Hypothek: So unterscheiden sich regionaltypische Schweizer Bauten
Topografie, Historie und Nachbarländer: Aufgrund vielfältiger Einflüsse haben sich in der Schweiz regionaltypische Bauweisen etabliert. Wir erklären.

Das Wichtigste in Kürze
- Hierzulande können Bauten problemlos den einzelnen Regionen zugeordnet werden.
- Regionaltypische Bauten zeichnen sich durch unverkennbare Merkmale aus.
- Entstanden sind diese aufgrund der Topografie und dem Einfluss der Nachbarländer.
Vier Landessprachen, historische Einflüsse und kulturelle Merkmale aufgrund der Nähe zu den Nachbarländern machen die Schweiz zu einem besonders spannenden Land. Diese vielschichtige Identität spiegelt sich auch in der Architektur wider. So finden sich in Bergdörfern oft robuste Holzbauten, in tiefer gelegenen Gegenden oder in Tessiner Tälern hingegen Steinbauten.
Klimabedingte Bauten in Graubünden und im Tessin
Das Engadin in Graubünden ist bekannt für seine gleichnamigen, regionaltypischen Engadinerhäuser aus dicken Steinmauern. Eine Bauweise, die auf die Topografie der Region zurückzuführen ist und mit welcher den langen, kalten Wintern getrotzt wird.
Als für die Engadinerhäuser besonders charakteristisch gelten die Sgraffito-Verzierungen. Dabei handelt es sich um eine Technik, bei der Ornamente, Muster, Inschriften oder Wappen durch das Kratzen in die Putzschicht eingeritzt werden. Engadinerhäuser sind häufig in Weiss, Ocker, Grau oder hellen Pastelltönen gestrichen.

Die Bergregionen des Tessins zeichnen sich unter anderem durch traditionelle Natursteinhäuser – genannt Rustici – aus. Dicke Mauern und kleine Fenster bieten Schutz vor Hitze und Kälte.
Hinzu kommen die wetterbeständigen, schweren Steinplattendächer (Piode). Mittlerweile werden Rustici vor allem als Ferienhäuser genutzt. Ursprüngliche Rustici-Dörfer finden sich etwa im Valle Verzasca und im Valle Maggia.
In tieferen Lagen hingegen zieren farbige Fassaden in Pastelltönen das Stadtbild – etwa in Lugano, Locarno oder Bellinzona. Besonders gut erkennbar sind die mediterranen Elemente durch die Nähe zu Italien. Dazu gehören etwa schmale Gassen mit Natursteinpflaster und beeindruckende Villen mit weiten Fensterfronten sowie Gärten mit Palmen.
Die Berner Altstadt – ein bekanntes Unesco-Weltkurerbe
Anders als in Graubünden und im Tessin ist das Mittelland nicht von extremem Klima geprägt. Als regionaltypisch gelten hier Bauernhäuser mit grossen, weit heruntergezogenen Ziegeldächern, die Schutz vor Regen, Sonne und Schnee bieten. Besonderes Merkmal: grosse Holzbalkone und Lauben.
Besonders bekannt ist das Emmentalerhaus mit grossem, geschwungenem Dach. Das Berner Bauernhaus hingegen zeichnet sich durch geschnitzte Balken und bemalte Fassaden aus. Auch die städtische Architektur des Mittellandes, darunter in Bern, zeichnet sich durch besondere Merkmale aus.

Im 12. Jahrhundert erbaut, ist die Berner Altstadt – seit 1983 ein Unesco-Weltkulturerbe – geprägt von mittelalterlicher Stadtplanung. Einheitliche Sandsteinfassaden und Lauben säumen die Strassen – eine Besonderheit der Schweizer Hauptstadt. Beispiele dafür sind die Zytglogge, das Münster oder das Bundeshaus.
Barocke Einflüsse in der Westschweiz
In der Westschweiz und den Voralpen – etwa in den Waadtländer Alpen und im Wallis – finden sich vielfach Chalets mit breiten Dachüberständen, um dem teils harschen Wetter standzuhalten.

In Städten wie Neuenburg, Genf oder Freiburg dominieren pastellfarbene Fassaden. Elegante Stadthäuser des 18./19. Jahrhunderts zieren das Genfer Stadtbild, während in Freiburg gotische und barocke Bürgerhäuser vorherrschen. Beeindruckend sind zudem die Waadtländer Schlösser am Genfersee, darunter das Schloss Chillon.
Moderne Schweizer Architektur
Nebst vielen traditionellen Bauweisen ist die Schweiz bekannt für Bauten bekannter Schweizer Architekten. Ein bekanntes Werk des international tätigen Architekten Peter Zumthor ist etwa die Therme in Vals. Der Schweizer legt Wert auf materialbewusste, atmosphärische Architektur.
Der Stil des Tessiner Architekten Mario Botta hingegen zeichnet sich durch klare geometrische Formen aus. Eines seiner bekannten Werke ist die Kirche San Giovanni Battista in Mogno, Tessin. Erwähnenswert ist zudem der Roche-Turm (Bau 2) des bekannten Architekten Pierre de Meuron. Der 205 Meter hohe Roche-Turm des Schweizer Pharmaunternehmens Roche Holding AG ist das höchste Hochhaus der Schweiz.