Der Brexit ist inzwischen rund drei Jahre her. Und dennoch: Die Briten fahren noch immer mit EU-Autoschildern herum. Eine Schweizer Touristin staunt.
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Auch drei Jahre nach dem Brexit haben viele Briten noch EU-Autoschilder (links). - Leserreporterin
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Februar 2020 ist das Vereinigte Königreich aus der EU ausgetreten.
  • Eine Schweizerin stellt nun fest, dass sehr viele Autos noch immer EU-Schilder haben.
  • Einem Experten zufolge liegt das am Aufwand und den Kosten für eine Schilderänderung.

Die Schweizerin Nina K.* staunt in ihren Ferien in London und Brighton nicht schlecht: «Ich habe beobachtet, dass ungefähr jedes dritte Auto noch ein EU-Logo auf dem Kontrollschild hat», sagt sie.

Dabei ist der Brexit inzwischen mehr als drei Jahre her: Das Vereinigte Königreich ist seit dem 1. Februar 2020 nicht mehr Teil der Europäischen Union EU. Das Wahlergebnis war sehr knapp – nur 51,9 Prozent waren für einen Austritt.

Deshalb vermutet die Schweizerin: «Ich habe mich gefragt, ob das vielleicht eine Art stiller Protest gegen den Brexit ist.»

Waren Sie schon einmal in London in den Ferien?

Der SRF-Grossbritannien-Korrespondent Michael Gerber glaubt an einen anderen Grund, wie er auf Anfrage von Nau.ch sagt.

«Ein Nummernschild zu wechseln, kostet schnell 60 Pfund oder mehr, und der Aufwand ist beträchtlich. Das ist vermutlich der Hauptgrund, warum bis heute auf britischen Strassen Autos mit EU-Sternenbanner zu sehen sind.»

Viele Briten hätten wohl andere Sorgen, als sich um den Sternenkranz auf ihrer Autonummer zu kümmern.

Regierung könnte EU-Schilder plötzlich verbieten

Im Vereinigten Königreich ist noch immer die konservative Partei an der Macht, die den Brexit herbeigeführt hat. Verbieten will sie das EU-Schild aber offenbar nicht – es ist noch immer legal, damit herumzufahren.

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So sahen die Autoschilder in Grossbritannien vor dem Brexit aus: Mit EU-Sternenkranz versehen. (Archivbild)
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Die EU-Schilder sind zwar nicht verboten, neue Schilder werden aber nun natürlich ohne Sterne ausgestellt. (Archivbild)
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Obwohl viele den Brexit inzwischen bereuen, glaubt ein Experte nicht, dass die Briten aus Protest mit EU-Schildern weiterfahren. (Archivbild)
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SRF-Grossbritannien-Korrespondent Michael Gerber vermutet eher, dass vielen Kosten und Aufwand für ein neues Schild zu gross sind.
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Ein Verbot der EU-Schilder plant die konservative Regierung um Premier Rishi Sunak im Moment nicht, so Gerber.
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Es könnte aber für die Regierung plötzlich gelegen kommen, Stimmung gegen die EU zu machen. Dann könnte ein Verbot aktuell werden. Abgebildet: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
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Allerdings: «Premierminister Rishi Sunak versucht – anders als sein Vor-Vorgänger Boris Johnson – die EU-Beziehungen zu beruhigen und konstruktiv zu gestalten.»

«Ein Verbot ist meines Wissens gegenwärtig nicht geplant», sagt Gerber. «Doch natürlich gilt auch für die verbleibenden EU-Sterne-Nummernschilder, was für Brexit gilt. Überraschungen sind immer möglich.»

Der Grossbritannien-Experte glaubt, dass es für die Regierung vielleicht plötzlich wieder gelegen kommen könnte, «Stimmung gegen Brüssel zu machen.» Dann könnte ein solches Verbot doch noch aktuell werden.

Allerdings: «Premierminister Rishi Sunak versucht – anders als sein Vor-Vorgänger Boris Johnson – die EU-Beziehungen zu beruhigen und konstruktiv zu gestalten.»

Viele Briten bereuen Brexit

Ob einige Briten dennoch aus Protest weiter mit ihrem EU-Schild herumfahren, darüber kann nur spekuliert werden. Klar ist: «Brexit ist und bleibt ein Reizthema im Vereinigten Königreich», sagt Gerber.

Die Pro- und Contra-Brexit-Stimmung habe sich seit dem Austritt aus der EU im Jahr 2021 grundlegend verändert. Der Experte verweist auf eine Mitte Juli publizierte YouGov-Umfrage: «Inzwischen finden 57 Prozent der Britinnen und Briten, der Austritt aus der EU sei ein Fehler gewesen. Nur noch 32 Prozent finden den Austritt richtig.»

*Name geändert

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