Das könnte Donald Trump und Kamala Harris noch gefährlich werden
Das Wichtigste in Kürze
- Am 5. November wählt Amerika die Nachfolgerin oder den Nachfolger von Joe Biden.
- Nun müssen Kamala Harris und Donald Trump nochmals mächtig Wähler mobilisieren.
- Die grössten Fettnäpfchen, die zum Schluss drohen, können sie kaum selbst beeinflussen.
Das Rennen um das US-Präsidentschaftsamt spitzt sich langsam aber sicher zu. In zwei Wochen entscheidet sich, ob sich Kamala Harris oder Donald Trump durchsetzt.
Beide setzen im Endspurt alles auf eine Karte. Fehler oder Missgeschicke sind zu unterlassen. Doch gefürchtet werden im Oktober weniger die eigenen Fehler oder Missgeschicke, sondern die sogenannten «October Surprises» (zu Deutsch: «Oktober-Überraschungen»).
Also Enthüllungen und Skandale, die kurz vor der Wahl an die Öffentlichkeit gelangen, und den Wahlkampf negativ beeinflussen. Dies erklärt Claudia Brühwiler, USA-Expertin von der Uni St. Gallen. «2016 war es für Hillary Clinton die Untersuchung ihrer E-Mails, die Zweifel an ihrer Integrität nährte», so Brühwiler.
Wer gewinnt die US-Wahl?
Auch Politologe Martin Thunert vom Heidelberg Center for American Studies betont gegenüber Nau.ch, wie gefährlich die «October Surprises» sind. Dass das FBI 2016 die Ermittlungen gegen Clinton wieder aufnehmen wollte, sei «ein wesentlicher Faktor für ihre damalige Niederlage» gewesen.
Generell sollten Harris und Trump alles unterlassen, was gegnerische Wähler mobilisieren könnte. Zudem sollten sie auch die eigene Wählerschaft nicht in einem zu grossen Gefühl der Sicherheit wiegen, sagt Thunert.
«Mobilisierung ist für beide Lager das Erfolgsrezept», betont auch Brühwiler. Denn die meisten Wähler hätten mittlerweile entschieden.
Donald Trump bei McDonalds: «Jede Aufmerksamkeit besser als keine»
Die Wahlkampf-Strategien sind denn auch ausgeklügelt. So servierte Donald Trump zuletzt Burger und Pommes in einer McDonalds-Filiale in Pennsylvania.
Martin Thunert klärt auf: Der Republikaner habe das gemacht, weil Kamala Harris davor behauptete, als Studentin zeitweise bei McDonalds gearbeitet zu haben. «Um so ihre Zugehörigkeit zur weniger wohlhabenden Mittelschicht zu unterstreichen.»
Einen Beweis dafür gibt es bisher aber nicht. Und genau das mache sich Trump zum Vorteil, indem er beteuert, dass Harris nicht die Wahrheit erzählt, so Thunert. «Er wendet einen Standardvorwurf, wonach er selbst ein notorischer Lügner sei, quasi gegen sie.»
Generell gehe es dabei natürlich auch darum, im Fokus zu stehen. «Überall wird über die Aktion gesprochen. Und für Trump ist jede Aufmerksamkeit besser als keine.»
Umfragen mit Vorsicht zu geniessen
Laut Umfragen macht Trump derzeit in den entscheidenden Swing States Boden gut. Doch wie genau sind solche Vorhersagen eigentlich?
«Umfragen haben stets eine Fehlermarge von drei bis vier Prozent», erklärt der US-Experte. In den Swing States liege mal Harris vorne, mal sei es Trump. «Aber meistens mit einer Marge von nur einem oder zwei Prozent», so Thunert.
Für beide Kandidierenden gehe es darum, die Marke von 270 Elektorenstimmen zu erreichen, um es ins Weisse Haus zu schaffen.
Harris könne es sich leisten, «einen oder zwei Bundesstaaten», die Biden gewonnen hatte, zu verlieren. «Für Trump wird es dagegen schwierig, die Marke zu erreichen, sollte er wie 2020 in Pennsylvania den Kürzeren ziehen.»
Thunerts Schlussfazit: «Im Moment ist die einzig seriöse Aussage, dass das Rennen in den Swing States nach wie vor sehr eng ist.»