Wie zu erwarten dominiert der Ukraine-Krieg auch die diesjährige Liste an Nominierungen für den Friedensnobelpreis.
Friedensnobelpreiskandidat Wolodymyr Selenskyj
Friedensnobelpreiskandidat Wolodymyr Selenskyj - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Einige Namen aus der Liste für den Friedensnobelpreis sind schon jetzt klar.
  • Darunter: der ukrainische Präsident Selenskyj und der Nato-Generalsekretär Stoltenberg.
  • Schnell wird klar: Die meisten bekannten Namen betreffen den Ukraine-Krieg.

Vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bis zu Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine scheint auch in diesem Jahr die Nominierungen für den Friedensnobelpreis zu dominieren.

Zwar wird die Liste der Nominierten gemäss der Statuten des Nobelpreiskomitees mindestens 50 Jahre lang geheimgehalten. Vor Ende der Nominierungsfrist am Dienstag wurden dennoch bereits einige Namen bekannt.

Die Geheimhaltung betrifft nämlich nicht diejenigen, die Vorschläge für Friedensnobelpreisträger einreichen dürfen. Dazu gehören Preisträger, Parlamentarier und Minister aus allen Ländern der Welt – sowie einige Universitätsprofessoren.

Die meisten Namen, die bisher bekannt wurden, betreffen den inzwischen fast ein Jahr andauernden Krieg in der Ukraine oder Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Experten vermuten jedoch, dass das norwegische Nobelkomitee einen anderen Weg einschlagen könnte, wenn es den oder die Preisträger im Oktober bekanntgibt.

Von Thunberg bis Erdogan

Die norwegische Grünenabgeordnete Lan Marie Berg etwa sagte am Dienstag, sie habe die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und deren ugandische Mitstreiterin Vanessa Nakate nominiert. Viele glauben, dass Thunberg schon seit einigen Jahren durchgehend auf der Nominiertenliste steht.

Der Sprecher des pakistanischen Senats nominierte den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wegen dessen «unermüdlichen» Einsatzes zur Beilegung der ukrainischen Krise für den Friedensnobelpreis.

Greta Thunberg in Davos
Greta Thunberg in Davos - AFP

Der norwegische Abgeordnete Christian Tybring-Gjedde von der rechtspopulistischen Fortschrittspartei hatte bereits kurz nach Beginn der russischen Invasion im Onlinedienst Facebook angedeutet, Präsident Selenskyj nominieren zu wollen. Er schlug zudem seinen Landsmann und Nato-Chef Jens Stoltenberg vor, der «den Preis für seine beispielhafte Arbeit als Nato-Generalsekretär in einer schwierigen Zeit für das Bündnis» verdiene.

Auch Nawalny wird nominiert

Weitere bekannte Nominierte sind inhaftierte Putin-Gegner wie die russischen Oppositionellen Alexej Nawalny und Wladimir Kara-Mursa. Letzterer wurde von der norwegischen Abgeordneten Ingjerd Schou nominiert. «Wir wissen jetzt, dass die Grundlage für diesen Krieg ein russisches Regime ist, das auf Korruption und Unterdrückung aufgebaut ist», sagte sie der norwegischen Nachrichtenagentur NTB.

Alexej nawalny
Alexej Nawalny bei Gerichtsanhörung im Februar 2021. - AFP

Die letzten beiden Friedensnobelpreise wurden weithin als direkte Kritik an Putin wahrgenommen. Im vergangenen Jahr teilten sich der belarussische Menschenrechtsaktivist Ales Bjaljazki, die russische Menschenrechtsorganisation Memorial und das ukrainische Zentrum für bürgerliche Freiheiten (CCL) den Preis.

2021 erhielt der russische Journalist Dmitri Muratow gemeinsam mit seiner philippinischen Kollegin Maria Ressa die Auszeichnung für ihre Verdienste um die Pressefreiheit. Muratows «Nowaja Gaseta» galt bis zu ihrem Verbot im vergangenen Jahr als letzte Bastion der freien Presse in Russland.

Henrik Urdal, Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts (Prio), hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass das Nobel-Komitee sich erneut gegen Putin positioniert – um nicht «eurozentristisch» zu wirken. Es sei «notwendig, das Licht auch auf andere internationale Probleme in anderen Teilen der Welt zu lenken», sagte Urdal.

Jedes Jahr werden mehrere hundert Nominierungen für den Friedensnobelpreis eingereicht. 2022 waren es 343.

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