SRF zieht Konsequenzen: Ramiswil-Halterin ist ihren Experten-Job los
Der Tierquälerei-Skandal von Ramiswil hat nun auch berufliche Konsequenzen für die Halterin: SRF arbeitet nicht mehr mit ihr – auch andere Medien reagieren.

Das Wichtigste in Kürze
- Die mutmassliche Tierquälerin von Ramiswil SO ist ihre Aufträge als SRF-Expertin los.
- Das Medienhaus will sie künftig nicht mehr anfragen, lässt ihre Beiträge aber online.
- Auch andere Verlage, mit denen sie zusammenarbeitete, reagieren.
120 Hunde sind tot, Dutzende Pferde und Ziegen wurden beschlagnahmt: Der Fall Ramiswil sorgt seit Tagen für Unglauben und Empörung.
Im Zentrum des Skandals: Eine bekannte Gesundheitsexpertin*, die immer wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten ist – und jetzt für das Tierelend verantwortlich sein soll.
Mit diversen Verlagen und Medienhäusern hat sie in der Vergangenheit zusammengearbeitet. Auch mit SRF.
Und der Leutschenbach zieht nun Konsequenzen: Ihre Funktion als SRF-Expertin ist die Halterin von Ramiswil los.
«Ja», lässt das Medienhaus auf Anfrage von Nau.ch verlauten, man werde in Zukunft davon absehen, die betroffene Expertin anzufragen.
SRF-Auftritte bleiben online
Ein Honorar hat SRF der Tierhalterin nie bezahlt. Es ist aber bekannt: Selbständige wie sie profitieren natürlich indirekt finanziell von solchen Auftritten.
Allein auf YouTube haben über 50'000 Menschen den letzten SRF-Beitrag gesehen, in dem sie als Expertin zu Wort kommt. Viele davon natürlich potenzielle Kundschaft.

Solche bereits bestehenden Beiträge mit ihr will der Sender trotz des Skandals online lassen. Es gebe auch keine Diskussionen darüber, sie mit einem Hinweis zu versehen, dass SRF nicht mehr mit ihr zusammenarbeite.
Das Medienhaus lässt verlauten: «Bei SRF gab es nie ein Porträt oder ähnliches über die Beschuldigte, wo es allenfalls angebracht wäre, einen Hinweis anzubringen.»
Es geht dabei aber auch darum, die Identität der mutmasslichen Tierquälerin zu schützen: «SRF ist bei der Namensnennung von (potenziellen) Straftäterinnen und -tätern sowie Opfern zurückhaltend.»
Familien-Portal versieht alte Artikel mit Hinweis
Anders als SRF hat es ein Familienportal gelöst, das nicht namentlich erwähnt werden will. Es stellt in einem Hinweis zu einem älteren Online-Artikel klar, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben.
Das Familienportal dürfte damit auf hässige Kommentare von Leserinnen und Lesern reagiert haben. «Ist Ihnen bewusst, dass Sie Werbung für eine amtierende Tierquälerin machen?», schreibt jemand zum Artikel.
Eine weitere Person ärgert sich: «Das Ganze ist ein riesengrosser Witz! Hof nicht im Griff, aber grosses Gedönse über Kindererziehung.»
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt die betroffene Redaktion, man habe sich mit dem Hinweis für einen «Mittelweg» entschieden.

Löschen hat das Portal in diesem Fall als unverhältnismässig erachtet. «In den Beiträgen hat sie ja inhaltlich nichts Falsches gesagt», lautet die Begründung.
Familien-Magazin löscht Beiträge frühzeitig
Das Magazin «Wir Eltern» hatte bis vor wenigen Tagen ebenfalls noch Beiträge mit der Tierhalterin online. Anders als SRF hatte es die Ramiswil-Halterin dafür bezahlt – sie verfasste sie als Freelancerin.
Als Nau.ch dazu anfragt, wie das Magazin mit der Situation umgeht, sind noch zahlreiche Artikel der Frau online. Bereits am nächsten Tag fehlt davon jede Spur.
Die Erklärung liefert Chefredaktorin Caterina Melliger. Die Redaktion überarbeite derzeit die Webseite und prüfe dabei ältere Inhalte auf ihre Aktualität, sagt sie zu Nau.ch.
«In diesem Zusammenhang hätten wir auch die Beiträge der Beschuldigten entfernt. Diesen Schritt haben wir nun vorgezogen, sodass die entsprechenden Artikel nicht mehr online sind.»
Melliger stellt zudem klar: «Unsere Zusammenarbeit endete bereits vor über neun Jahren.»
Was ist passiert?
Auf dem Hof der bekannten Gesundheitsexpertin hat sich einer der schlimmsten Tierquälerei-Fälle der Schweiz abgespielt. Noch immer kommen regelmässig neue Details über den Skandal ans Licht.
Bekannt wurde der Fall Anfang November, als das Solothurner Veterinäramt eingriff und rund 120 Hunde einschläferte. Laut der Kantonstierärztin waren sie in derart schlechtem Zustand, dass sie nicht mehr zu retten waren.

Der Tiermissbrauch geht jedoch weit über die Gemeindegrenzen von Ramiswil hinaus. Im Kanton Freiburg besitzt die Halterin zwei Wohnungen, in denen sie Berichten der Nachbarn zufolge Hunde und Geissen unterbrachte.
Zudem soll sie immer wieder Tiere in Pensionen und Landwirtschaftsbetrieben platziert, aber dann nicht für deren Unterhalt bezahlt haben. Auch im Ausland. Sie soll mehreren Personen Tausende Franken schulden.
Nun hat sich auch noch herausgestellt, dass der Hof frisch Bio-zertifiziert war. Klar ist inzwischen auch: Die Mehrheit der beschlagnahmten Pferde wird bald versteigert. Und einer Gruppe Schweine, die eigentlich einen Platz auf dem Hof hätte bekommen sollen, droht jetzt die Schlachtung.
*Name der Redaktion bekannt























