Ukraine-Krieg: Kenianer mit Fake-Jobs an die Ukraine-Front gelockt
Russland lockt junge Kenianer mit falschen Jobs – und schickt sie dann in den Ukraine-Krieg. Opfer sprechen von Menschenhandel.

Das Wichtigste in Kürze
- Russland lockt junge Kenianer mit Fake-Jobs in den Ukraine-Krieg.
- Den Betroffenen werden die Pässe und Handys abgenommen.
- Rund 1400 afrikanische Söldner sind für Russland im Ukraine-Krieg im Einsatz.
Im ostafrikanischen Land Kenia haben knapp 70 Prozent der Bevölkerung bis 34 Jahre keinen Job. Diese Perspektivlosigkeit nutzt Russland aus und lockt junge Kenianer mit vermeintlich lukrativen Jobangeboten.
Angepriesen waren Stellen wie Fahrer oder Küchenpersonal in einem Militärcamp.
Monatslohn: umgerechnet rund 1500 Franken – ein Vielfaches dessen, was man in Kenia im Durchschnitt verdient.
Doch in Russland angekommen werden sie an die Front im völkerrechtswidrigen Ukraine-Krieg geschickt. Sie sollen für Russland gegen die Ukraine kämpfen, wie der «Deutschlandfunk» über die Fake-Jobs berichtet.
Der arbeitslose IT-Spezialist Calvin (*Name geändert) erzählt dem Sender, wie die Masche funktioniert.
Eine Agentur kümmerte sich um die Reise von Kenia und Russland. Doch den Flug und das Touristenvisum musste er für umgerechnet gut 370 Franken erst einmal selbst bezahlen.
Pass abgenommen und dann in den Ukraine-Krieg geschickt
Nach der Ankunft in Moskau gab es erst einmal eine gründliche Kontrolle. Dabei nahmen die Beamten den jungen Kenianern die Pässe und die Handys weg.
Erst im Militärcamp wird Calvin durch die Erzählungen der anderen jungen Männer klar, in welcher Lage er steckt. Ihre Erfahrungen lassen ihn seine eigene Situation mit neuen Augen sehen.
«Von ihnen haben wir erfahren, dass die angebotenen Jobs ein Fake sind», sagt er dem «Deutschlandfunk». «Jeder, der hierhin kommt, wird an die Front geschickt.»
Calvin will aber nicht für Russland im Ukraine-Krieg kämpfen. Da er sein Handy verstecken konnte, gelang ihm gemeinsam mit zwei befreundeten Kenianern die Flucht.
Beim Einkauf in einem Supermarkt bestellten sie sich ein Taxi. Und konnten sich so in die kenianische Botschaft in Moskau flüchten. Dank dort ausgestellten Ersatzdokumenten konnten sie so zurück nach Kenia fliegen – und so der Ukraine-Front entkommen.
«Geht um Menschenhandel»
«Wir haben uns so befreit gefühlt. Ich war kurz davor zu weinen, als ich meine Familie wiedergesehen habe», sagt Calvin.
Für ihn ist klar: «Da geht es mehr um Menschenhandel als um Jobmöglichkeiten. Ich fühle mich betrogen.» Er will daher nun andere junge Kenianer vor vermeintlich lukrativen Jobangeboten in Russland warnen.
Laut dem ukrainischen Aussenministerium sind mindestens 1400 Söldner aus 36 afrikanischen Ländern für Russland im Einsatz. Viele von ihnen landen in ukrainischer Gefangenschaft.
Brauchst du Hilfe?
Bist du von Menschenhandel, Zwangsprostitution oder Ausbeutung betroffen oder hast du etwas beobachtet, das dir suspekt vorkommt? Dann melde dich bei der Nationalen Meldestelle ACT212 unter act212.ch oder 0840 212 212.
Als erste Anlaufstelle bietet sie vertrauliche Hilfe und Beratung für Betroffene und deren Angehörige. Sie stellt sicher, dass Menschen in Not schnell und unkompliziert Unterstützung finden können.

















