Gaza-Hilfsflotte beklagt neuen Angriff – Funkkanal blockiert
Aktivisten der Gaza-Hilfsflotte werfen Israel vor, ihre Boote auf dem Weg nach Gaza mit Blendgranaten und mutmasslichen Chemikalien angegriffen zu haben.

Aktivisten der internationalen Gaza-Hilfsflotte haben erneut mutmassliche Angriffe auf ihre Boote beklagt und Israel dafür verantwortlich gemacht. Sie seien während der Fahrt in Richtung Gazastreifen mit «Blendgranaten und mutmasslichen Chemikalien» angegriffen worden, teilte die Organisation Codepink mit, die Vertreter auf den Booten hat.
Sie sprach von mindestens elf Angriffen. Eine Aktivistin sagte, sie hätten in der Nacht «15 oder 16 Drohnen» gezählt.
Die rund 50 Boote befinden sich derzeit in der Nähe der griechischen Insel Kreta. Sie wollen die israelische Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen und Hilfsgüter in das Küstengebiet bringen.
Die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete unter Berufung auf die Küstenwache, ein Patrouillenboot der europäischen Grenzschutzagentur (Frontex) habe den Vorfall überprüft und habe keine Schäden festgestellt. Die Ermittlungen dauerten an.
Israel kündigt Massnahmen gegen Gaza-Flottille an
Israel werde «alle notwendigen Schritte unternehmen, um eine Einfahrt (der Flotte) ins Kampfgebiet zu verhindern und um jeden Verstoss gegen eine rechtmässige Seeblockade zu stoppen», teilte ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums mit. Es sei enttäuschend, dass die «Hamas-Flottille» das Angebot ablehne, Hilfsgüter über israelisches Gebiet nach Gaza zu bringen.
Die israelische Botschaft in Griechenland erklärte, das «gewaltsame Vorgehen» der Aktivisten diene den Zielen der islamistischen Hamas.
Nach Angaben einer Sprecherin der Hilfsflotte wurden mindestens zwei Boote beschädigt. Verletzte habe es keine gegeben. Sie sprach von «völlig illegalen» Angriffen in internationalen Gewässern.
An Bord befinden sich auch zwei Abgeordnete von Italiens linker Opposition. Italiens Aussenminister Antonio Tajani ermahnte Israel am Rande, etwaige Militäreinsätze müssten im Einklang mit dem Völkerrecht und grösstmöglicher Vorsicht geschehen.
Hilfsflotte spricht von psychologischen Angriffen auf See
Die als Global Sumud Flotilla (GSF) bekannte Flotte veröffentlichte Videos von mehreren Explosionen in der Nacht. Es handle sich um Blendgranaten, die mit lautem Knall und hellem Licht explodieren und damit kurzzeitig orientierungslos machen können. Man werde sich von diesen «psychologischen Einsätzen» nicht einschüchtern lassen, teilte GSF mit.
Teils soll auch die Kommunikation der Aktivisten über Funk gestört worden sein. Die «feindliche» Seite habe dabei den Funkkanal blockiert und Songs der schwedischen Band Abba gespielt, sagte einer der Aktivisten. Er vermutete, Grund dafür sei die «schräge Besessenheit» mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, die ebenfalls an Bord eines der Schiffe ist.
Die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese warf Israel auf X vor, an Land einen Genozid zu begehen und sich auf See gesetzlos zu verhalten. Vor zwei Wochen hatten die Aktivisten bereits Drohnenangriffe auf ihre Schiffe über zwei Tage gemeldet, während sie einen Stopp nahe Tunesien gemacht hatten. Verletzte gab es dabei nicht. Tunesiens Innenministerium wies die Darstellung über die Angriffe als falsch zurück.
Die Boote waren mit Hunderten Aktivisten an Bord vor rund drei Wochen aus Barcelona gestartet. Die Aktion ist nach Angaben der Organisatoren die bisher grösste ihrer Art. Israel hat ähnliche Versuche zuvor gestoppt.