Die Zero-Covid-Politik in China scheint still und heimlich zu verschwinden. Obwohl das Coronavirus immer noch präsent ist, gibt es vielerorts Lockerungen.
Coronavirus - China
Reisende in Peking tragen Mundschutz an einem Bahnhof, als Schutz vor dem Coroanvirus. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • In China werden die Covid-Massnahmen trotz vieler Infektionen gelockert.
  • Offiziell gilt aber immer noch die Zero-Covid-Politik.
  • So will Xi Jinping trotz Lockerungen sein Gesicht wahren, meint ein Experte.

Offiziell gilt in China immer noch die Zero-Covid-Politik. In der Realität sieht es aber inzwischen ganz anders aus, wie China-Korrespondent Stephen McDonell der BBC erklärt.

So brauche man etwa in Peking keinen negativen PCR-Test mehr, um den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Auch Bars und Restaurants sind teilweise wieder offen. Und das, obwohl die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in der Grossstadt weiterhin steigt. In anderen Regionen gibt es ähnliche oder noch weitreichendere Lockerungen.

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Es scheine also, dass die Regierung die strikten Regeln still und heimlich verschwinden lässt, schreibt der Experte. Offenbar sei der neue Plan, das Coronavirus sich langsam ausbreiten zu lassen. So soll das Gesundheitssystem Schritt halten können und die neuen Krankheitsfälle bewältigen.

Heftige Proteste wegen Massnahmen gegen Coronavirus

Dabei bekräftigte Staatschef Xi Jinping noch bei einem Parteitag vor nur wenigen Wochen, er werde nicht von seiner Politik abweichen. Seither sind aber nach einem Wohnblockbrand in Urumqui erneut heftige Proteste gegen die Massnahmen aufgekommen – und gegen Xi. Immer mehr Menschen in China fordern seinen Rücktritt.

China proteste
China lockert einige seiner strengen Corona-Regeln.
Null covid politik
Offiziell gilt in China aber immer noch eine Null-Covid-Politik
china coronavirus
Ein chinesischer Sicherheitsmann steht in einer Strasse. (Archiv)
China
Die WM in Katar soll den Unmut der Bevölkerung verstärkt haben.
China Jiang Zemin
Der ehemalige Staats- und Parteiführer Jiang Zemin verstarb am Mittwoch mit 96 Jahren. Er ist für viele Chinesen ein Symbol besserer Zeiten.

Weiter befeuert wurde der Unmut durch zwei Ereignisse: den Tod des früheren Staatschefs Jiang Zemin und die Fussball-WM 2022 in Katar. Ersterer habe in vielen Chinesen nostalgische Erinnerungen an eine bessere Zeit geweckt. Und auch die WM in Katar bildete für viele einen starken Kontrast zur Situation in China.

Ein Einwohner von Shenzhen sagt gegenüber dem «Guardian»: «Zu sehen, wie die ganze Welt Spass hat, während du deine Stadt nicht verlassen kannst, ist demoralisierend.»

Regierung hat «Wut unterschätzt»

Die Regierungspartei habe die Wut der Bevölkerung über die Covid-Massnahmen «unterschätzt», so McDonell. Daher nun der drastische Kurswechsel in der Politik gegenüber dem Coronavirus.

Xi Jinping Coronavirus
Xi Jinping, Präsident der Volksrepublik China, kommt beim G20-Gipfel an. Foto: Kay Nietfeld/dpa - sda - Keystone/dpa/Kay Nietfeld

So sei auch die Darstellung in den Staatsmedien im Wandel. Diese zeigen nun offen, dass neue Varianten des Coronavirus nicht mehr so gefährlich sind. Ein grosser Unterschied zur Botschaft von vor wenigen Wochen.

Eine direkte Entschuldigung der Regierung dafür, die Leute unnötig lange eingesperrt zu haben, sei aber kaum zu erwarten. Die langsame Öffnung ist der einzige Weg für Xi, das Gesicht zu wahren, ist der Experte überzeugt.

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