche Faktoren ins Blut, welche die Immunzellen aktivieren», hiess es in der Mitteilung der Universität.

Immunsystem baut Fett ab – Tumor versteckt sich

Die Fresszellen im Immunsystem erkennen die Bedrohung. Sie entsenden deshalb das Kommando zum Fettabbau, damit der Körper die darin gespeicherte Energie zur Abwehr nutzen kann. Die Fettmasse wird abgebaut, der Krebs aber nicht bekämpft, weil sich der Tumor geschickt vor den Fresszellen versteckt.

«Die Anstrengungen verpuffen also im Nichts. Die Fress-, Fett- und Nervenzellen geben einander weiter das Kommando zum Abbau. Währenddessen wächst der Tumor ungestört. Der Körper wird immer schwächer, Therapien müssen schliesslich abgebrochen werden», fasste Schweiger zusammen.

Nicht Tumor liefert Signal für Fettabbau

Bisher war man davon ausgegangen, dass der Tumor das Signal für den Fettabbau gibt. Doch die Ergebnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zeigten ganz andere Abläufe auf: «Nun ist klar, dass verschiedene Zelltypen aneinander vorbei kommunizieren, während der Krebs das Immunsystem austrickst», so Schweiger. Das Ziel ihres Teams sei nun, einen Weg zu finden, wie dieser Teufelskreis verzögert oder sogar gestoppt werden kann.

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