Mann begrapscht SRF-Reporterin – sie folgt ihm, bis Polizei kommt
Ein Mann begrapscht eine SRF-Reporterin am Zürcher HB. Dann belästigt er eine andere Frau im Zug – und versucht es nochmal in der Unterführung.
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Das Wichtigste in Kürze
- Schock für eine SRF-Reporterin: Ein Mann belästigt sie am Zürcher HB sexuell.
- Im Zug attackiert er eine zweite Frau und wird rausgeworfen. Die Reporterin folgt ihm.
- Sie ruft die Polizei – und hält ihn im Blick, bis er gefasst wird.
An Bahnhöfen, in Zügen und in Bus und Tram passiert es immer wieder: Sexuelle Belästigung.
2024 zeigten Auswertungen der Berner und Zürcher Belästigungs-Meldetools, dass der ÖV ein Hotspot ist für Sprüche und ungewollte Berührungen.
Das hat auch eine SRF-Reporterin am eigenen Leib erlebt: Als sie am Zürcher Hauptbahnhof auf dem Perron unterwegs war, fasste ihr ein Mann plötzlich an den Hintern.

Im Doku-Format «rec» erzählt Manuela Morgenthaler: «Ich habe ihn angeschrien», sie sei «überfordert» gewesen.
Mit grosser «Wut im Bauch» sei sie schliesslich doch einfach in den Zug gestiegen. Und habe sich gefragt, ob sie nicht mehr hätte tun sollen.
Damit ist die Episode aber nicht vorbei.
Mann belästigt im Zug weiter
Als sie wenig später in Altstetten wieder aussteigt, sieht sie, wie eine Frau aus dem Zug stürmt und schreit.
«Sie war sehr aufgelöst und rannte weg. Dann sah ich, dass zwei Männer einen dritten Mann aus dem Zug warfen», erinnert sie sich.
Als sie den am Boden liegenden Mann anschaut, erkennt sie sofort: Das ist der Typ, der sie am HB begrapscht hat.
Die beiden Männer erzählen ihr, dass er auch die Frau im Zug belästigt hat. Die SRF-Reporterin fackelt nicht lange: Sie ruft die Polizei.
«Er hat seinen Penis ausgepackt»
Mit einer Polizistin am Telefon folgt sie dem Täter in die Unterführung. Dort habe er sogar noch einmal versucht, «eine Frau zu belästigen», erzählt Morgenthaler.
«Mit Schreien konnte ich ihn davon abhalten.»
Inzwischen scheint der Mann zu bemerken, dass die Reporterin ihm folgt. Er versteckt sich an der Tramhaltestelle hinter einem Ticketautomaten – von Scham fehlt jedoch jede Spur.
«Er hat seinen Penis ausgepackt und ihn mir präsentiert. Bis die Polizei kam.»
Zwei Polizisten nehmen den Mann in Kontrolle und befragen die Journalistin. «Er war angetrunken. Das haben wir von Anfang an bemerkt», erzählt Alex Miljkovic, der Polizist, der damals im Einsatz war, SRF.
Anzeigen wichtig – sonst fühlen sich Täter «bestärkt»
Der Vorfall hat Manuela Morgenthalers Grundvertrauen in die Menschen «recht gestört», wie sie erzählt. Es brauchte eine Weile, bis sich ihr Arbeitsweg für sie wieder sicher anfühlte.
Trotzdem hatte sie Skrupel, den Mann anzuzeigen. «Der Täter war sehr jung. Ich hatte Angst, dass ich damit seine Zukunft verbauen könnte.»

Schliesslich entscheidet sie sich trotzdem dafür. Denn schon nur, was sie an dem Abend beobachtet hat, zeigt: Sie ist nicht das einzige Opfer des Mannes.
Ein weiterer Grund: Der Polizist habe ihr erklärt, dass das Risiko besteht, dass solche Personen immer schwerwiegendere Delikte begehen, wenn sie nicht bestraft würden.
«Das ist richtig», sagt Miljkovic. «Wenn man nicht bestraft wird für kleine Delikte, fühlt sich diese Person bestätigt – es passiert ja nichts.» Deswegen seien solche Anzeigen auch enorm wichtig.
Drei Seiten voller Delikte
Später erhält die SRF-Reporterin Unterlagen von der Staatsanwaltschaft. Drei Seiten voller Delikte – Der Täter ist seit Wochen eingesperrt.
Viele der weiteren Taten, die der Mann begangen haben soll, haben sich im ÖV oder an Bahnhöfen abgespielt.

Morgenthaler sagt vor der Staatsanwaltschaft gegen ihn aus. Ob Anklage erhoben wird und welches Strafmass den Täter erwartet, ist noch unklar.
Geschichten wie diese sind kein Einzelfall. Immer wieder berichten vor allem Frauen über Belästigung oder sogar Gewalt im öffentlichen Verkehr.
In Zürich schlug im September ein Mann eine Passagierin im Tram ins Gesicht. Der 28-Jährige wurde darauf festgenommen.

Ebenfalls im September spielten sich am Bahnhof Bern beängstigende Szenen ab. Eine Gruppe junger Männer verfolgte drei Meitli durch den Bahnhof und machte Fotos von ihnen.
In Glarus sprach ein Mann im Oktober eine Frau im Zug an – und vergewaltigte sie später auf dem Heimweg.
Immer wieder sorgen zudem Männer für Schlagzeilen, die im öffentlichen Verkehr masturbieren. Zuletzt etwa in Schaffhausen und in Zürich.
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Brauchst du Hilfe?
Bist du Opfer von sexualisierter Gewalt geworden? Die Opferhilfe hilft dir dabei, die Erfahrung zu bewältigen und informiert dich über deine Rechte und weitere Schritte: www.opferhilfe-schweiz.ch.

















