Was wird aus den Fischbeständen, wenn die Flüsse, Seen und Meere aufgrund klimatischer Veränderungen wärmer werden? Diese Frage beschäftigt auch die deutsche Fischereibranche. Und es gibt aus ihrer Sicht nicht nur schlechte Nachrichten.
Ein Angler bereitet seine Angel vor und hängt einen Drilling an die Angelschnur. Der Fischereiverband beschäftigt sich derzeit mit dem Kliamwandel. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
Ein Angler bereitet seine Angel vor und hängt einen Drilling an die Angelschnur. Der Fischereiverband beschäftigt sich derzeit mit dem Kliamwandel. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Klimawandel bietet für die Fischereibranche aus Sicht von Verbandsvertretern neben einigen Problemen auch Chancen.

Zumindest mittelfristig sei mit einer Zunahme des Artenreichtums und des Fangpotenzials in den mittleren und nördlichen Breiten zu rechnen, berichtete der Deutsche Fischereiverband.

Bis zum Donnerstag berät die Branche beim Deutschen Fischereitag in Magdeburg aktuelle Herausforderungen. Schwerpunkt sind die Auswirkungen des Klimawandels. Die Deutsche Umwelthilfe forderte, die Überfischung einzudämmen und zahlreichen Fischbeständen Erholung zu ermöglichen.

Für die Hochseefischer sei positiv, dass durch den Klimawandel einige wärmeliebende Fische vermehrt in der Nordsee anzutreffen seien, sagte der Verbandschef der Deutschen Hochseefischerei, Uwe Richter. Als Beispiel nannte er Sardinen oder den Thunfisch. Vermehrten sich die Bestände dort weiter, könnten sie bald kommerziell befischt werden. In den nördlichen Breiten sorge der Klimawandel dafür, dass die Bestände von Makrele und Kabeljau mehr hergäben, so Richter.

Höhere Wassertemperaturen sorgen auch dafür, dass sich eingeschleppte Arten in deutschen Seen und Flüssen heimisch fühlen - vor allem die Chinesische Wollhandkrabbe oder der Signalkrebs. Für die Krabbe gebe es durchaus einen Markt, weil Asia-Restaurants sie gern verwendeten, hiess es vom Fischereiverband. Das sei aber höchstens eine Nische. Der sachsen-anhaltische Landesfischereiverband rief dennoch dazu auf, die eingeschleppten Krebse als Nahrungsmittel zu vermarkten.

Sogenannte invasive Arten einzudämmen und sie gleichzeitig als Nahrung zu nutzen, sei nachhaltig, argumentierte Verbandschef Detlef Thiele. Eingeschleppte Tiere haben meist keine natürlichen Fressfeinde, breiten sich schnell aus und bedrohen heimische Arten.

Gerade die Binnenfischer sehen hingegen vor allem Probleme mit dem Klimawandel. Fehlender Schnee und Regen in vielen Regionen sorge für Wassermangel in den Teichen, so Verbandsvertreter Bernhard Feneis.

Doch auch Feneis sieht positive Effekte der Klimawandeldebatte für seine Branche. «Es tut uns gut, dass die Bevölkerung sich mehr Gedanken macht.» Heimischer Fisch wie Karpfen und Forelle werde gerade in der Direktvermarktung wieder häufiger nachgefragt, die Teichwirte könnten gute Preise verlangen. «Nachhaltigkeit ist immer dann gegeben, wenn man im eigenen Land produziert», sagte Feneis.

Der Fischereiverband versucht seine gesamte Produktpalette als umweltfreundliche und eiweissreiche Alternative zu Fleisch anzupreisen. Die Produktion verbrauche viel weniger Wasser und verursache weniger CO2-Ausstoss, zählen die Verbandsvertreter auf. Zudem sei wildgefangener Fisch bis zu seinem Ende im Fangnetz frei.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zeichnet ein weniger freudiges Bild. 41 Prozent der Fischpopulationen in der Europäischen Union seien überfischt. «Die Überfischung zu beenden, ist die einfachste Möglichkeit, unseren Fischpopulationen zu helfen und sie widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des sich ändernden Klimas zu machen», sagte DUH-Vertreter Ulrich Stöcker.

Die Verbraucher assen zuletzt mehr Fisch. Rechnerisch kam jeder Deutsche voriges Jahr auf 14,4 Kilogramm und damit 300 Gramm mehr als noch 2017, wie das Fisch-Informationszentrum jüngst mitteilte. Beliebt sind demnach allerdings vor allem importierte Fische und nicht die heimischen Arten aus Nord-, Ostsee und Teichwirtschaft.

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