Eine neue Technik soll helfen, Erbgutproben aus Pflanzenmaterial zu extrahieren. In einem Teebeutel konnten Forscher so DNA von 400 Insekten nachweisen.
Teebeutel
In einem Teebeutel konnten DNA-Spuren von 400 Insektenarten gefunden werden. Foto: Sebastian Gollnow/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Über 400 Insektenarten in einem Teebeutel?
  • Forschende haben eine neue Methode entwickelt, um dies nachzuweisen.
  • Damit können auch alte Pflanzenbestände aus Museen untersucht werden.

Beeindruckend oder doch widerlich? Biologen fanden in handelsüblichen Teesorten DNA von bis zu 400 verschiedenen Insektenarten. Für diese Erkenntnisse haben Forschende der Universität Trier (D) Erbgut-Spuren von Insekten aus getrockneten Pflanzen gewonnen und ausgewertet.

Fliegt eine Biene eine Blüte an, um sie zu bestäuben, hinterlässt sie etwas Speichel. Eine Wanze sticht in ein Blatt, eine Spinne hinterlässt seidene Fäden. All das sei bereits ausreichend, um die DNA der Insekten nachzuweisen, sagte Junior-Professor Henrik Krehenwinkel.

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Teebeutel (Symbolbild) - Pixabay

Auch Eier oder Exkremente sind für den Biogeografen geeignete Spuren. Ob es eine Grenze des Nachweisbaren gebe, müsse noch erforscht werden. «Im Prinzip reichen aber wahrscheinlich einzelne Zellen, etwa eines Käfers», erklärte Krehenwinkel.

Die Innovation wurde von Henrik Krehenwinkel, Sven Weber und Susan Kennedy entwickelt. Sie besteht der Universität Trier zufolge darin, die Umwelt-DNA (eDNA) nicht den Pflanzen-Oberflächen zu entnehmen, sondern aus zerkleinertem, getrocknetem Pflanzenmaterial. Die Teebeutel eignen sich deshalb besonders gut dazu. «Die Trocknung der Kräuter im Teebeutel scheint die DNA besonders gut zu konservieren», erklärte Krehenwinkel.

Nicht nur Teebeutel: Historische Pflanzenbestände können analysiert werden

Auf der Pflanzenhülle sei eDNA nicht lange verfügbar, weil sie durch UV-Licht abgebaut oder von Regen weggespült werde. Eine weitere Einschränkung bestehe darin, dass vor allem Insekten auf der Oberfläche der Pflanze berücksichtigt werden. «Jetzt können wir auch nachweisen, welche Insekten im Inneren der Pflanze leben», erläuterte Krehenwinkel.

Die im Fachmagazin «Biological Letters» vorgestellte Methode eröffnet dem Forscher zufolge die Möglichkeit, alte Pflanzenbestände etwa aus Museen zu analysieren. So kann ihre Besiedlung mit der heutigen verglichen werden.

«So liesse sich herausfinden, wie die Insektengemeinschaft vor Jahren ausgesehen hat, als die Pflanze gesammelt wurde. Und ausserdem, wie sie heute an dem Standort aussieht.» Das sei gerade mit Blick auf das Insektensterben von Belang.

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