Albaniens Parlament billigt KI-Server als «Ministerin»
Albanien setzt auf Künstliche Intelligenz in der Verwaltung und ernennt eine KI als virtuelle Ministerin.

Mit «Diella» als «virtuelle Ministerin» will das EU-Kandidatenland Albanien künftig verstärkt Künstliche Intelligenz bei Verwaltungsakten nutzen.
Trotz Widerstand der Opposition billigte eine sozialistische Mehrheit im Parlament das Kabinett von Ministerpräsident EDI Rama – und damit auch die Einrichtung eines KI-Servers als «Ministerin». Nach früheren Angaben von Rama soll «Diella» (übersetzt: «Sonne») dafür sorgen, Korruption bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen abzuschaffen.
Auf der Kabinettsliste von Staatspräsident Bajram Begaj mit 17 Regierungsmitgliedern wird «Diella» zwar nicht direkt als Ministerin geführt – allerdings heisst es darin unter Punkt eins: "EDI Rama – Premierminister; der Premierminister ist ausserdem für die Einrichtung und Funktionsweise des virtuellen Ministers für Künstliche Intelligenz »Diella« verantwortlich."
«Diella» wurde bislang als digitaler Chatbot auf staatlichen Seiten eingesetzt. Visuell ist "Diella" als Frau in albanischer Volkstracht dargestellt und der albanischen Schauspielerin Anila Bisha nachempfunden, wie albanische Medien berichteten.
Ramas Vision einer AI-gesteuerten Regierung
Rama betonte, «Diella» werde "die besten Talente des Landes, Albaner in der Diaspora und auch Ausländer zusammenbringen" und "Institutionen in KI-Entwicklungsplattformen verwandeln". Im Parlament gab es Zwischenrufe, als Rama dort seine Rede unterbrach, um «Diella» per Video zu Wort kommen zu lassen.
"Hallo, ich bin Diella. Dank meiner harten Arbeit als Ihre Assistentin wurde ich in der neuen Regierung zur Staatsministerin für Künstliche Intelligenz gewählt. Meine Mission ist es nun, die Arbeit der Regierung jeden Tag zu erleichtern", sagte der KI-Avatar.
Dass ein KI-Wesen nun administrative Entscheidungen treffen soll, halten Experten und die Opposition für bedenklich. Zwar könne KI bei der öffentlichen Auftragsvergabe hilfreich sein, jedoch müsse die Verantwortung dafür bei lebendigen Menschen bleiben.
Kritik an Ramas AI-Ministerin
Der albanische IT-Experte Erjon Curraj schrieb etwa in der Internet-Zeitschrift «Balkan Insight», dass er Bedenken hat. Der Fraktionschef der oppositionellen konservativen Demokratischen Partei, Gazment Bardhi bezeichnete «Diella» als Ramas "Propaganda-Fantasie" und "virtuelle Fassade".
Er behauptet weiterhin: EDI Rama habe sich eine Frau geklont – eine digitale Illusion – um korrupte Macht zu erhalten." Ramas Sozialistische Partei gewann im Mai zum vierten Mal in Folge die Parlamentswahl und erreichte die absolute Mehrheit. Rama ist auch bildender Künstler und für theatralisch wirkende Gesten bekannt.