Aktivisten: Israels Marine stoppt Gaza-Hilfsflotte
Die Gaza-Hilfsflotte «Flotilla» wurde kurz vor dem Küstenstreifen von Israels Marine gestoppt. In mehreren europäischen Städten gibt es Solidaritäts-Proteste.
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Das Wichtigste in Kürze
- Israels Marine hat die Gaza-Hilfsflotte «Flotilla» vor dem Küstenstreifen gestoppt.
- Die Gruppe von mehr als 40 Booten wollte Hilfslieferungen nach Gaza bringen.
- Unter den Aktivisten befinden sich Menschen aus 46 Ländern.
- Auch mindestens ein Boot der Schweizer Aktivisten wurde von Israels Soldaten gestoppt.
- In verschiedenen Städten formierten sich am Abend, Support-Proteste – auch in der Schweiz.
Israels Kriegsmarine hat Aktivisten-Berichten zufolge den ersten Teil der privaten Flotte von Schiffen mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen gestoppt. «Die Global Sumud Flotilla wurde von israelischen Seestreitkräften angehalten», teilte die Trägerorganisation in ihrem Telegram-Kanal mit.
Zuvor hatten Aktivisten auf Instagram geschrieben, dass Soldaten die ersten Schiffe geentert hätten. Videos in den sozialen Medien zeigen diese Momente. Die Gruppe von mehr als 40 Motor- und Segelbooten hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben auf 70 bis 80 Seemeilen dem Gazastreifen genähert.
Wie auf dem Instagram-Account von «Waves of Freedom» zu entnehmen ist, wurde mindestens auch ein Boot mit Schweizer Aktivisten gestürmt. Die Organisation hatte sich Anfang September der «Flotilla» angeschlossen: Mit fünf Segelbooten und 44 Schweizern.
Noch nicht alle Boote gestoppt
Die «Flotilla» war Ende August von Barcelona aus in See gestochen. Ihre Teilnehmer, unter ihnen die Schwedin Greta Thunberg, wollen nach eigener Darstellung Hilfslieferungen für die Bevölkerung des von Israel und Ägypten seit Jahren abgeriegelten Gazastreifens an Land bringen. Auch wollen sie damit gegen Israels militärisches Vorgehen in dem Küstenstreifen protestieren.

Nach Berichten auf Social Media wurden bisher nur einige Boote gestoppt. Andere würden stabil am Kurs auf Gaza festhalten, heisst es etwa in einem Beitrag von «Movement to Gaza Austria». Es ist zu erwarten, dass aber auch die restlichen Boote von Israels Marine gestoppt wird.
Solidaritäts-Proteste in vielen Städten – auch in Genf und Lausanne
Nachdem bekannt wurde, dass die Hilfsflotte von Israels Marine gestoppt wurde, formierten sich am späten Mittwochabend in verschiedenen Städten Europas spontan Solidaritätsproteste für die «Flotilla».
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Auch in Genf und Lausanne kamen Menschen zu Spontan-Protesten zusammen. Auf Instagram fordern die Aktivisten das Schweizer Aussendepartement zum Einschreiten auf. Für Zürich ist eine Spontan-Demo für den morgigen Donnerstagabend angekündigt – auch in Genf ist eine weitere Demo angekündigt.
Weiter zeigen Videos aus Brüssel, wie hunderte Demonstranten auf das belgische Aussenministerium zu marschieren. Ein ähnliches Bild zeigt sich laut Berichten auf Social Media in Barcelona. Auch in Berlin kamen Menschen zur Unterstützung für die «Flotilla» zusammen. In Napoli haben Demonstrierende am späten Abend den Bahnhof besetzt.

Israels Aussenminister spricht von «Provokation»
Das israelische Aussenministerium teilte auf X mit, die israelische Kriegsmarine habe die Flottille aufgefordert, ihren Kurs zu ändern. Ihre Hilfslieferungen könnten sie in Häfen ausserhalb des Gazastreifens an Land bringen, sie würden in das palästinensische Küstengebiet weitertransportiert. Die Besatzungen seien informiert worden, dass sie sich einer aktiven Kampfzone näherten.
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«Die Flottilla hat (das Angebot) abgelehnt, weil sie nicht an Hilfeleistung interessiert ist, sondern an Provokation», hiess es in der Stellungnahme des Aussenministeriums weiter. Live übertragene Bilder von Kameras an Bord einiger Boote zeigten Aktivisten in Schwimmwesten, die offenbar auf ein Entern ihrer Boote durch israelische Marinesoldaten warteten.
Flotten-Sprecher an Israel: «Anerkennen euch nicht als legitimen Akteur»
Der Sprecher der Flotte, Thiago Ávila, begründete die Ablehnung des Angebots, die Hilfslieferungen über Israel ausliefern zu lassen, damit, dass die Humanitäre Hilfe nicht der Besatzungsmacht im Gazastreifen überlassen werden dürfe. Die Palästinenser im Gazastreifen hätten das Recht, ihre eigenen Grenzen zu kontrollieren.
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«Deshalb anerkennen wir euch nicht als legitimen Akteur, um Humanitäre Hilfe zum palästinensischen Volk im Gazastreifen zu bringen», teilte er an Israel gerichtet über X mit. Die Seeblockade, die Israel vor dem Küstengebiet aufrechterhält, bezeichnete er als «völkerrechtswidrig».