«Erinnert an 1938» – EU-Chefdiplomatin warnt vor Putin
Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg erfüllen die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas mit Sorge. Die Estin sieht Parallelen zu vor dem Zweiten Weltkrieg.

Das Wichtigste in Kürze
- EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas warnt vor der Kriegstaktik von Wladimir Putin.
- Die Estin erkennt eine Situation wie 1938, als die Tschechoslowakei den Nazis anheimfiel.
- Kallas fordert die EU-Staaten auf, den Druck auf Russland zu erhöhen.
Kaja Kallas, Chefdiplomatin der EU, warnt vor Wladimirs Putins Taktik im Ukraine-Krieg. Die 48-jährige Estin sieht Parallelen zur Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg.
«Wir haben eine Situation, die an 1938 erinnert», sagte Kallas in einem Gespräch mit dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)».
Damals habe die Tschechoslowakei um Hilfe gegen Nazi-Deutschland gebeten. Weil sie diese nicht bekam, fiel das Land in die Hände der Nationalsozialisten.
Die Ukraine sehe sich nun einer vergleichbaren Drohung vonseiten Russlands ausgesetzt. «Der Unterschied heute ist: Wenn die Ukraine fällt, dann ist die Sicherheit ganz Europas bedroht», sagte Kallas.
Kallas arbeitet an weiterem Sanktionspaket
Die Aussenbeauftragte der EU forderte die europäischen Partner auf zu zeigen, dass sie ihre Lektion aus der Vergangenheit gelernt haben.
Kallas wolle den Druck auf Russland und Präsident Wladimir Putin erhöhen. Aktuell arbeite sie an einem weiteren Sanktionspaket.
Ziel sei es, die Finanzströme zu kappen und den Export von Produkten für die Herstellung von Waffen zu stoppen. Auch müsse die Umgehung von Sanktionen schärfer bestraft werden.
«Schwerste Verletzung des europäischen Luftraums seit Kriegsbeginn»
Die jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg erfüllen Kallas mit Sorge, sagte sie. Vor wenigen Tagen waren mehrere russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen.
«Das war die schwerste Verletzung des europäischen Luftraums durch Russland seit Kriegsbeginn», mahnte die EU-Aussenbeauftragte.
Am Samstag stiegen polnische Kampfjets auf, um mögliche russische Drohnen abzuwehren. Auch über rumänischem Gebiet wurden aus Russland kommende Drohnen festgestellt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Putin infolge dessen am Samstag eine «Ausweitung des Krieges» vor.
Aussenbeauftragte: Gebietsabtretungen sind kein Kompromiss
Kaja Kallas sieht in der aktuellen Phase den zweiten Schritt der russischen Taktik bei der Verhandlung über einen möglichen Frieden. «Zuerst fordert Moskau etwas, das ihm nie gehört hat. Dann folgen Ultimaten und Drohungen», sagte sie dem «RND».
Für Kallas seien Gespräche über mögliche Gebietsabtretungen in der Ukraine jedoch eine Falle, die Putin aufstellt. Durch den aktuellen Druck hoffe er, dass sich im Westen genügend Befürworter eines Kompromisses finden.
Die EU-Chefdiplomatin: «Das ist in Wahrheit doch kein Kompromiss, wenn man vorher völlig überhöhte Forderungen gestellt hat.»