Nobel-Laureatin: Sicht der Opfer fehlt in Ukraine-Gesprächen

Keystone-SDA
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Deutschland,

Die Friedensnobelpreisträgerin Olexandra Matwijtschuk pocht auf humanitäre Aspekte in den Ukraine-Verhandlungen.

Olexandra Matwijtschuk
Die Kiewer Friedensnobelpreisträgerin Olexandra Matwijtschuk hier in Wien. - keystone

Bei den Ukraine-Verhandlungen muss nach Ansicht der Kiewer Friedensnobelpreisträgerin Olexandra Matwijtschuk humanitären Fragen mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.

«Wir dürfen nicht nur über Geopolitik sprechen, wir müssen über die Menschen sprechen, die von diesem Krieg getroffen werden», sagte die Menschenrechtsanwältin in Berlin der Deutschen Presse-Agentur.

Matwijtschuk (42) trat für eine Beteiligung der Zivilgesellschaft an den Beratungen ein. «Das Format der Friedensgespräche ist so konstruiert, dass es schwierig sein wird, einen Weg zu dauerhaften Frieden zu finden», sagte sie.

Mehr Stimmen brauchen Gehör

«Denn derzeit sind die Stimmen von Opfern russischer Kriegsverbrechen ausgeschlossen. Auch sie müssen gehört werden.» Als Beispiele nannte sie die Verschleppung von ihren Worten nach 20'000 ukrainischen Kindern nach Russland und die Misshandlung Tausender Soldaten und Zivilisten aus der Ukraine in russischer Gefangenschaft.

Weiter gehe es um das Schicksal von Millionen Ukrainern in den von russischen Truppen besetzten Gebieten. «Russische Besatzung ist nicht nur, dass eine Staatsflagge die andere ablöst. Russische Besatzung bedeutet Verschleppungen, Folter, Vergewaltigung, Verleugnung der eigenen Identität, Zwangsadoption der eigenen Kinder, Filtrationslager und Massengräber.»

In den bislang bekannt gewordenen Punkten des diskutierten Friedensplans sind zwar ein Austausch aller Gefangener und eine Rückkehr ukrainischer Kinder vorgesehen.

Keine Alternative zum Widerstand

Die Vorschläge sind aber ohne Details formuliert. Schutzmechanismen für die ukrainische Bevölkerung in den von Russland reklamierten Gebieten fehlen bislang. Vorgeschlagen ist eine Amnestie für Taten, die im Krieg begangen wurden. Matwijtschuk beschrieb die Stimmung in der ukrainischen Gesellschaft im vierten Kriegswinter als sehr besorgt.

«Russland hat den grössten Teil der Energieinfrastruktur zerstört, wodurch Millionen Menschen in der Ukraine in die Lage geraten sind, diesen Winter ohne Heizung, Licht, Wasser und sonstige grundlegende Bedürfnisse zu verbringen.»

Gleichzeitig sah sie keine Alternative für ihr Land, als sich weiter zu wehren. Wenn die Ukraine aufhöre zu kämpfen, «heisst das, dass Russland die Ukraine besetzt und wir aufhören zu existieren. Denn dies ist ein genozidaler Krieg», sagte sie.

Matwijtschuks Menschenrechtsorganisation Center for Civil Liberties ist 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie wurde gemeinsam mit dem belarussischen Anwalt Ales Bjaljazki und der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial geehrt.

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