Die indische Variante des Coronavirus hat Grossbritannien erreicht. Trotz hoher Impfquoten steigt die Zahl der Neuinfektionen wieder. Droht uns dasselbe?
Coronavirus Impfung Indische Mutation
Menschen vor dem Impfzentrum in Willisau LU. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftler sehen in Grossbritannien den Beginn einer dritten Welle.
  • Grund dafür ist die indische Variante, die sich derzeit in Europa ausbreitet.
  • Die in der Schweiz verabreichten Impfstoffe schützen jedoch gut vor der neuen Mutation.

Lange sah alles gut aus auf den Britischen Inseln: Das Vereinigte Königreich ist Vorreiter der europäischen Impfkampagne und damit Israel auf den Fersen. Doch anders als im Nahen Osten steigen die Infektionszahlen in Grossbritannien wieder an.

Eine neue Variante des Coronavirus ist auf dem Vormarsch: Die indische Variante «B1.617» breitet sich aus. Was bedeutet das für die Schweiz?

Indische Mutation des Coronavirus verdrängt die britische

Seit November dominierte die britische Variante «B1.1.7» das Infektionsgeschehen in Europa und verdrängte vorherige Varianten des Coronavirus.

Indische Variante Coronavirus
Der Anteil der Varianten des Coronavirus in Grossbritannien: «21A», die indische Variante (rot), ist auf dem Vormarsch und mittlerweile für 21 Prozent der Infektionen verantwortlich.
Coronavirus indische Variante Mutation
In der Schweiz ist der Anteil der indischen Variante (rot) noch bei 4 Prozent.

Dass die indische Variante nun die britische verdrängt, ist ein Zeichen dafür, dass sie evolutionäre Vorteile gegenüber bestehenden Stämmen hat. Oder in den Worten des BAG: «Diese Virusvariante gilt als besorgniserregend.» Dies, «da eine erhöhte Ansteckungsgefahr, ein erhöhtes Risiko einer erneuten Infektion und eine reduzierte Wirksamkeit einer Covid-⁠19-⁠Impfung vermutet werden.»

«Frühes Stadium» der Dritten Welle?

In weiten Teilen Grossbritanniens bleibt die Inzidenz niedrig. Doch an gleich mehreren Orten im Land kam es zu neuen lokalen Ausbrüchen. Einige Distrikte, darunter Bolton, Blackburn oder Bedford, vermelden 7-Tage-Inzidenzen von über 300. Die landesweite Inzidenz hat einen 6-Wochen-Höchststand erreicht.

Coronavirus indische Variante
Falsches Gefühl der Sicherheit? Menschenmassen Ende Mai am Strand von Brighton. - Keystone

Der Cambridge-Wissenschaftler Ravi Gupta sieht die britischen Fallzahlen bereits wieder im exponentiellen Wachstum. Was man sehe, sei das frühe Stadium einer Dritten Welle, so Gupta gegenüber «BBC».

Gupta warnt vor einem falschen Gefühl der Sicherheit. Noch immer bestimmen viele unbekannte Variablen das Infektionsgeschehen: Während die Fallzahlen im Vereinigten Königreich wieder steigen, sinkt die Zahl Hospitalisierungen weiter.

Wie gut schützt welche Impfung?

Eine Sprecherin des BAG zeigt sich auf Anfrage zurückhaltend. «Ob es überhaupt so weit kommt, dass sich die Variante B.1.617 gegen die Variante B.1.1.7 durchsetzt und wann dies der Fall sein könnte, können wir aktuell nicht einschätzen.»

Die Frage, wie gut die Impfung vor der Mutation des Coronavirus schützt, bleibt. Und diesbezüglich sieht es gut aus für die Schweiz.

Coronavirus Impfung Pfizer Astrazeneca
Leere Impfstoff-Fläschchen von Pfizer, Moderna und AstraZeneca in einem deutschen Impfzentrum. - Keystone

Bereits haben erste Preprint-Studien die Wirksamkeit der verschiedenen Impfstoffe gegen die neue Variante untersucht: Ein britisches Wissenschaftler-Team um Jamie Lopez untersuchten die Wirksamkeit der Impfstoffe von Pfizer/Biontech und AstraZeneca.

Zwei Dosen des Vektorimpfstoffs von AstraZeneca schützen demnach nur zu rund 60 Prozent. Der mRNA-Impfstoff von Pfizer, der dem Präparat von Moderna ähnelt, schützt nach zwei Dosen hingegen zu rund 88 Prozent. Beide Impfstoffe teilen die Eigenschaft, dass schwere Verläufe bei infizierten Geimpften deutlich seltener sind.

Keine Dritte Welle in Israel

Während AstraZeneca immer wieder für Negativschlagzeilen sorgte, bestätigen bisherige Studien die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe auch gegen Mutationen.

Erneut zeigt sich, dass die Schweiz auf die richtigen Impfstoffe gesetzt hat. Dies bestätigt ein Blick nach Israel, wo beinahe ausschliesslich mit Pfizer/Biontech geimpft wird. Auch dort ist gemäss «Nextstrain» die indische Variante bereits für zehn Prozent der Fälle verantwortlich. Aber die Fallzahlen bleiben unverändert im niedrigen zweistelligen Bereich.

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