Eingeschleppte Säugetiere gefährden Umwelt und Gesundheit

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Tierarten werden in die EU eingeschleppt.
- Forscher warnen vor dem Trend.
«Nach Europa eingeschleppte Säugetiere bedrohen die einheimische Artenvielfalt und die menschliche Gesundheit», warnen Wissenschaftler in einer internationalen Studie. Dies habe Folgen, die in der Vergangenheit weitgehend übersehen wurden.
Viele dieser invasiven Arten breiten sich begünstigt durch den Klimawandel immer schneller aus. Und sie sind potenzielle Überträger von Krankheitserregern.

Lisa Tedeschi, Sapienza Universität in Rom und Universität Wien, hat mit Kollegen 262 veröffentlichte Studien zu 16 Säugetierarten analysiert. Das Resultat: Die meisten eingeschleppten Arten weiten ihr Verbreitungsgebiet aus und erobern nach und nach benachbarte Territorien und Länder.
Von 1981 bis 2020 wurden im Schnitt jedes Jahr 1,2 Arten erstmals als gebietsfremde Säugetiere in einem Land Europas registriert. Die wichtigsten Quellen für die untersuchten Arten waren Haustiere, die entkamen oder ausgesetzt wurden, gefolgt von Zoos und Pelzfarmen.
Bisamratte, Nerz & Co.
Nach Frankreich sind die meisten invasiven Säugetierarten eingedrungen, gefolgt von Deutschland, Italien und Russland. Die Bisamratte (Ondatra zibethicus), der Amerikanische Nerz (Neovison vison) und der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) sind die am weitesten verbreiteten Arten. Sie kommen mittlerweile jeweils in mindestens 27 Ländern vor.

«Viele dieser invasiven Arten können verwandte heimische Arten verdrängen, etwa weil sie Krankheiten übertragen», erklärte Co-Autor Franz Essl. Als Beispiel nennt er das eingeschleppte Grauhörnchen, das in Grossbritannien das Europäische Eichhörnchen schon nahezu völlig verdrängt wird.
Die Forscher weisen in ihrer Studie aber auch darauf hin, dass Säugetiere ein wichtiges Reservoir von Krankheitserregern sind. Bei engem Kontakt können sie auch Überträger auf den Menschen sein. Bei den 16 in der Studie untersuchten Arten kennt man Infektionen mit 224 Krankheitserregern. 64 Prozent davon besitzen zoonotisches Potenzial, können also auch auf den Menschen übertragen werden.
Veröffentlicht wurde die Studie im Fachjournal «Mammal Review».
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