Die Delta-Variante des Coronavirus verbreitet sich weiter. Einige Regionen zelebrieren Lockerungen, andere bedauern erneut Verschärfungen.
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Disco-Besucher (Symbolbild). - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Aufgrund der Delta-Variante werden Massnahmen in mehreren Ländern Europas verschärft.
  • Auch das Finale der Fussball-EM in London bereitet Experten Sorge.
  • Zudem dürfte eine Impfquote von 70 Prozent gegen die Delta-Variante wohl nicht ausreichen.

Wegen der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus verschärfen mehrere europäische Länder und Regionen ihre Schutzmassnahmen wieder.

In den Niederlanden sind Discos und Nachtclubs erneut geschlossen, auch in Katalonien wurde das soziale Leben am Samstag wieder eingeschränkt. Sorgen bereitet zudem das bevorstehende Finale der Fussball-EM vor zehntausenden Fans in London.

Rasanter Anstieg der Delta-Variante-Fälle

In den Niederlanden wurden am Samstag Diskotheken und Nachtclubs wieder geschlossen, Restaurants dürfen nur noch bis Mitternacht öffnen. Regierungschef Mark Rutte begründete die bis mindestens zum 13. August geltenden Regeln mit dem rasanten Anstieg der Infektionsfälle infolge der Delta-Variante. Die Zahl der Neuinfektionen in den Niederlanden war binnen sieben Tagen um das Siebenfache gestiegen.

Coronavirus Barcelona
Menschen nehmen trotz Coronavirus mit Masken am Cruilla-Festival in Barcelona teil. - Keystone

In Frankreich durften die Nachtclubs am Freitagabend erstmals seit März 2020 unter Auflagen wieder öffnen. In der spanischen Region Katalonien hingegen wurden die Corona-Massnahmen für Feierwillige wieder verschärft. Nachtclubs bleiben nun wieder geschlossen; wer Veranstaltungen im Freien mit mehr als 500 Teilnehmern besuchen will, muss vollständig geimpft sein oder einen negativen Coronatest vorweisen.

Spanien in Deutschland wieder Risikogebiet

Katalonien hatte sich zuletzt zum neuen Corona-Hotspot Spaniens entwickelt. Doch auch im ganzen Land steigen die Fallzahlen wieder stark an. Deshalb gilt ganz Spanien ab Sonntag für Reisende aus Deutschland wieder als Risikogebiet des Coronavirus.

Coronavirus Barcelona
Tausende Menschen feiern und geniessen ein Festival in Barcelona – trotz Coronavirus. - Keystone

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiss (CDU), bezeichnete diese Einstufung als «angemessene Massnahme, damit Reisen weiterhin sicher bleibt». Praktisch bedeute die Einstufung derzeit lediglich, dass ein Test notwendig sei, um nicht in Quarantäne zu müssen. Das sagte Bareiss der «Augsburger Allgemeinen».

65'000 Fans bereiten Sorgen

Mit grosser Sorge blickten die Experten unterdessen auf London. Dort werden sich am Sonntagabend 65'000 Fussballfans im Wembley-Stadion zum EM-Finale zwischen England und Italien versammeln. Kopfschmerzen bereiteten Kritikern auch die unzähligen Veranstaltungen ausserhalb des Stadions. Das in einem Land, in dem trotz der massiven Verbreitung der Delta-Variante des Coronavirus fast alle Beschränkungen aufgehoben wurden.

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Am Sonntag findet im Wembley Stadium in London der Final der Euro 2020 statt – vor 65'000 Zuschauer. - keystone

In Grossbritannien wurden zuletzt erstmals mehr Männer positiv auf das Coronavirus getestet als Frauen. Das sagen die vorläufigen Ergebnisse einer Studie des Imperial College London und des Marktforschungsunternehmens Ipsos Mori. Laut den Autoren könnte es auch daran liegen, dass sich die vorwiegend männlichen Fussballfans in Stadien, Fanzonen und Pubs versammelten. Dies, um die EM-Spiele mitzuverfolgen.

Hoffen auf Impfungen gegen das Coronavirus?

Angesichts der steigenden Infektionen mit der hochansteckenden Delta-Variante setzen die Länder aber nicht nur auf neue Beschränkungen. Zunehmend fokussiert man sich auch auf Impfungen. In Lettland etwa müssen alle Berufssoldaten bis August geimpft sein, wie Militärchef Leonids Kalnins am Freitagabend im staatlichen Fernsehen verkündete. Andernfalls drohe ihnen die Entlassung.

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Eine Pflegerin bereitet in Aulnay-sous-Bois eine Impfung vor. - POOL/AFP

Die Europäische Union hat inzwischen genügend Impfstoff zur Verfügung, um 70 Prozent der Erwachsenen abzudecken. Nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden bis Sonntag EU-weit «rund 500 Millionen Dosen» verteilt sein. «Die EU hat ihr Wort gehalten», erklärte von der Leyen.

Liegt nötige Impfquote bei über 90 Prozent?

Allerdings reicht eine Impfquote von 70 Prozent im Kampf gegen das Virus vermutlich nicht aus: Die Ausbreitung der Delta-Variante macht Experten zufolge inzwischen eine noch höhere Impfquote zur Eindämmung erforderlich als bislang angenommen.

Es könnte sogar eine Impfquote von bis zu 95 Prozent für notwendig sein. Das erklärte der wissenschaftliche Beirat der französischen Regierung am Freitagabend. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sollten 85 Prozent der Zwölf- bis 59-Jährigen geimpft sein. Bei Menschen ab 60 Jahren sogar 90 Prozent.

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