Eine Russin legte einen Zettel auf das Grab der Eltern von Wladimir Putin und wünschte ihm darin den Tod. Derzeit befindet sich die 60-Jährige vor Gericht.
Wladimir Putin
Irina Tsybanjewa (r.) soll Wladimir Putin auf einem Zettel, den sie in der Nähe des Grabes seiner Eltern ablegte, den Tod gewünscht haben. - Mediazona/east2west news

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Russin wird beschuldigt, das Grab von Putins Eltern verunstaltet zu haben
  • In einer abgelegten Notiz wünschte die 60-Jährige dem Kreml-Chef den Tod.
  • Nun befindet sich Irina Tsybanjewa auf der Anklagebank - es drohen fünf Jahre Haft.
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Am Nachmittag des 6. Oktobers 2022 begab sich die 60-jährige Irina Tsybanjewa aus Sankt Petersburg auf den Friedhof Serafimowskoje. Die Russin näherte sich dem Grab von Wladimir Putin und Maria Putina, den verstorbenen Eltern des derzeitigen Kreml-Chefs.

In der Nähe des Grabsteins legte Tsybanjewa einen kleinen Zettel ab. Auf dem Blatt Papier stand: «Eltern eines Wahnsinnigen, nehmt ihn zu euch. Er hat so viel Schmerz und Leid verursacht, dass die ganze Welt um seinen Tod bittet. Tod für Putin, ihr habt einen Freak und einen Mörder grossgezogen.»

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Am Tag nach der Aktion feierte Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag. Drei Tage später hörte Irina Tsybanjewa ein Klopfen an ihrer Wohnungstür. Wie ihr Sohn gegenüber dem «Spiegel» erklärt, handelte es sich dabei um einen Polizeibeamten.

«Meine Mutter öffnete die Tür lange nicht und rief mich an», sagt Maksim Tsybanjew. Wie sich herausstellte, kam die Polizei zu der Russin wegen des Zettels auf dem Grab von Putins Eltern. Der Friedhofswächter hatte ihn gefunden und der Polizei gemeldet, diese überprüfte daraufhin die Überwachungskameras.

wladimir putin
Wladimir Putin mit seinen Eltern Maria und Wladimir. Sie starben Ende der Neunzigerjahre und erlebten ihren Sohn Wladimir nicht mehr als Präsidenten Russlands. - Twitter

Die Polizisten durchsuchten die Wohnung von Irina Tsybanjewa und verhafteten sie. Einen Tag hielten sie die 60-Jährige fest und verordneten anschliessend mehrere Wochen Hausarrest. Es wurde ausserdem ein Strafverfahren eingeleitet: Der Vorwurf: «Verunglimpfung eines Grabortes». Der Russin drohen dafür bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug.

Irina Tsybanjewa hatte zuvor noch nie Wladimir Putin kritisiert

Laut Sohn Maksim, hatte seine Mutter noch nie in ihrem Leben oppositionelle Ansichten vertreten. Auch Wladimir Putin habe sie noch nie kritisiert. Während des Gerichtsverfahrens (begann am 15. Dezember) sprach sie von einem «Ritual».

«Ich hatte Angst um meine Verwandten, und davor, dass ein Atomkrieg ausbrechen könnte. Ich habe Enkelkinder, es war ein Schrei des Herzens, ein spontaner, unüberlegter Akt. Anders kann ich es mir nicht erklären.»

Brief Wladimir Putin
Rund zwei Wochen vor Irina Tsybanjewa legten auch Aktivisten einen Protestbrief auf das Grab von Putins Eltern. - «Partei der Toten»

Sie erwähnte auch, dass sie den Ort des Grabes von Putins Eltern im Internet recherchiert habe. Die Notiz an die Familie sollte dabei ihr persönliches Geheimnis bleiben. Sie gab bei der Verhandlung zu, den Zettel mitgebracht und in der Nähe des Grabes hinterlegt zu haben. Sie wehrte sich aber gegen den Vorwurf, dass sie das Grab verunglimpft hatte.

In dem Verfahren kam auch Irina Derjugina, eine Freundin der Angeklagten zu Wort. Diese sagte, dass Tsybanjewa seit dem Tag der Invasion immer grössere Angst um ihre Zukunft gehabt habe. In zahlreichen Medien habe sie nach Informationen gesucht, um zu verstehen, was passierte. Dies habe die Situation aber noch verschlimmert, so die Freundin.

Verfahren geht am 28. März weiter – Urteil im April erwartet

Die Staatsanwaltschaft besteht laut der Anklageschrift auf folgenden Vorwurf: «Protest gegen die Behörden und Begehung einer unmoralischen Handlung». Es wird festgehalten: «Der Text auf dem Zettel hat eine negative Bewertung des russischen Präsidenten Wladimir Putin enthalten.»

Die Frau aus Sankt Petersburg darf nun das Internet nicht mehr nutzen. Ausserdem darf sie ihre Stadt nicht mehr verlassen und den Friedhof nicht mehr besuchen. Auch jeglicher Kontakt mit den Zeugen wurde ihr verboten. Sohn Maksim ist überzeugt, dass das Gericht einen Schuldspruch fällen wird.

Twitter Wladimir Putin
Irina - Twitter

Das Gerichtsverfahren geht am 28. März weiter. Die Staatsanwaltschaft wird eine Strafe für die 60-Jährige beantragen, das Urteil wird dann im April erwartet.

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