Die Angst vor der Ausbreitung einer neuen Variante des neuartigen Coronavirus hat weltweit und besonders in Europa für Reisechaos gesorgt.
Zahlreiche Flüge wurden gestrichen
Zahlreiche Flüge wurden gestrichen - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Weitere Länder kappen Flugverkehr mit Grossbritannien.

Am Montag stellten zahlreiche weitere Länder ihre Flugverbindungen mit Grossbritannien ein, wo der neue Erreger sich bereits weit verbreitet hat. Vielerorts sassen Reisende kurz vor den Festtagen fest. In Brüssel bemühten sich die EU-Botschafter um ein koordiniertes Vorgehen.

Russland, Dänemark, Norwegen, Indien und weitere Länder kündigten an, ab Montag ihre Flughäfen für Verbindungen aus Grossbritannien zu sperren. In einem russischen Regierungsdekret hiess es, ab Mitternacht würden «aufgrund der sich verschlechternden epidemiologischen Situation» für eine Woche alle Flugverbindungen mit Grossbritannien eingestellt.

Die Regierungen Dänemarks und Norwegens verkündeten Landeverbote zunächst für 48 Stunden. Der Schritt erlaube es der Regierung, «weitere zu ergreifende Schritte auszuloten», sagte der dänische Transportminister Benny Engelbrecht. Dänemark gehört zu den Ländern, in denen die neue Corona-Variante bereits ebenfalls nachgewiesen wurde.

Die indische Regierung erklärte am Montag, «alle Flüge von Grossbritannien nach Indien» würden bis zum Jahresende ausgesetzt. Das Ministerium für Zivilluftfahrt bezeichnete die Regelung als «Vorsichtsmassnahme» und fügte hinzu, Transit-Passagiere aus Grossbritannien müssten sich nach Ankunft verpflichtenden Coronatests unterziehen.

Das arabische Sultanat Oman tat es seinem grossen Nachbarn Saudi-Arabien gleich und schloss gleich alle Grenzen für eine Woche. Die Regierung in Riad hatte zusätzlich Quarantäne-Auflagen für alle Menschen verhängt, die nach dem 7. Dezember aus Europa und einigen anderen Gebieten eingereist waren.

Am Montagnachmittag verkündeten dann auch Spanien und Portugal, Flüge aus Grossbritannien auszusetzen. Auch sollen die Grenzkontrollen zur britischen Enklave Gibraltar verschärft werden, wie Spaniens Regierung mitteilte. Staatsangehörigen und Menschen mit Wohnsitz in Spanien werde die Einreise aber nicht untersagt.

Deutschland hatte wie zahlreiche andere Länder am Sonntag bereits die Flugverbindungen mit Grossbritannien eingestellt. Hunderte Reisende, die mit den letzten Flügen in Hannover, Stuttgart, München oder Frankfurt angekommen waren, mussten daraufhin die Nacht am Flughafen verbringen, um sich einem Corona-Test zu unterziehen.

Viele weitere Reisende sassen wegen abgesagter Flüge an ihren Aufenthaltsorten fest. «Es ist einfach nur lächerlich», beschwerte sich Julian Elliott. Der Brite lebt in Frankreich und war zur Beerdigung seiner Grossmutter in die Heimat gereist, wo er nun nicht mehr weg kam. Alison, Au-Pair in Rom, wird Weihnachten nun mit ihrer italienischen Gastfamilie verbringen, anstatt wie geplant mit ihren Eltern in Grossbritannien.

Der deutsche EU-Ratsvorsitz rief für Montagvormittag eine Krisensitzung der EU-Botschafter ein. Drei Stunden sei dabei unter anderem mit Experten der Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC beraten worden, hiess es anschliessend aus Diplomatenkreisen. Es habe viel «Unterstützung für schnelles Handeln und einen koordinierten EU-Ansatz», aber keine Entscheidungen gegeben.

«Verschiedene Möglichkeiten für eine koordinierte und gleichmässige Wiederöffnung der Grenzen» seien ausgelotet worden, sagte ein Diplomat eines anderen EU-Landes. Mögliche konkrete Schritte sollen demnach am Dienstag erneut im Kreise der Botschafter diskutiert werden.

«Es ist natürlich wichtig, dass die Regelung für alle gilt und ein entsprechender Einreisestopp oder ein Flugverbot nicht über andere Staaten der EU umgangen werden kann», sagte Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) in Berlin. «Das versuchen wir europäisch zu koordinieren.»

Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson hatte am Wochenende erklärt, die in Südostengland aufgetretene Mutation sei «bis zu 70 Prozent ansteckender» als die Ursprungsvariante des Coronavirus. Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, wies jedoch am Montag im Deutschlandfunk darauf hin, diese Angabe sei nur ein Schätzwert. Es sei noch unklar, ob die neue Variante tatsächlich stärker übertragbar sei.

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