Betreutes Wohnen: Darum wollen Senioren in eigener Wohnung bleiben
Die Umzugsbereitschaft älterer Menschen in der Schweiz ist eher gering.

Das Wichtigste in Kürze
- Die meisten möchten nicht auf die vertraute Umgebung verzichten.
- Viele Seniorinnen und Senioren profitieren von günstigen Altmietverträgen.
In den Schweizer Städten ist die Wohnungsnot gross: Laut Bundesamt für Statistik gab es 2024 weniger als 52'000 leerstehende Wohnungen im ganzen Land.
Im Jahr 2021 waren es noch 71'365. Ursachen dafür gibt es mehrere, darunter der Mangel an Bauprojekten. Ein anderes Problem sind Seniorinnen und Senioren, die in viel zu grossen Wohnungen leben, aber nicht umziehen wollen. Allerdings haben sie dafür meist gute Gründe.
Wenig Umzugsbereitschaft bei der Generation Ü75
Anfang 2025 beschäftigte sich eine umfangreiche Studie der Hochschule Luzern mit diesem Thema. Demnach sind im Jahr 2022 lediglich 5,1 Prozent der über 76-Jährigen in der Schweiz umgezogen. Die Hälfte von ihnen zog – nicht immer freiwillig – in Pflegeheime oder nahm betreutes Wohnen in Anspruch.

Entsprechend gering ist die Zahl der Älteren, die noch wirklich aktiv auf dem Wohnungsmarkt sind. Die Studie bezifferte sie auf 19'500 Menschen und damit 0,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Wird die Altersgruppe auf alle über 66 Jahren erweitert, sind es 50'000 Menschen oder 0,6 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Erhalt der vertrauten Umgebung ist wichtig
Verständlicherweise möchten viele Seniorinnen und Senioren ihr vertrautes Umfeld nicht verlassen. Dafür spricht auch, dass die meisten Umzüge dieser Altersgruppe in einem Radius von nur zwei Kilometern stattfinden. Ältere Menschen sind weniger mobil und möchten weiterhin Anschluss an Freunde und Bekannte in der Umgebung haben.

Zudem legen sie Wert auf vertraute Ärztinnen und Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen in der Nähe. Sich mit über 70 Jahren noch einmal umzustellen und sich womöglich fremden Menschen anzuvertrauen, fällt ihnen schwer.
Der Umzug in eine fremde Umgebung ist daher nur attraktiv, wenn er mit Vorteilen verbunden ist: Das mildere Klima des Südens zum Beispiel, kürzere Wege in der Stadt oder eine landschaftlich schöne Umgebung. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Angebote zum betreuten Wohnen: Diese versprechen den Erhalt der Selbständigkeit bei gleichzeitig grösserer Sicherheit durch tägliche Betreuung.
Günstige Altmieten erleichtern das Bleiben
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die enormen Mietsteigerungen der letzten Jahre. Schweizweit sind die Mieten in den letzten 20 Jahren um 24 Prozent gestiegen. In gefragten Kantonen wie Zürich sind es sogar 44 Prozent. Seniorinnen und Senioren, die schon lange in ihrer Wohnung leben, profitieren hingegen von günstigen Altmietverträgen.

Dies führt zu einem Paradoxon, das auch aus anderen Ländern bekannt ist: Selbst wenn sie sich verkleinern möchten, würden sie für eine Zweizimmerwohnung jetzt mehr Miete zahlen als für ihre Vierzimmerwohnung. Das senkt die Bereitschaft, umzuziehen, erheblich. Ältere Menschen nehmen dafür auch Nachteile wie Einsamkeit und mangelnde Barrierefreiheit in Kauf.
Betreutes Wohnen als Lösung des Wohnungsproblems
Um die Wohnungsnot in der Schweiz zu lindern, setzen viele auf neue Angebote für ältere Menschen. So könnten diese eher zum Auszug bewegt werden. Eine Möglichkeit ist die Schaffung von preisgünstigem, barrierefreiem Wohnraum. Betreutes Wohnen kann so die Lösung sein.
Dies soll vor allem Menschen mit günstigen Altmieten zum Umzug bewegen. Sie müssen keine höheren Wohnkosten fürchten, profitieren aber von der Barrierefreiheit.

Auch das Angebot von betreutem Wohnen soll verstärkt werden. Hier kommen zur Barrierefreiheit weitere Vorteile hinzu: Die rund um die Uhr verfügbare Betreuung sorgt für Sicherheit im Fall von Unfällen und Stürzen.
Gemeinschaftsräume bieten die Möglichkeit, neue soziale Kontakte zu knüpfen, und schützen so vor Einsamkeit. Da Betreutes Wohnen jedoch nicht billig ist, wird noch über Möglichkeiten zur besseren finanziellen Unterstützung diskutiert.