Indien und Pakistan führen einen «Flaggenmast-Krieg»
Zwischen den Rivalen Indien und Pakistan läuft seit Jahren ein erbitterter Kampf. Allerdings nicht mit Waffen, sondern mit Fahnenstangen.

Das Wichtigste in Kürze
- Indien und Pakistan befinden sich in einer erbitterten Rivalität.
- Diese leben sie unter anderem in einem «Flaggenmastkrieg» aus.
- Das Ziel: An der Grenze soll die eigene Fahne weiter oben wehen als die des Nachbarn.
Pakistan und Indien haben ihre Rivalität immer mal wieder in kleineren Konflikten ausgelebt. So etwa auch vor wenigen Monaten, als die beiden Länder eine viertägige Schlacht gegeneinander ausübten.
Einer der grössten Konkurrenzkämpfe findet aber jeden Abend unbewaffnet an der Grenze der beiden Länder statt: in der Form von Fahnenzeremonien.
Wichtiger Teil des angespannten Wetteiferns sind dabei die Fahnenstangen. Über die Jahre wurden diese immer höher. Einziger Grund: die Überbietung des Nachbarlandes.
Aus Respekt wird Konkurrenz
Begonnen hat alles, als Pakistan und Indien 1947 ihre Unabhängigkeit von Grossbritannien erlangten.
Viele der Offiziere waren zuvor Kameraden in der britischen Armee. Als Zeichen des Respektes beschlossen sie, die Fahnen jeden Abend gemeinsam zu senken.
Bald wurde die Zeremonie allerdings zum erbitterten Wettstreit, wie der «Guardian» berichtet. Zwar findet noch immer alles synchron statt: vom Senken der Fahnen bis hin zu den aufwendigen Militärparaden an der Grenze.
Aber es passiert schon lange nicht mehr im Zeichen der Freundschaft.
Immer höhere Fahnenstangen
Und so wurde auch die Höhe der Fahnenstange zu einem Machtspiel: Am Grenzübergang Attari-Wagah, wo die grösste und bekannteste Zeremonie stattfindet, versuchen sich die Länder immer wieder gegenseitig zu übertreffen.
Indien montierte in 2017 einen Fahnenmast, der 110 Meter hoch war. Pakistan konterte daraufhin mit 122 Metern – Indien dann seinerseits wiederum mit 127 Metern.
Pakistan will nun seine Überlegenheit anders darstellen: Das Land will ein Stadion, ein Museum und einen Freizeitpark neu bauen.
Beim Grenzübergang Sadqi-Sulemanki hat sich Indien nun daran gemacht, seinen Nachbarn zu überbieten. Die indische Fahne wird dort an einem 61 Meter hohen Fahnenmast gehisst. Somit übertrumpft sie die Fahne Pakistans, welche sich in rund 50 Metern Höhe befindet.
«Es geht nur ums Spektakel»
Es ist ein regelrechter Fahnenkampf.
Der Experte für indisches Militär, Rahul Bedi, sagt gegenüber dem «Guardian»: «Dieser ‹Flaggenmastkrieg› mag zwar wie ein rein symbolischer Wettstreit erscheinen, ist jedoch mit emotionalen und nationalistischen Untertönen behaftet.»
Er führt aus: «Es ist eine grossartige Bühne, um Patriotismus zu demonstrieren, es geht nur um das Spektakel.»
Das Problem bei den Fahnenstangen: «Diese überdimensionalen Banner sind den Winden an der Grenze, die sehr stark sein können, nicht gewachsen», erklärt Bedi. Grosse Flaggen würden innerhalb weniger Wochen zerfetzt.
Deshalb wehen für beide Länder meist nur kleine Stofftücher.
Lediglich an wichtigen Feiertagen werden dann grössere Exemplare gehisst. So beispielsweise am Tag der Unabhängigkeit in Pakistan am Donnerstag. Und am Freitag in Indien, das seinen Nationalfeiertag nur einen Tag später ehrt.