Krieg

Katz, Ben-Gvir und Smotrich: Netanjahus Männer fürs Grobe

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Israel,

Im Krieg mit dem Iran wird der Ton einiger israelischer Politiker schärfer. Regierungschef Netanjahu gibt sich ebenfalls kämpferisch.

Ben-Gvir sorgt immer wieder mit schrillen Tönen für Empörung. (Archivbild)
Ben-Gvir sorgt immer wieder mit schrillen Tönen für Empörung. (Archivbild) - Tsafrir Abayov/AP/dpa

Israel ist im Krieg – und neben Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht derzeit kaum ein anderer Politiker des Landes so sehr im Fokus wie der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Mehr noch als in anderen Ländern ist dieser Posten in Israel eines der wichtigsten Ämter überhaupt. Wegen seiner aggressiven und ruppigen Art gilt Katz ohnehin als «Bulldozer». Doch seit Beginn des Krieges mit dem Iran fällt der Politiker mit besonders schrillen Tönen auf.

Es vergeht kaum ein Tag ohne martialische und schroffe Drohungen an den Iran und dessen obersten Führer Ajatollah Ali Chamenei, die Katz über die sozialen Medien in die Welt sendet. Ausserdem spricht Katz von der «iranischen Schlange», die «enthäutet» werden müsse. Immer wieder scheint es, als ob der 69-Jährige mit seinen Drohworten die Linie der Regierung bestimmen wolle oder zumindest Spekulationen über deren folgende Schritte befeuere.

Da war etwa die kaum missverständliche Ankündigung, Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei dürfe nicht «weiter existieren». Chamenei sei ausserdem der «moderne Hitler», sagte Katz beim Besuch der vom Iran angegriffenen Stadt Cholon. Wenn es damals schon die israelische Armee gegeben hätte, dann hätte man im Zweiten Weltkrieg auch Hitler in seinem Bunker getötet.

Netanjahu äussert sich zurückhaltender

Seit Tagen gibt es Spekulationen darüber, dass Israel im Zuge seiner Offensive im Iran auch einen Umsturz anstrebt. Hochrangige Vertreter der israelischen Regierung hielten sich bisher zurück. Auch US-Präsident Donald Trump soll nach Angaben eines US-Regierungsvertreters Einspruch gegen einen mutmasslichen Plan Israels eingelegt haben, Chamenei gezielt zu töten.

Netanjahu.
Israels Premier Netanjahu. (Archivbild) - Maya Alleruzzo/AP/dpa

Katz' Äusserung bei der Visite in Cholon liess daher aufhorchen. Das forsche Vorpreschen seines Ministers stiess Regierungschef Netanjahu offenbar sauer auf, der prompt reagierte. «Ich denke, im Krieg muss man die Worte sorgsam wählen und die Taten mit Genauigkeit», sagte der Regierungschef später bei einem Termin. «Das ist es, was ich erbitte, nicht nur von mir selbst, sondern auch von meinen Ministern.» Das Motto sei: «Wenig reden und viel tun.»

Ben-Gvir und Smotrich fallen ebenfalls auf

Ein ähnlicher Fall war Katz' Drohung nach iranischen Angriffen auf israelische Städte, die Einwohner Teherans würden den «Preis zahlen – und zwar bald». Nebenbei nannte er Chamenei einen «grossmäuligen Diktator» und «feigen Mörder». Die Aufregung war gross: Hatte Katz wirklich angekündigt, Israel werde gezielt zivile Ziele angreifen? Wenige Stunden später ruderte er zurück und stellte klar, den Menschen keinen körperlichen Schaden zufügen zu wollen.

Um Netanjahu scharen sich in dessen Regierung so einige Männer, die mit extremen Tönen auffallen. Neben dem auch im Ausland bekannten Polizeiminister Itamar Ben-Gvir gibt es da noch den Finanzminister Bezalel Smotrich. Die beiden rechtsextremen Minister werden in der Wahrnehmung im Ausland oftmals als Beispiel für die rechten Züge der Netanjahu-Regierung genannt.

Ben-Gvir
Polizeiminister Itamar Ben-Gvir. - Keystone

Ben-Gvir sprang Katz nach dessen Andeutungen, Chamenei nach dem Leben trachten zu wollen und einen Umsturz im Iran anzustreben, zur Seite. «Das Ajatollah-Regime muss zerstört werden», schrieb er auf X. «Wir haben ein starkes Volk und eine tolle Armee – sie leisten beste Arbeit. Wir haben einen mutigen Ministerpräsidenten, und weiter so an den Verteidigungsminister.»

Es dauerte nicht lange, bis sich auch Smotrich einschaltete und Katz' Äusserungen im Interview mit dem regierungsnahen Sender Channel 14 verteidigte. «Chamenei ist todgeweiht», sagte der Politiker dort.

Netanjahu gibt sich seit Kriegsbeginn zwar auch kämpferisch und in der Erfüllung der Kriegsziele kompromisslos. Katz' extreme Äusserungen versuchte er jedoch mit vergleichsweise leisen Tönen auszubügeln. In einem jüngsten TV-Interview stellte er etwa eine weitere Andeutung Katz' klar: Ein Umsturz im Iran müsse von der Bevölkerung ausgehen und sei kein Kriegsziel Israels.

Steht eine Strategie hinter der Dissonanz?

Die Dissonanz in den Äusserungen erklären sich Beobachter jedoch nicht unbedingt mit internen Meinungsverschiedenheiten. Katz steht inzwischen fest an Netanjahus Seite. Der Politiker der Netanjahu-Partei Likud hatte seit 2003 zahlreiche Ministerposten inne und wurde zwischenzeitlich als Konkurrent Netanjahus gehandelt. Als Aussenminister während des Gaza-Kriegs vor seiner Ernennung zum Verteidigungsminister verfolgte er Netanjahus Linie aber vehement. Auch dabei sorgte er mit Äusserungen weltweit für Empörung.

Der israelische Journalist Yaron Avraham vom TV-Sender N12 sieht in der Dissonanz eher eine Taktik, in der Netanjahu und seine Minister Katz, Ben-Gvir und Smotrich die sprichwörtlichen Rollen des «Good Cop» und «Bad Cop» einnehmen: der eine betont harmlos, die anderen betont böse. «Vielleicht ist es eine Strategie, dass der Ministerpräsident es einfach nicht ausspricht und es im Vagen belässt und es den anderen überlässt», sagte Avraham.

Wenn Netanjahu wolle, könne er seine Minister erfahrungsgemäss schnell zum Schweigen bringen. Es sei daher auffällig, dass Netanjahu die drei offenbar gewähren lässt. Avraham ist sich jedoch nicht sicher, ob die Strategie sinnvoll ist. «Wenn du schiessen willst, schiesse. Rede nicht», sagte Avraham und deutete auf frühere Tötungen von Feinden wie die der Hamas- und Hisbollah-Chefs. Damit sei Israel bisher gut gefahren, mit dieser Strategie könne man auch fortfahren.

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