Behörden nehmen Mutter (18) Baby weg
Einer grönländischen Mutter wurde das Baby gleich nach der Geburt weggenommen. Grund dafür ist ein umstrittener und mittlerweile verbotener Test.

Das Wichtigste in Kürze
- Die dänischen Behörden nahmen einer jungen Grönländerin das Baby nach der Geburt weg.
- Grund ist ein Trauma, das bei einem Elternkompetenz-Test gefunden wurde.
- Diese Tests sind aber für Grönländerinnen verboten.
In Dänemark wurde einer 18-jährigen Frau die Tochter nur eine Stunde nach der Geburt vom Staat weggenommen. Grund dafür ist ein umstrittener und für Grönländer verbotener Elternkompetenz-Test. Darüber berichtet der «Guardian».
Ivana Nikoline Brønlund wuchs in Grönland als Kind grönländischer Eltern auf. Sie spielte auch für die grönländische Handball-Nationalmannschaft.
Im April begannen lokale Behörden in Hvidovre in der Nähe von Kopenhagen, wo Brønlund lebt, mit den Tests. Da war aber schon klar, dass die Prüfung der Elternkompetenz für schwangere Grönländerinnen in Kürze verboten werden wird. Im Juni – das Verbot war da nun in Kraft – wurden die Tests abgeschlossen.
Drei Wochen später wurde Brønlund mitgeteilt, dass sie das Kind nach der Geburt abgeben muss. Als Grund wurde auch ihr Trauma, dass sie wegen des sexuellen Missbrauchs durch ihren Adoptivvater erlebt hat, genannt.
Nach der Geburt am 11. August wurde das Baby weggenommen und in eine Pflegeunterbringung gebracht. Alle vierzehn Tage darf Brønlund ihr Kind unter Aufsicht für zwei Stunden lang sehen.
Gegenüber dem «Guardian» sagt sie, sie habe ihre Tochter erst einmal sehen können. Und der Besuch sei nach einer Stunde beendet worden, da das Baby übermüdet gewesen sei. «Danach war ich so traurig, ich weinte in meinem Auto. Mein Herz ist gebrochen.»
Elternkompetenz-Test ist rassistisch
Sie wehrt sich auf rechtlichem Weg gegen die Massnahme. Am 16. September befasst sich ein Gericht mit der Beschwerde.
Der Elternkompetenz-Test steht seit Jahren in der Kritik. Im Mai trat das von Aktivisten angestrebte Verbot für Grönländer in Kraft. Sie argumentieren, dass die Tests rassistisch seien. Sie seien aus kulturellen Gründen für Menschen mit Inuit-Wurzeln nicht geeignet.
Sozialministerin: «Das Gesetz ist eindeutig»
Weshalb die lokalen Behörden den Test dennoch durchgeführt haben, ist unklar. Die dänische Sozialministerin Sophie Hæstorp Andersen fordert eine Erklärung. «Standardisierte Test dürfen in Unterbringungsfällen nicht angewendet werden, wenn die Familie grönländischen Hintergrund hat. Das Gesetz ist eindeutig.»
Auch Aktivisten sind empört, in Nuuk, Kopenhagen und auch Reykjavik kam es zu Protesten. Sie kritisieren, dass Ivana für ein Trauma bestraft werde, wofür nicht sie verantwortlich sei. Es sei schrecklich, dass die Tests weiterhin bei grönländischen Familien angewendet würden. Sie fordern, dass die Politik sofort handelt.
Die lokalen Behörden wollen aus Datenschutzgründen nicht viel sagen zum Fall. Sie geben aber zu, dass es Fehler gegeben habe. Man wolle nun die «bestmögliche Lösung» für die Familie finden.