Weltwirtschaftsforum: Corona hat Gleichberechtigung um Jahrzehnte zurückgeworfen

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Genève,

Die Corona-Pandemie hat die Gleichberechtigung von Frauen und Männern nach Ansicht des Weltwirtschaftsforums (WEF) um Jahrzehnte zurückgeworfen.

Die Corona-Krise habe Frauen ungleich höher belastet als Männer.
Die Corona-Krise habe Frauen ungleich höher belastet als Männer. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Geschlechtergerechtigkeit erst in 135,6 Jahren zu erwarten.

Es dürfte noch 135,6 Jahre dauern, bis Frauen bei der Gleichbehandlung zu ihren männlichen Mitbürgern aufschliessen, wie das Forum am Mittwoch in einem aktuellen Bericht mitteilte. Im Dezember 2019 und damit vor Ausbruch der Corona-Pandemie war das WEF noch davon ausgegangen, dass sich der Gender Gap in 99,5 Jahren schliessen könnte.

Die globale Corona-Krise habe Frauen ungleich höher belastet als Männer, denn sie hätten häufiger ihren Job verloren und ausserdem bei geschlossenen Schulen und Einrichtungen mehr Betreuungsarbeit auf sich genommen. Diese Folgen würden langfristig spürbar sein, warnte das Weltwirtschaftsforum.

Zuhause seien die Menschen vielerorts in «traditionelle Verhaltensmuster zurückgefallen», beklagte WEF-Geschäftsführerin Saadia Zahidi in einer virtuellen Pressekonferenz. Arbeitende Frauen seien durch Doppelschichten belastet worden. Nun werde «eine weitere Generation von Frauen auf Geschlechtergleichheit warten» müssen.

Der Gender Gap umschreibt die Unterschiede der Geschlechter mit Blick auf politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe und Anerkennung. Auch der Zugang zu Bildung sowie die Lebenserwartung spielen eine Rolle. Das in Genf ansässige WEF erstellt seinen Global Gender Gap anhand der vier Kriterien Bildung, Gesundheit, Wirtschaft und politische Teilhabe.

Positiv sieht das WEF, dass Frauen zunehmend in den Bereichen Bildung und Gesundheit aufschliessen. Mit einer vollständigen Gleichberechtigung am Arbeitsplatz rechnet das Forum hingegen erst in knapp 268 Jahren - auch wegen der Pandemie. Die Experten verwiesen dabei auf eine UN-Studie, wonach Frauen überproportional oft in Berufen vertreten sind, die von Lockdown-Massnahmen betroffen waren.

Sorge bereitet dem WEF auch die Entwicklung im politischen Bereich - dort wachse die Lücke: Noch immer werde nur rund ein Viertel der Parlamentssitze weltweit von Frauen besetzt. Auf Ministeriumsposten sitzen weltweit 22,6 Prozent Frauen.

Dabei gibt es laut WEF insgesamt grosse Unterschiede zwischen den Ländern und Regionen. Während es in Westeuropa gelingen dürfte, die Geschlechterungerechtigkeit in gut 52 Jahren zu überwinden, könnte es in Nordafrika und dem Mittleren Osten noch über 142 Jahre dauern.

Am fortschrittlichsten stehen die nordischen Länder Island, Finnland und Norwegen da. Deutschland folgt auf Platz elf. Am unteren Ende der Skala rangieren der Irak, Jemen und Afghanistan.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte von der Politik, «beherzt gegenzusteuern», indem soziale und personennahe Berufe aufgewertet werden. Frauen dürften in der Krise nicht vom Arbeitsmarkt gedrängt werden, weil sie Kinder betreuen.

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