Als zweiter Papst überhaupt ist Franziskus am Sonntag zu einem sechstägigen Besuch in Kanada aufgebrochen.
Der Papst beim Einstieg ins Flugzeug in Rom
Der Papst beim Einstieg ins Flugzeug in Rom - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kirchenoberhaupt will sich bei Missbrauchsopfern entschuldigen.

Sein Flugzeug hob gegen 09.00 Uhr Ortszeit in Rom ab, wie ein AFP-Reporter berichtete. Bei seiner «Pilgerfahrt der Busse» will das Oberhaupt der katholischen Kirche Vertreter indigener Gruppen treffen und sie um Vergebung für indigenen Kindern angetanes Leid in katholischen Internaten bitten. Am Flughafen von Edmonton wollte Kanadas Premier Justin Trudeau den Papst empfangen.

In einer Botschaft im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Franziskus vor seinem Abflug, er hoffe, dass sein Besuch zur bereits begonnenen «Reise der Versöhnung» beitragen möge.

In Kanada waren seit 1874 rund 150.000 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weisse Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden dort misshandelt oder sexuell missbraucht, tausende starben an Krankheiten oder Unterernährung.

Seit dem vergangenen Jahr wurden in der Nähe mehrerer dieser kirchlichen Einrichtungen mehr als 1300 anonyme Gräber gefunden. Eine nationale Wahrheits- und Versöhnungskommission sprach in diesem Zusammenhang von «kulturellem Völkermord».

Die Reise des Papstes nach Kanada wird als wichtiger Teil der Bemühungen Franziskus' gesehen, den weltweiten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirchen und dessen jahrzehntelange Vertuschung aufzuarbeiten. Bereits im April hatte Franziskus sich im Vatikan bei Delegationen aus Kanada für die Missbrauchsfälle entschuldigt.

Der zehnstündige Flug nach Edmonton ist die längste Flugreise des Papstes seit 2019. Der 85-Jährige leidet seit einiger Zeit unter Knieschmerzen. Am Sonntag wurde er in einem Rollstuhl per Hebebühne an Bord des Flugzeuges gebracht.

Der Besuch des Papstes soll am Montag in Maskwacis rund hundert Kilometer südlich von Edmonton beginnen. Franziskus will dort Ureinwohner treffen, unter ihnen ehemalige Schüler katholischer Internate. Am Dienstag wird das Oberhaupt der weltweit 1,3 Milliarden Katholiken in einem 60.000 Zuschauer fassenden Stadion in Edmonton eine Messe feiern und den bei Pilgern beliebten See Lac Sainte Anne besuchen.

Nach einem Besuch in Québec will der Papst seine Reise in Iqaluit beenden, wo die grösste Inuit-Bevölkerung Kanadas beheimatet ist. Auch dort wird er sich mit ehemaligen Heimschülern treffen, bevor er nach Rom zurückkehrt.

Begleitet wird der Papst vom vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der als Nummer zwei im Vatikan bezeichnet wird. Vor Franziskus hat bisher nur ein weiterer Papst Kanada besucht, dessen Bevölkerung zu etwa 44 Prozent katholisch ist: Johannes Paul II. war 1984, 1987 und 2002 im zweitgrössten Land der Erde.

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