Etliche Regierungen zeigen sich besorgt über die hochansteckende indische Variante des Coronavirus. Wales lockert heute seinen Lockdown mit grosser Vorsicht.
Coronavirus - Grossbritannien
Gäste sitzen vor dem «Cock and Lion»-Pub in Marylebone. (Archivbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Grossbritannien lockert heute Montag seine strikten Corona-Massnahmen.
  • Die Behörden zeigen sich aber besorgt über die indische Variante B.167.2.
  • Auch deutsche Experten warnen vor der hochansteckenden Mutation.

Für viele Briten gibt es heute wieder mal einen Grund zur Freude. Die Regierung um Boris Johnson hat am Montag in weiten Teilen Grossbritanniens die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus gelockert.

Im grössten Landesteil England dürfen sich bis zu sechs Menschen privat in Innenräumen treffen, draussen sogar bis zu 30. Zudem öffnen Pubs, Restaurants, Theater, Museen, Zoos, Sportstadien und Kinos wieder ihre Türen. Kinder müssen in der Schule keine Maske mehr tragen. Auf den Britischen Inseln kehrt seit Jahresanfang wieder etwas Normalität ein.

Schein trügt

Premierminister Boris Johnson rief die Bevölkerung nichtsdestotrotz zu einer «hohen Dosis Vorsicht» auf. Die indische Variante des Coronavirus breitet sich in einigen Gegenden des Landes rasch aus. Wissenschaftler warnten die Regierung, die Lockerungen erfolgten in einem «gefährlichen Moment».

Mit einem Anteil von 11 Prozent ist B.1.617.2 die zweithäufigste Mutation in Grossbritannien.

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Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, spricht bei einer Pressekonferenz über die Situation des Coronavirus im eigenen Land. - dpa

Die Mutation macht gerade der Bevölkerung von Wales, das unabhängig von England Gesundheitspolitik betreibt, einen Strich durch die Rechnung. Einige geplante Lockerungen des Lockdowns für heute hat die Regierung bereits vergangenen Freitag ausgesetzt.

Veranstalter einiger Kulturevents und Food-Festivals müssen sich länger gedulden, bis sie wieder grünes Licht bekommen. Des Weiteren gelten für Waliser drinnen und draussen strengere Kontaktbeschränkungen als für Engländer. Nach Ansicht britischer Experten könnte die indische Corona-Variante bis zu 50 Prozent infektiöser sein als die bisher vorherrschenden Varianten.

Der weitere Plan Grossbritanniens lautet bisher, alle Corona-Restriktionen am 21. Juni aufzuheben. Ob dies die Situation aber auch zulässt, wird am 14. Juni noch einmal überprüft.

Angst vor indischen Varianten des Coronavirus

Auch in Deutschland sind Politiker besorgt wegen der Mutation aus Indien. In der ntv-Sendung «Frühstart» warnte Janosch Dahmen, Gesundheitsexperte der Grünen, vor möglichen Rückschlägen in der Corona-Pandemie. Zwar betrage der Anteil der Mutante bei unserem Nachbarn aktuell nur zwei Prozent. Die Variante verbreite sich aber besonders schnell.

Bundestag Janosch Dahmen
Janosch Dahmen, Bündnis 90/Die Grünen, spricht bei der Sitzung des Bundestags. (Archivbild) - dpa

Dahmen sagte am Samstagmorgen: «Sollte der Anteil so stark wie in Grossbritannien ansteigen, dann können wir uns bestimmte Öffnungsschritte unter Umständen nicht leisten.» Die Datenanalyse über die indische Variante sei jedoch noch nicht absolut und sicher.

Deutschland hat Grossbritannien am Sonntag erneut zum Corona-Risikogebiet erklärt. Dahmen forderte auch, Grossbritannien neu zu bewerten, ob es sogar als Mutationsgebiet eingestuft werden sollte. SPD-Politiker und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte und forderte am Samstag auf Twitter das Gleiche.

Schweizer Epidemiologen sind zuversichtlich

Aufgrund der Situation mit dem Coronavirus in Grossbritannien sehen auch hierzulande Politiker Handlungsbedarf. «Wir dürfen keine Berührungsängste haben, was Einreiserestriktionen anbelangt», sagt BDP-Nationalrat Lorenz Hess gegenüber «20 Minuten».

Auch SP-Nationalrätin Yvonne Feri warnt vor der Einschleppung von Mutationen in die Schweiz. «Das BAG passt die Quarantäneliste regelmässig an und sollte die Situation genau beobachten. Wichtig ist aber, dass man solche Einreiseregelungen dann auch klar durchsetzt.»

Professor Jürg Utzinger, Direktor des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts, nimmt den Politiker aber den Wind aus den Segeln: «Wenn wir so weiterimpfen können, ist das Risiko, dass das Infektionsgeschehen in der Schweiz erneut aus dem Ruder läuft, gering.» Dank des raschen Impffortschritts glaubt Utzinger nicht, dass die Öffnungspläne des Bundesrats derzeit in Gefahr sind.

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