Lukaschenko zweifelt an Taktik seines Russen-Freundes Putin
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko äussert seine Zweifel am Erfolg von Putins angeordneter russischer Invasion in der Ukraine.

Das Wichtigste in Kürze
- Der belarussische Präsident Lukaschenko zweifelt an Russlands Erfolg im Ukraine-Konflikt.
- Den Krieg möchte der Putin-Freund mit allen Mitteln verhindern.
- In Belarus halten sich Einheiten des russischen Militärs auf.
Am Donnerstag hat sich der belarussische Machthaber Lukaschenko in einem Exklusiv-Interview mit der Nachrichtenagentur AP zum Ukraine-Konflikt geäussert.
«Wir lehnen jeden Krieg kategorisch ab», beginnt der 67-jährige Politiker. Und: «Wir haben alles getan und tun alles, damit es keinen Krieg gibt.» So gebe es dank ihm Verhandlungen zwischen den Kriegsländern, behauptet Lukaschenko. Noch im März hatte er die russische Invasion mit einer Bedrohung durch die Ukraine legitimiert.

Wenn er ehrlich sei, hätte er nicht gedacht, dass sich die Operation derart lang hinzieht, fügt er an. Allerdings sei er mit dem Problem nicht genug vertraut, um zu sagen, ob alles nach Plan läuft. Wie dies die Russen behaupten.
Gegen Ende betont der Präsident Weissrusslands, dass der Konflikt absolut nicht im Interesse seines Staats sei. «Wir wissen, wer uns gegenüber steht», so Lukaschenko. Auch den Einsatz von Nuklearwaffen hält er für inakzeptabel.

Er spricht im Interview auch immer wieder vom «Krieg», während der Kreml vehement auf die Bezeichnung «militärische Spezialoperation» pocht. Wer in Russland nicht die offizielle Bezeichnung verwendet, kann verurteilt werden.
Obwohl sich Teile des Interviews wie eine Distanzierung von Russland lesen, eine Annäherung an die Gegenseite ist es aber nicht: «Die USA wollen die Gunst der Stunde nutzen und ihre Verbündeten an sich binden, um Russland zu ertränken.» Die Grossmacht verfolge das Ziel, «Russland auszusortieren und dann China».
Trägt Belarus Mitschuld?
Seit knapp 30 Jahren wird Weissrussland von Alexander Lukaschenko regiert – mit eiserner Faust. Er ist ein Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin, den er als seinen «grossen Bruder» bezeichnet. Belarus fungiert als Rückzugsgebiet sowie logistische Basis für den Militäreinsatz russischer Truppen in der Ukraine.
Offenbar herrscht in dem osteuropäischen Land Unmut gegenüber der indirekten Beteiligung an dem Krieg. In den letzten Wochen wurden mehrere Bahnanlagen sabotiert, wie das «Focus»-Magazin berichtet.