Ukraine-Krieg: So werden Ukrainerinnen in Europa ausgebeutet
Gerne prahlt die EU, wie schnell und unbürokratisch sie Flüchtlinge aus dem Ukraine-Krieg aufnimmt. Oft jedoch werden sie von Geschäftsleuten ausgenutzt.

Das Wichtigste in Kürze
- Neuste Recherchen decken auf, dass viele Ukrainerinnen in Europa ausgenutzt werden.
- Entweder erhalten sie weniger oder gar keinen Lohn, werden gefoltert und missbraucht.
- Eine Uno-Sonderbeauftragte fordert deshalb rasches Handeln seitens der Europäischen Union.
Vier Millionen – so viele Ukrainerinnen haben seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs Schutz in der Europäischen Union (EU) gesucht. Einlass erhalten sie meist ohne langwieriges Asylverfahren, auch Arbeitsplätze werden ihnen angeboten.
In Brüssel, Berlin und Warschau brüstet man sich damit, die Flüchtlinge mit solch offenen Armen zu empfangen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach sogar persönlich, dass man sich gut um die Ukrainerinnen kümmern werde.
Die Realität zeigt allerdings ein anderes Bild, wie der «Spiegel» in einem aktuellen Beitrag festhält. So berichten gleich mehrere vor dem Ukraine-Krieg geflüchtete Ukrainerinnen, wie skrupellos europäische Geschäftsmänner von der Krise profitieren.
Nächtlicher Sex mit Ukrainerinnen
Eine davon ist Anschelika Larionowa. Zusammen mit ihrer Tochter floh die 34-Jährige nach Čadca, einer kleinen Stadt im Norden der Slowakei. Für 4,50 Euro die Stunde und zwölf Stunden am Tag schraubte sie in einer Fabrik Autoteile zusammen.
Ihr neues Zuhause befand sich gleich in der Nähe. Anschelika, so erinnert sie sich heute, wäre jedoch am liebsten umgekehrt. Denn: Der Putz bröckelte von den Wänden, die Fenster waren sogar mit Pappkartons abgedeckt.

Und nachts, da habe sie gehört, wie betrunkene Männer Sex mit den Ukrainerinnen hatten. «Es war schrecklich», sagt sie. «Ich wollte so nicht leben.»
Vorwürfe, von denen die Leiharbeitsfirma nichts wissen will. Sie behauptet, weder die Frauen finanziell auszunützen, noch Mängel in den Unterbringungen festgestellt zu haben. Alle Angestellten, so heisst es in der schriftlichen Stellungnahme, würden entsprechend der Gesetze bezahlt. Auch könnten sie ohne Angaben von Gründen kündigen.
Blaue Augen und roter Ausschlag am Körper
Ähnliches erlebte Vika. Die 21-Jährige fand ebenfalls in der Slowakei Zuflucht, genauer gesagt in einem Gewächshaus im Süden des Landes. Erst erhielt sie weniger Lohn, dann begannen sich die Arbeitszeiten zu ändern. Statt sieben Uhr morgens, ging es auf einmal um sechs und schliesslich sogar um fünf Uhr morgens los.
Besonders brisant: ihr Aussehen. Wie das Magazin schreibt, waren ihre Augen beim Interview blutunterlaufen, die Arme von einem rötlichen Ausschlag gekennzeichnet. Offenbar eine Tomatenallergie, sagte Vika dem Magazin.

Inzwischen ist die 21-Jährige in die Ukraine zurückgekehrt. Um sich zu erholen. Und weiter: Sie nehme lieber das Risiko eines Raketenanschlags im Ukraine-Krieg in Kauf, als länger in der EU zu bleiben.
Wie Anschelika und Vika geht es aktuell noch vielen anderen geflüchteten Ukrainerinnen. Tomoya Obokata, Sonderbeauftragte der Uno für moderne Formen der Sklaverei, fordert deshalb die EU zum Handeln auf: «Die Staaten müssen mehr tun, um solche Fälle zu verhindern.»
Sie müssten jede Vertriebene registrieren und über die Hilfsangebote der nationalen Behörden informieren. Nur so könne man sicherstellen, dass sich keine Ukrainerin aus purer Verzweiflung in die Abhängigkeit von Kriminellen begebe.