Das Angebot der Weiterbildung ist in der Schweiz riesig. Nau.ch hat dem Laufbahncoach Edi Brandenberger die sechs wichtigsten Fragen gestellt.
Edi Brandenberger Weiterbildung
Laufbahncoach Edi Brandenberger. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Uni, Fachhochschule, höhere Fachschule, Diplom. Für wen eignet sich was?
  • Das Ausbildungs- und Weiterbildungssystem Schweiz ist sehr vielseitig und komplex.
  • Laufbahncoach Edi Brandenberger bringt Licht ins Dunkle.
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Nau.ch: Herr Brandenberger, der Dschungel an Aus- und Weiterbildungen ist in der Schweiz wahnsinnig gross. Wann sollte ich mich prinzipiell nach einer Weiterbildung umsehen?

Edi Brandenberger: Wenn man innere Anzeichen spürt, dass man Lust auf was Neues hat. Auf jeden Fall nicht erst bei Langeweile im Job. Prinzipiell kann man sagen, wenn es um Umschulungen oder Weiterbildung geht: Je früher, je proaktiver, desto besser.

Nau.ch: Sollte man sich eher von intrinsischen oder extrinsischen Motiven leiten lassen?

Je umfangreicher eine Ausbildung ist, je mehr Zeit und Geld sie in Anspruch nimmt, desto wichtiger ist, dass sie intrinsisch motiviert ist. Für eine kurze Weiterbildung oder Zertifizierung, die man macht, ist es durchaus okay, sich beispielsweise vom finanziellen Aspekt leiten zu lassen. Dauert eine Weiterbildung aber ein Jahr oder noch länger, dann funktioniert das nicht. Dann sollte vor allem die Neugier und die Lust, sich neue Kompetenzen erarbeiten zu wollen, dominieren.

Nau.ch: Für welchen Typ Mensch eignet sich welche Art von Weiterbildung?

Universitäre oder akademische Ausbildungen eignen sich für alle, die sich sehr fundiert, wissenschaftlich und umfassend in ein Thema einarbeiten wollen. Oder auch für die Themen, für die es einen solchen Abschluss braucht, wie beispielsweise Medizin. Fachhochschulen sind dann interessant, wenn sich jemand spezialisieren will, aber auch eine starke Praxisorientierung und nicht nur Bücher wälzen will.

Dann gibt es Diplomlehrgänge. Die sind sehr interessant, wenn man in einem Fachgebiet schon Fachwissen hat und dieses durch ein theoretisches Diplom ergänzen will. Höhere Fachschulen sind noch einmal ein bisschen praxisorientierter als Fachhochschulen. Die bieten die Chance, sich komplett neu in ein Gebiet einzuarbeiten. Schliesslich gibt es noch die Möglichkeit, sich innerhalb der eigenen Firma weiterzubilden sowie spezifische Fachkurse und Zertifizierungen.

Bücher Uni weiterbildung
Sie möchten keine Bücher wälzen? Dann ist die Uni wohl nicht das Richtige für Sie. - Pexels

Nau.ch: Was ist schlauer, eine Weiterbildung berufsbegleitend oder Vollzeit zu absolvieren?

In der ersten Phase des Erwerbslebens macht Vollzeit durchaus Sinn, wenn man es sich leisten kann. Sonst ist eine Ausbildung vor allem dann ideal, wenn Theorie und Praxis optimal aufeinander abgestimmt sind. Da ist eine berufsbegleitende Weiterbildung viel zielführender. Alles in allem plädiere ich zum Star für Vollzeitausbildungen und danach für zu berufsbegleitende Weiterbildungen.

Nau.ch: Lohnt es sich, komplett den Beruf zu wechseln und etwas Neues zu erlernen oder sollte man eher eine Weiterbildung auf dem bereits erlernten Gebiet machen?

Der heutige Arbeitsmarkt bietet ja zum Glück eine riesige Vielfalt. Wenn man spürt, man wird in einem Beruf nicht glücklich, sollte man den Mut haben, sich in ein komplett neues Gebiet zu wagen. Das ist in der Regel aber oft der beschwerlichere Weg. Daher halten sich Menschen meistens ans Bestehende.

Bei der Auswahl der Weiterbildung kann man sich am T-Profil orientieren. Es besagt, man hat dann im Arbeitsmarkt gute Chancen, wenn man wie der Querstrich beim Buchstaben T eine gewisse Breite mitbringt. Dann hat man idealerweise, wie der senkrechte Strich des Buchstabens T, auch ein klar definiertes Spezialgebiet. Menschen, die nur den oberen Teil des Ts haben, sind Generalisten, die es im heutigen Arbeitsmarkt schwer haben. Doch auch für die anderen, die «nur» spezialisiert sind, wird es schwierig. Arbeitgeber fordern also eine gewisse Breite, aber auch eine klare Spezialisierung.

Fachkräftemangel
Pflegefachberufe, Ärzte oder Zahnärzte werden immer gesucht. - Pexels

Nau.ch: Zuletzt zum Fachkräftemangel. In welchen Branchen braucht es dringend Nachwuchs oder eben weitergebildete Arbeitskräfte?

Alles rund um Informatik ist sehr gefragt. Auch Ingenieurberufe oder generell Technologie-Berufe, dort gibt es zu wenig Fachleute; und leider auch einen zu tiefen Frauenanteil. Und natürlich in den Gesundheitsberufen, wie beispielsweise Krankenpflegender.

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