Aalster Karneval: Kritik an antisemitischen Klischees
Die EU-Kommission hat antisemitische Klischees am Aalster Karneval scharf kritisiert. Bereits vor einem Jahr sorgte so ein Vorfall für Schlagzeilen.

Das Wichtigste in Kürze
- Kommissionsvize Schinas: «Karneval von Aalst ist eine Schande».
- Der Bürgermeister von Aalst weist alle Vorwürfe zurück.
«Der Karneval von Aalst ist eine Schande. Das muss aufhören», schrieb Kommissionsvize Margaritis Schinas am Montag auf Twitter. Dafür gebe es in Europa keinen Platz.

Wie letztes Jahr tauchten am Sonntag in der belgischen Stadt Umzugswagen und Kostüme mit abwertenden Anspielungen auf orthodoxe Juden auf. Neben Figuren mit Hakennasen und Goldbarren sorgten Darstellungen von Juden als Insekten für Kritik in den sozialen Medien.
Orthodoxe Juden mit Hakennasen
Derartige Motive dürften 75 Jahre nach dem Holocaust «auf Europas Strassen nicht zu sehen sein», sagte ein Sprecher der Kommission. Es sei eine Reihe von Beschwerden eingegangen, die nun geprüft würden. Am Ende sei es aber Aufgabe der belgischen Behörden, tätig zu werden, fügte der Sprecher hinzu.
Die belgische Regierungschefin Sophie Wilmès erklärte, es müsse untersucht werden, «ob die Vorkommnisse gegen das Gesetz verstossen». «Die Verwendung von Stereotypen, die Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Herkunft stigmatisieren, gefährdet das Zusammenleben.»
Aalster Karneval nicht mehre Weltkulturerbe
Der Aalster Karneval hat seit 600 Jahren Tradition und stand seit 2010 auf der Unesco-Liste für immaterielles Weltkulturerbe. In Folge der Kontroverse im vergangenen Jahr war er wieder von der Unesco-Liste genommen worden. ein bis dahin einmaliger Vorgang.

Im Vorfeld des diesjährigen Karnevalsumzugs hatten jüdische Organisationen sowie der israelische Botschafter vor der erneuten Verbreitung «antisemitischer Klischees» gewarnt. Der israelische Aussenminister Israel Katz forderte ein Verbot des «hasserfüllten» Umzugs.
Bürgermeister: «Aalst ist keine antisemitische Stadt»
Der Bürgermeister der 86'000 Einwohner zählenden Stadt, Christoph D'Haese, verwahrte sich gegen die Vorwürfe. «Dies ist keine antisemitische Parade. Aalst ist keine antisemitische Stadt.» So der Vertreter der flämisch-nationalistischen Partei N-VA vor Beginn der Parade.

Auch Teilnehmer und Besucher des Umzugs äusserten auf Nachfrage von AFP-Reportern vor Ort Unverständnis über die Kritik: Es gehöre eben dazu, dass beim Aalster Karneval über alles und jeden gelacht werden dürfe.