Mercedes-Benz steigt bei der französischen Batterie-Allianz ein. Dabei soll es um die künftige Versorgung von Elektroautos mit Akkus gehen.
Das Logo von Mercedes-Benz in Sachsen (D).
Das Logo von Mercedes-Benz in Sachsen (D). - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mercedes-Benz zieht bei der französischen Batterie-Allianz mit.
  • Dabei geht es um die Versorgung künftiger Elektroautos mit Akkus.
  • Es herrscht zurzeit ein Boom in der Batteriezellenfertigung.

In Paris spricht man schon länger vom «Airbus der Batterien»: Nun zieht Mercedes-Benz bei der Allianz mit. Dabei soll es um die Versorgung künftiger Elektroautos mit Akkus gehen. Sie erhalten Zuspruch aus Berlin. Daimler steigt zur Versorgung seiner Elektroautos in die Batteriezell-Allianz von Stellantis und Totalenergies ein und stärkt damit ein deutsch-französisches Vorzeigeprojekt.

Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz wird mit einem Drittel gleichberechtigter Anteilseigner an der Automotive Cells Company (ACC). Dies teilten sie am Freitag in Stuttgart mit. Mercedes will insgesamt weniger als eine Milliarde Euro investieren, davon im kommenden Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Zudem wollen die Schwaben Technologie und Produktions-Know-how einbringen.

«Gemeinsam mit ACC werden wir Batteriezellen und Module in Europa entwickeln und effizient produzieren. Diese sollen massgeschneidert auf die spezifischen Anforderungen von Mercedes-Benz sein», sagte Daimler-Chef Ola Källenius. Der französische Stellantis-Konzern führt 14 Automarken, darunter Peugeot, Opel oder Fiat.

«Batterie-Chamion in Europa»

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach von einem Durchbruch. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich solle zu einem «Batterie-Champion in Europa» führen. Paris pocht seit langem darauf, bei der Batterieproduktion von Asien unabhängiger zu werden. Das Thema ist dort Chefsache - Präsident Emmanuel Macron sprach bereits Anfang 2020 vom «Airbus der Batterien».

Daimler hatte sich erst im Juli öffentlich dazu entschlossen, selbst in Batteriezellwerke investieren zu wollen. Somit wollen sie sich die Versorgung ihrer künftigen Elektroautos mit Akkus sichern. Seitdem war Källenius auf der Suche nach Partnern für das Vorhaben. Ende des Jahrzehnts wollen sie eine Produktionskapazität von mehr als 200 Gigawattstunden an Batteriezellen pro Jahr auf die Beine stellen.

Nur noch vollelektrische Modelle von Mercedes-Benz

Daimler will bis 2030 in der Lage sein, nur noch vollelektrisch angetriebene Mercedes-Benz-Pkw zu verkaufen. Dies wo immer es die Marktbedingungen zulassen. 200 Gigawattstunden an Zellkapazität würden rechnerisch für 2,5 Millionen aktuelle Mercedes EQC-Modelle mit jeweils 80 Kilowattstunden (kWh) Stromspeicher reichen.

Die Allianz mit dem Autoriesen Stellantis und dem Ölkonzern Totalenergies ist Teil dieser Bestrebungen. ACC will bis Ende des Jahrzehnts nach Angaben von Daimler mindestens 120 Gigawattstunden an Batteriezellen pro Jahr produzieren. Wie viel davon für Daimler vorgesehen ist, wurde zunächst nicht bekannt.

Ab Mitte des Jahrzehnts soll ACC Mercedes-Benz mit Batteriezellen und -modulen aus Fabriken in Deutschland und Frankreich beliefern. Die Gesamtinvestitionen in ACC sollen sich auf mehr als 7 Milliarden Euro belaufen.

Europäische Unterstützung

Das Konsortium ACC wird laut dem Bundeswirtschaftsministerium seit 2018 innerhalb der Europäischen Union unterstützt. «Es lässt sich absehen, dass in den nächsten Jahren mehrere zehntausend Arbeitsplätze allein in Deutschland in der Batteriezellfertigung entstehen werden.» So der Bundeswirtschaftsminister Altmaier.

Deutschland kann aus Sicht von Altmaier zu einem Schwerpunkt der weltweiten Batterieproduktion werden. Zusammen mit dem Projekt von Tesla sowie den weiteren 14 Projekten, die im Rahmen der europäischen Batterieprojekte gefördert werden. «Damit entsteht das bislang erfolgreichste industriepolitische Projekt seit Airbus

Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Batterie-Projekte in Deutschland nach eigenen Angaben mit etwa 3 Milliarden Euro. Insgesamt nähmen an beiden IPCEI-Projekten in Europa fast 60 Unternehmen aus 12 EU-Staaten teil. Hinzu kämen mehrere 100 Unternehmen aus Europa, die indirekt als Zulieferer, Forschungseinrichtung oder Partner vom IPCEI profitierten.

Boom in der Batteriezellenfertigung

In Europa sei ein regelrechter Boom in der Batteriezellenfertigung zu beobachten, hiess es. Der Bau mehrerer «Gigafactories» sei geplant und teils umgesetzt. Europaweit entstünden bis 2030 rund 100'000 neue Arbeitsplätze im Batteriesektor.

Allein in Deutschland investierten die 16 geförderten IPCEI-Unternehmen mehr als 13 Milliarden Euro. Sie schaffen laut Ministerium rund 10'000 direkte Arbeitsplätze.

Stellantis-Chef Carlos Tavares nannte Mercedes-Benz einen strategischen Partner. Dieser wolle ebenfalls ACC zu einem führenden Unternehmen machen, sagte der gebürtige Portugiese laut einer Mitteilung. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer teilte mit, Mercedes wolle in der Produktion der wichtigsten Komponente des Elektroautos Fuss fassen. Dies sei eine wichtige strategische Entscheidung.

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