Ngozi Okonjo-Iweala, Chefin der WTO, spricht die Corona-Impfstoff-Hersteller an. Sie sollen die Lizenzfertigung ihrer Vakzine durch andere Unternehmen erlauben.
wto
Die WTO-Chefin Okonjo-Iweala im Februar 2021. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala appelliert an die Produzenten des Corona-Impfstoffs.
  • Sie verurteilt zudem die Exportbeschränkungen für Medizingüter.
Ad

Die neue Generaldirektorin der Welthandelsorganisation WTO, Ngozi Okonjo-Iweala, appelliert an die Hersteller von Corona-Impfstoffen. Sie sollen den Weg für eine Lizenzfertigung ihrer Vakzine durch andere Unternehmen freimachen.

Dies sei dringend notwendig, um auch arme Länder mit Impfstoff zu versorgen. Das sagte die WTO-Chefin der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Es gebe weltweit mehr als 130 Staaten «ohne eine einzige Dosis» Impfstoff. «Das ist nicht akzeptabel, denn es sterben deshalb Menschen.»

WTO setzt sich für ärmere Länder ein

Vakzine für arme Länder zu beschaffen sei im Eigeninteresse der reichen Staaten, betonte Okonjo-Iweala: «Wenn wir nicht weltweit solidarisch handeln, werden sich die Virus-Mutationen vervielfachen und uns alle heimsuchen.»

welthandelsorganisation
Mitarbeitende in einem Gebäude der Welthandelsorganisation (WTO). - Keystone

Die WTO-Chefin lobte den britisch-schwedischen Impfstoff-Hersteller AstraZeneca und andere Produzenten dafür, dass sie die Lizenzfertigung ihrer Vakzine bereits ermöglichten. «Deshalb wäre es gut, wenn auch die anderen Unternehmen bereit wären, freiwillig Lizenzen für ihre Impfstoffe zu erteilen.»

Es wäre «wunderbar, wenn Biontech und Pfizer mehr tun könnten». Die von den Unternehmen genutzte neue mRNA-Technologie sei ein «fantastischer Fortschritt».

Exportrestriktionen sollen abgebaut werden

Okonjo-Iweala forderte die Abschaffung von Exportbeschränkungen für Medizingüter, wie sie auch in der EU verhängt worden sind. «Die WTO ermutigt ihre Mitgliedstaaten, diese Restriktionen abzubauen», sagte sie der «FAS».

Der Mangel an Corona-Vakzinen sei auch darauf zurückzuführen, dass 59 Staaten auf der Welt solche Exportrestriktionen verhängt hätten. Diese gefährdeten die Lieferketten der Impfstoffhersteller und damit deren Produktion.

Ngozi Okonjo-Iweala wto
Ngozi Okonjo-Iweala spricht während des zweiten Tages des St. Gallen Symposiums an der Universität St. Gallen am Freitag, 8. Mai 2015. - Keystone

Die WTO-Chefin verurteilte ausserdem, dass reiche Industriestaaten knappe Impfstoffe, die eigentliche für arme Länder gedacht seien, wegkauften. Das geschehe im Rahmen der sogenannten Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation WHO. «Das ist nicht in Ordnung», sagte Okonjo-Iweala der Zeitung. «Sie können nicht mit der einen Hand Hilfen verteilen und mit der anderen zulangen.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

SonntagszeitungPfizerEUWHOWTOCoronavirus