Trumps Zahlen zum Coronavirus im Faktencheck
An einer Pressekonferenz zum Coronavirus lobte Donald Trump einmal mehr seine Reaktion auf die Pandemie. Vergleiche mit Europa liessen dabei aufhorchen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump trat am Donnerstag (Ortszeit) wieder vor die Medien.
- Dabei verglich er unter anderem die Todesfälle in den USA mit denen in Europa.
Am Donnerstagabend hielt Donald Trump wieder einmal eine Pressekonferenz zum Coronavirus ab. Er begann damit, seine Reaktion auf die Pandemie zu loben und darauf hinzuweisen, dass die Zahlen in den USA sinken. «Die Anzahl wöchentlicher Fälle haben seit Juli um 44 Prozent abgenommen», verkündete Trump stolz. Und doppelte nach: «Die Anzahl Todesfälle haben um 20 Prozent abgenommen im Vergleich zur Vorwoche.»
Schliesslich verglich er die Situation in seinem Land mit derer in Europa. Dabei machte er auch einige Aussagen, die Europäer stutzen lassen.
Coronavirus: Zahlen steigen in Europa
«Wenn man sich die EU im Moment ansieht, dann haben sie Ausbrüche, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat. Offen gesagt sind ihre Zahlen auf einem Niveau, das viel schlimmer ist als die Zahlen hier», behauptete Trump. Damit hat er nicht unrecht, in vielen Ländern Europas steigen die Infektionszahlen aktuell.
Allerdings betonte er auch, dass Europa am Vortag, also am Mittwoch, 50 Prozent mehr Todesfälle verzeichnete als die USA. Ist dem so? Bereits in der Vergangenheit sorgte er mit seiner eigenen Auslegung von Statistiken für Kopfschütteln.

Donald Trumps Aussagen zum Coronavirus im Faktencheck
Trumps Aussage: «Am Mittwoch verzeichnete Europa 50 Prozent mehr Todesfälle als die USA.»
Faktencheck: Ein Blick auf die Zahlen von «worldometers» verrät, dass die USA am Mittwoch 1208 Corona-Tote meldeten. Würde Trump richtig liegen, müsste ganz Europa also 1812 Todesfälle verzeichnen.
Tatsächlich waren es auf dem gesamten Kontinent jedoch nur 452 – Damit liegt Trump also falsch.

Trumps Aussage: «In den vergangenen fünf Wochen verdoppelte sich die Anzahl Fälle pro Kopf in Frankreich. Sie stieg um mehr als 300 Prozent in Spanien an und um mehr als 400 Prozent in Italien.»
Faktencheck: Mit «Fällen pro Kopf» bezieht sich Trump wohl auf die Fall-Inzidenz. Also wie viele Corona-Fälle ein Land pro 100'000 Bewohnern verzeichnet.
Vor fünf Wochen betrug die 14-Tage-Inzidenz in Frankreich noch 19,7. Am Mittwoch lag der Wert bei 130. Donald Trump untertreibt also – Die Fälle haben sich nicht verdoppelt, sondern mehr als versechsfacht!
Auch in Spanien und Italien schätzt Trump den Anstieg als weniger hoch ein, als er tatsächlich ist. In Spanien vervierfachte sich die 14-Tage-Inzidenz in den letzten fünf Wochen, in Italien verfünffachte sie sich.

USA korrekt – Europa falsch
Trumps Aussage: «Die Anzahl wöchentlicher Fälle in den USA hat seit Juli um 44 Prozent abgenommen.»
Faktencheck: In der ersten Juli-Woche verzeichneten die USA pro Tag um die 50'000 Fälle, in der zweiten rund 65'000. Den Spitzenwert von 78'615 Fällen mit dem Coronavirus an einem Tag wurde am 24. Juli erreicht. Im Schnitt verzeichneten sie pro Woche 455'000 Fälle.
Vergleicht man die Zahlen mit den aktuellen, sieht man: Die Fallzahlen sind gesunken. Aktuell verzeichnen sie im 7-Tage-Schnitt 36'000 Fälle am Tag. Dies ergibt pro Woche 255'000 Fälle und somit tatsächlich 44 Prozent weniger Fälle.

Trumps Aussage: «Die Anzahl Todesfälle in den USA haben um 20 Prozent abgenommen im Vergleich zur Vorwoche.»
Faktencheck: Der 7-Tage-Schnitt der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus betrug am 3. September 901. Am 10. September noch 750.
Dies entspricht einem Rückgang von knapp 17 Prozent – also nicht ganz 20 Prozent, wie Trump sagte.

In Bezug auf sein eigenes Land liegt Trump also grösstenteils richtig, wie die Stichprobe zeigt. Die Fallzahlen und Todesfälle sinken seit einigen Wochen wieder. In Europa dagegen steigen die Fallzahlen, ganz so viele Todesfälle wie Trump behauptet, gibt es allerdings nicht.