Kurz vor ihrer erwarteten Abwahl aus der Fraktionsführung im Repräsentantenhaus hat die Republikanerin Liz Cheney erneut heftige Kritik an Donald Trump geübt.
Liz Cheney, Vorsitzende der Republikanischen Konferenz im Repräsentantenhaus. Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa
Liz Cheney, Vorsitzende der Republikanischen Konferenz im Repräsentantenhaus. Foto: J. Scott Applewhite/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Liz Cheney hat in einer kämpferischen Rede vor Donald Trump gewarnt.
  • Die Republikanerin wird wohl am heutigen Mittwoch aus der Fraktionsführung abgewählt.

Sie werde nicht schweigend zusehen, wie sich ihre Partei «dem Kreuzzug des ehemaligen Präsidenten anschliesst, um unsere Demokratie zu untergraben», sagte die prominente Republikanerin Liz Cheney am Dienstagabend (Ortszeit) in einer kämpferischen Ansprache im Kongress.

Dutzende Gerichte hätten Trumps Behauptung entkräftet, dass er durch Betrug um seine Wiederwahl gebracht worden sei. «Diejenigen, die sich weigern, die Urteile unserer Gerichte zu akzeptieren, stehen auf Kriegsfuss mit der Verfassung.»

Im Richtungsstreit der Republikaner wollen die Abgeordneten der Partei im Repräsentantenhaus am Mittwoch über den Verbleib der Trump-Kritikerin in der Fraktionsführung abstimmen.

Gerechnet wird mit Cheneys Ablösung, die Trump schon lange fordert. Fraktionschef Kevin McCarthy hat seine Unterstützung für Cheneys Konkurrentin Elise Stefanik erklärt, hinter die sich zuvor Trump gestellt hatte. Die 36-Jährige ist eine loyale Anhängerin des Ex-Präsidenten.

Liz Cheney: «Bedrohung, wie sie Amerika noch nie gesehen hat»

Cheney steht als Vorsitzende der Republikanischen Konferenz im Repräsentantenhaus in der Rangordnung ihrer Fraktion an dritter Stelle. Die 54-Jährige ist die Tochter des früheren US-Vizepräsidenten Dick Cheney.

Liz Cheney sagte: «Heute stehen wir einer Bedrohung gegenüber, wie sie Amerika noch nie gesehen hat.» Trump habe mit seinen haltlosen Behauptungen den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar provoziert. Der Ex-Präsident habe nun «seine aggressiven Bemühungen wieder aufgenommen, die Amerikaner zu überzeugen, dass ihm die Wahl gestohlen wurde. Er riskiert, weitere Gewalt zu provozieren.»

Republikanische Partei
Liz Cheney im US-Kongress in Washington. - Keystone

Millionen Amerikaner seien von Trump in die Irre geführt worden. «Sie haben nur seine Worte gehört, aber nicht die Wahrheit», sagte Cheney. «Zu schweigen und die Lüge zu ignorieren, ermutigt den Lügner. Daran werde ich mich nicht beteiligen.»

Cheney hat von den Republikanern wiederholt einen Bruch mit Trump gefordert. In einem Gastbeitrag für die «Washington Post» am vergangenen Mittwoch hatte sie an ihre Parteikollegen appelliert, sich «von dem gefährlichen und antidemokratischen Trump-Personenkult» abzuwenden.

Trump greift Cheney seit Monaten an

Trump schiesst seit Monaten scharf gegen Liz Cheney. Vergangene Woche schrieb der frühere US-Präsident in seinem Blog: «Liz Cheney ist eine kriegshetzerische Närrin, die in der republikanischen Parteiführung nichts zu suchen hat.»

Cheney gehört zu zehn Republikanern, die nach dem Sturm aufs Kapitol im Januar für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump wegen «Anstiftung zum Aufruhr» stimmten. Die für eine Verurteilung Trumps notwendige Mehrheit im Senat kam nicht zustande.

Seit der Niederlage Trumps gegen seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden bei der Wahl im November tobt ein Richtungsstreit in der Republikanischen Partei. Trump hat seine Niederlage bis heute nicht anerkannt. Sein Lager scheiterte mit Dutzenden Klagen gegen die Wahlergebnisse.

Donald Trump
Der frühere US-Präsident Donald Trump ist kein Fan von Liz Cheney. - dpa

McCarthy hatte am Montag in einem von US-Medien veröffentlichten Brief an seine Fraktionskollegen eine Abstimmung über Cheneys Ablösung in der Fraktionsführung angekündigt. Darin forderte er, den Fokus der Arbeit nicht auf die Vergangenheit zu richten, sondern auf die Rückeroberung der Mehrheit im Repräsentantenhaus.

Wenn die Republikaner die Demokraten daran hindern wollten, die USA zu «zerstören», müssten interne Konflikte der Fraktion gelöst werden, schrieb McCarthy. Es sei daher an der Zeit für eine Änderung. Cheney würde im Fall ihrer Abwahl aus der Fraktionsführung ihr Abgeordnetenmandat behalten.

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