Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs legt Wladimir Putin Wert darauf, Junge für seine Sache zu gewinnen. Das gelingt dank Jugendgruppen und Influencern.
Wladimir Putin
Ein russisches Kind bei einem Training der «Jugend-Armee» von Wladimir Putin. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die «Jugend-Armee» ist ein wichtiges Mittel zur Indoktrination in Russland.
  • Durch diese zieht Putin zukünftige Soldaten auf seiner Seite.
  • Auch dank Influencern hat die Gruppe inzwischen eine Million Mitglieder gewonnen.
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Putin gehen im Ukraine-Krieg die Soldaten aus. So musste seine Armee mehrmals schwere Niederlagen einstecken, zudem fliehen viele Männer im wehrfähigen Alter aus dem Land.

Umso wichtiger ist daher der Nachwuchs. Schon länger legt der Kreml besonders viel Wert darauf, in Schulen und sogar Kindergärten Propaganda zu streuen.

Wladimir Putin schickt Kinder ins Waffen-Training

Ein noch effektiveres Werkzeug zur Indoktrination sind aber Jugendgruppen und Influencer, erklärt Russland-Historiker Ian Garner. In einem Beitrag für den «Guardian» schreibt er, wie besonders die sogenannte «Jugend-Armee»Kinder auf das Militär vorbereitet.

Yunarmia
In Russland gibt es rund eine Million «Yunarmia»-Kadetten.
Ukraine-Krieg
Mit beigen Uniformen und roten Kappen erinnern die Mitglieder der «Yunarmia» auf den ersten Blick an Pfadfinder.
Ukraine-Krieg
Mit den «Yunarmia»-Jugendlichen werden Militär-Trainings durchgeführt.
Armee
«Die Mitgliedschaft wird als Weg gezeigt, um neue Freunde zu gewinnen», so ein Experte.
Armee
Aber: «Den Mitgliedern wird beigebracht, für ihr Mutterland zu sterben.»
Jugend armee
Auch Fallschirmkurse stehen auf dem Programm.
Junge Soldaten
Ältere Mitglieder oder Ehemalige kämpfen bereits im Ukraine-Krieg.
Putin Ukraine-Krieg
Putin mit Kadetten vor dem Kreml. Die Unterstützung in der Bevölkerung für den Ukraine-Krieg soll schwinden.

Mit beigen Uniformen und roten Kappen erinnern die Mitglieder der «Yunarmia» auf den ersten Blick an Pfadfinder. Auf ihrer Internetseite finden sich Comic-Charaktere und Minigames oder Patriotismus-Wettbewerbe. «Die Mitgliedschaft wird als Weg gezeigt, um neue Freunde zu gewinnen», so Garner.

Aber die Realität sieht anders aus: In Sommercamps und Kursen lernen die Kadetten nämlich ganz reale militärische Fähigkeiten von Fallschirmspringen bis zum Umgang mit Waffen. «Den Mitgliedern wird beigebracht, für ihr Mutterland zu sterben», erklärt Garner. Das beginne schon bei Sechsjährigen.

Waren Sie bei den Pfadfindern?

Und für ältere «Yunarmia»-Kadetten gilt bereits Ernst. Einige von ihnen kämpfen an der Front im Ukraine-Krieg, andere sind bereits im Kampf gestorben. «Das wird von diesen Gruppen mit Online-Tributen als ‹Helden-Tod› idealisiert», schreibt Garner.

«Yunarmia»-Influencer dienen als Vorbilder

Die «Jugend-Armee» wächst nämlich nicht zuletzt dank einer grossen Social-Media-Präsenz. Gegründet wurde die Gruppe im Jahr 2016 von Verteidigungsminister Sergej Schoigu, ist nun aber deutlich gewachsen. Inzwischen gibt es in Russland schon eine Million beteiligte Kinder und Jugendliche.

Nikita Nagornyy
Turner Nikita Nagornyy (25) ist der Chef der «Yunarmia».
Nikita Nagornyy
Neben Bildern mit Putin und von einem Besuch auf der Krim teilt er auch klassische Influencer-Fotos.

Zu verdanken ist das auch Nikita Nagornyy (25). Der Turner und Olympia-Teilnehmer hat auf Instagram über 750'000 Follower und steht an der Spitze der «Jugend-Armee». «Er ist das perfekte Vorbild für junge Leute und entspricht genau dem Bild, das der Kreml sich wünscht», erklärt Garner.

Neben oben-ohne-Bildern, Turn-Videos und Reise-Vlogs teilt Nagornyy immer wieder auch Fotos mit Wladimir Putin oder anderen hohen Militärs. Offizielle PR-Bilder zeigen zudem, wie er etwa Veteranen des Ukraine-Kriegs besucht.

Stepanova
Die Langläuferin Veronika Stepanova (21) ist Anhängerin von Wladimir Putin und ehemalige «Yunarmia»-Kadettin. - keystone

Und er ist nicht der einzige, den Garner als Beispiel aufzählt: Auch die olympische Langläuferin Veronika Stepanova (21) spricht immer wieder von ihrer Zeit in der «Jugend-Armee». Die bekennende Unterstützerin von Wladimir Putin kritisierte den Skiverband FIS nach dem Ausschluss russische Sportler heftig. Auch sie dient als grosses Vorbild für junge Russinnen – und hilft so der «Jugend-Armee» und dem Kreml.

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