Wie Weiterbildung Migranten hilft, ihre Potenziale zu entfalten
Mit der 2019 eingeführten Integrationsagenda will die Schweiz Migrantinnen und Migranten bei der Weiterbildung helfen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2024 wanderten 170'607 Personen neu in die Schweiz ein.
- Weiterbildung und Spracherwerb sind die Schlüssel zur Integration in den Arbeitsmarkt.
Die Schweiz ist schon lange ein beliebtes Ziel für Einwanderinnen und Einwanderer aus aller Welt. Alleine im Jahr 2024 kamen laut Staatssekretariat für Migration 170'607 Personen hinzu. Wobei ein grosser Teil aus dem EU/EFTA-Raum (70,7 Prozent) stammt. Insgesamt lebten Ende 2024 exakt 2'368‘364 Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz.
Heterogene Einwanderergruppen haben unterschiedliche Ansprüche
Menschen strömen aus unterschiedlichsten Gründen in die Schweiz. Eine grosse Gruppe stammt aus Nachbarländern wie Frankreich, Italien und Deutschland, die aufgrund der höheren Löhne und besseren Aufstiegschancen übersiedeln. Sie sprechen in der Regel schon die Sprache des Kantons, in dem sie sich niederlassen.

Anders sieht es bei der Einwanderung aus anderen Regionen des EU/EFTA-Raumes und aus Drittländern aus. Besonders hoch ist die Zahl der Portugiesen in der Schweiz: Laut Bundesamt für Statistik lebten 255'300 Menschen aus Portugal Ende 2023 in der Schweiz.
Ebenfalls hoch die Zahl der Einwanderer und Einwanderer aus Osteuropa. Unter anderem aus dem Kosovo, Nordmazedonien, der Türkei und der Ukraine.
Schulbildung enorm unterschiedlich
Bei diesen Gruppen bilden mangelnde Sprachkenntnisse und nicht anerkannte Abschlüsse ein grosse Hürde für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Auch die Schulbildung variiert enorm.
Von den Einwanderern aus Deutschland besitzen lediglich 5,3 Prozent nur einen Schulabschluss der Sekundarstufe I oder keinen Abschluss. Aber 50,6 Prozent einen Abschluss der Tertiärstufe (Hochschule).

Bei Menschen aus Nordmazedonien ist es umgekehrt: 64,1 Prozent verfügen lediglich über einen Abschluss der Sekundarstufe oder keinen Abschluss und 7,3 Prozent einen Abschluss der Tertiärstufe. Ähnlich sieht es bei Flüchtlingen aus Asien und Afrika aus, deren Zahl in den letzten Jahren gestiegen ist.
Schulabschlüsse und Weiterbildung mit Spracherwerb fördern
Der wichtigste Schlüssel zur Förderung dieser Menschen ist die schulische Weiterbildung. Nur so können sie sich mit guten Schulabschlüssen für die Berufswelt qualifizieren. Allerdings ist diese Weiterbildung nur mit entsprechenden Sprachkenntnissen möglich. Zahlreiche Sprachschulen in der ganzen Schweiz bieten daher Sprachkurse an, deren Kosten unter Umständen übernommen werden.

Hilfreich sind in diesem Zusammenhang auch sogenannte Konversationskurse: Dabei kommen Menschen zusammen, um Alltagssituationen sprachlich zu üben. Für Fortgeschrittenen kommen spezielle Fachkurse hinzu.
Diese zielen darauf ab, das für den Beruf notwendige Vokabular bestimmter Branchen zu erwerben. Zum Beispiel technisches oder betriebswirtschaftliches Deutsch. Neben dem klassischen Unterricht vor Ort werden zunehmend auch Hybrid- und Onlinekurse angeboten.
Integrationsagenda 2019: Weiterbildung für Flüchtlinge
Um Flüchtlinge aus der ganzen Welt besser bei der Integration zu unterstützen, wurde 2019 die Integrationsagenda Schweiz verabschiedet. Diese hat erstmals verbindliche Wirkungsziele und Prozesse definiert.
Dazu gehört neben dem möglichst schnellen Spracherwerb eine gezielte Begleitung bei der Stellensuche und Weiterbildung. Ausserdem sollen sich die Menschen durch den Austausch mit der einheimischen Bevölkerung mit den Lebensgewohnheiten der Schweiz vertraut machen.

Die Zahlen des Staatssekretariats für Migration (SEM) zeigen einen positiven Effekt auf: Die Hälfte der Männer haben seit Einführung der Agenda einen Schul- oder Lehrabschluss auf Sekundarstufe II erreicht. Bei den Frauen ist es jedoch nur ein Drittel.
Migrantinnen stehen dabei die gleichen Probleme bei der Kinderbetreuung im Weg wie den Schweizerinnen. Dazu kommen die vielfach traditionellen Rollenbilder in den Herkunftsländern, die durch eine geschlechtersensible Integrationspraxis aufgebrochen werden sollen.