Israel-Gaza-Krieg

Israel-Gaza-Krieg: Ein Kilo Mehl kostet noch immer 10 Dollar

Dina Müller
Dina Müller

Palestina,

Trotz einer Zunahme an humanitärer Hilfe hat sich die Lage für die Palästinenser im Israel-Gaza-Krieg bisher kaum entspannt: Noch immer fehlen Lebensmittel.

Israel-Gaza-Krieg
In Gaza und Al-Mawasi behandeln Ärzte ohne Grenzen derzeit über 700 Frauen und rund 500 mangelernährte Kinder ambulant. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Hungersnot im Gaza-Streifen ist weiterhin allgegenwärtig.
  • Und das, obwohl seit Sonntag vermehrt Hilfspakete geliefert werden konnten.
  • Die humanitären Leistungen genügen bisher nicht, um den Lebensmittelmangel aufzuheben.

Nach zahlreichen Warnungen zur katastrophalen humanitären Lage seitens der UN-Organisationen und NGOs schien am Sonntagmorgen die Erlösung einzutreffen: Israel kündigte eine «taktische Pause» an, um Hilfspakete zu verteilen.

US-Präsident Donald Trump sprach sich für das Bereitstellen von mehr Gütern aus.

Kurz darauf verkündete der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz, eine Luftbrücke in den Gazastreifen starten zu wollen – «umgehend».

Lebensmittel bleiben wegen Israel-Gaza-Krieg rar

Erste Bilder aus dem Gebiet zeigen, wie die Hilfspakete an Fallschirmen aus Fliegern geworfen werden. Am Sonntag sollen rund 100 LKWs mit Gütern für die notleidende Bevölkerung in den Gazastreifen gefahren sein.

In den kommenden Tagen folgten laut israelischen Behörden täglich zwischen 180 und 260 weitere Lastwagen.

Doch die Wirkung scheint sich bisher in Grenzen zu halten: Noch immer sind die Lebensmittel im Gazastreifen rar.

Das Angebot ist so klein, dass bereits kleine Mengen den hilfsbedürftigen Anwohnern bei Strassenhändlern teuer zu stehen kommen. Viele können sich nicht einmal ein Kilo Mehl leisten.

«Tropfen auf den heissen Stein»

Spiegel-Mitarbeiterin Ghada Alkurd berichtet: «Sie verlangen dieselben hohen Preise wie vor dem Wochenende. Zehn Dollar oder mehr für ein einziges Kilo Mehl.»

Das sei für die meisten hungernden Menschen in Gaza unbezahlbar, sagt Alkurd, die sich vor Ort befindet. Sie glaubt, dass sich die humanitäre Lage wohl frühestens in ein paar Tagen verbessern wird.

Auch die Uno und andere NGOs bemängeln die bisherigen Hilfsbemühungen für die Palästinenser im Israel-Gaza-Krieg.

Es sei eine «Flut» an Hilfsleistungen nötig, um die Unterernährung zu stoppen, so die UNRWA, das Uno-Palästinenserhilfswerk.

Heisst: Täglich mindestens 500 bis 600 Lastwagen – also dreimal mehr als bisher.

UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher bezeichnete die bisherigen Lieferungen als «einen Tropfen auf den heissen Stein». Die Organisation fordert daher einen uneingeschränkten Zugang in das zerstörte Gebiet.

Luftabwürfe als «sinnlose Initiative» kritisiert

«Ärzte ohne Grenzen» kritisiert unterdessen die Lieferung von Hilfsgütern durch Abwürfe aus dem Flugzeug. Das sei ineffektiv und berge Gefahren für die Menschen.

Denn: Die rund 20 Tonnen an bisher abgeworfenen Hilfspaketen hätte man problemlos und viel günstiger in einem einzigen LKW transportieren können. Ausserdem können die Paletten bei ihrem Aufprall Menschen treffen.

Spendest du für die Hungernden im Gazastreifen?

Guy Vataux, der Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen, sagte dazu: «Humanitäre Hilfsgüter aus der Luft abzuwerfen, ist eine sinnlose Initiative, die nach Zynismus riecht.»

Kritik an der humanitären Hilfe im Israel-Gaza-Krieg

Die Lage im Gazastreifen hat sich seit März zunehmend verschlechtert.

Zu diesem Zeitpunkt übernahm die «Gaza Humanitarian Foundation» (GHF), eine Organisation unter israelischer Regie, das Hilfssystem von der UNO.

Die humanitären Leistungen der GHF wurde jedoch international immer wieder kritisiert: Sie gilt als intransparent und unzuverlässig.

Israel-Gaza-Krieg
Ein Palästinenser wird verletzt weggetragen, nachdem israelische Soldaten an einer Essensvergabestelle das Feuer eröffnet hatten. - keystone

So mussten viele der bereits geschwächten Flüchtlinge kilometerlange Wege zurücklegen, um Hilfsstationen zu erreichen.

Die Öffnungszeiten dieser Stationen waren zudem häufig sehr unregelmässig, weshalb die Hungernden tagelang ausharren mussten.

Ausserdem kam es immer wieder zu Schussabgaben durch die israelischen Soldaten vor Ort. Das forderte schätzungsweise 1000 palästinensischen Todesopfer seit Mai.

Israel: Keine Hungersnot

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef bezeichnete die Lage im Israel-Gaza-Krieg seit März als «Albtraum».

Zuletzt warnten rund hundert Hilfsorganisationen vor einer Massenhungersnot. Am Freitag forderten ausserdem Frankreich, England und Deutschland, die Blockade von Hilfsgütern aufzuheben.

Erst nach immensem internationalem Druck auf Israel hat das Regime nun reagiert.

Israel bestritt am Sonntag zwar, dass es eine Hungersnot in Gaza gebe. Trotzdem wurden neue Hilfsmassnahmen lanciert – um «die falsche Behauptung zu widerlegen, dass der Gazastreifen absichtlich ausgehungert wird».

Als «ein Hoffnungsschimmer», bezeichnet das Unicef die Kehrtwende. Trotzdem bleibt nebst weiterhin fehlenden Hilfspaketen grosse Unsicherheit: Niemand weiss genau, wie lange die Hilfeleistungen noch zugelassen werden.

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