Arbeit: Muss das Homeoffice schon wieder weichen?
Die Corona-Pandemie hat das Homeoffice etabliert – und laut einer aktuellen Umfrage wird es auch in Zukunft fester Bestandteil der Arbeitswelt bleiben.

Das Wichtigste in Kürze
- Noch nie gab es so viele offene Stellen, die Homeoffice erlauben.
- Doch: Fast jede zweite Person wünscht sich noch mehr Homeoffice.
Die Covid-Pandemie mit ihrem erzwungenen Social Distancing verhalf dem Homeoffice nicht nur in der Schweiz zum Durchbruch. In aller Welt erledigten immer mehr Menschen ihre Arbeit von zu Hause aus. Mittlerweile zeigt sich: Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben.
Schweizer Firmen schränken Homeoffice ein
Anfang 2025 machten verschiedene grosse Firmen in der Schweiz mit der Einschränkung ihrer Flex-Modelle Schlagzeilen: Sie beorderten ihre Angestellten zurück ins Büro. Schon regte sich die Sorge: Ist das Homeoffice in der Schweiz wieder out?

So einfach ist es jedoch nicht. Zum einen handelte es sich bei den Unternehmen um solche, die bereits sehr grosszügige Regelungen hatten. Eine Rückkehr zu fünf Präsenztagen pro Woche wird nicht verlangt. Stattdessen pendelt sich bei vielen ein Verhältnis von zwei zu drei Tagen ein: Drei Präsenztage im Büro und zwei Tage zur freien Verfügung.
Fehlendes Homeoffice ist ein Dealbreaker
Zugleich zeigt sich aber auch: Die Zahl der Stellen, die eine Homeoffice-Option bieten, hat einen Rekordstand erreicht. Eine Analyse aus dem April 2025 zeigt, dass 13,8 Prozent der Stellen ganz oder teilweise im Homeoffice erledigt werden konnten. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie hat sich das Angebot damit vervierfacht.

Dies entspricht auch dem Wunsch der Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Laut offiziellen Daten des Bundesamtes für Statistik arbeiteten 2024 nämlich noch immer 73,7 Prozent an einem festen Arbeitsort ausserhalb der Privatwohnung. Nur 9,1 Prozent, also weniger als jeder Zehnte, arbeitete in der Privatwohnung.
Allerdings wünschen sich immer mehr Menschen die Option zum Homeoffice: Bei einer Umfrage von HR Campus unter 1500 Beschäftigten gab dies fast jeder Zweite an. Ausnahmsweise gab es dabei nicht einmal einen Röstigraben. In der Deutschschweiz und in der Westschweiz war man sich einig. Gerade Jüngere geben immer häufiger zu, dass eine komplett fehlende Remote-Option für sie ein Dealbreaker bei der Jobsuche ist.
Das Homeoffice hat sich normalisiert
Die beunruhigenden Meldungen lassen sich also relativieren. Ein Zurück zur kompletten Präsenzarbeit wird es in Branchen, in denen Homeoffice möglich ist, nicht mehr geben. In Zeiten des Fachkräftemangels können sich Firmen dies einfach nicht mehr leisten, wenn gut ausgebildete, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause arbeiten möchten.

Allerdings wird sich vermutlich eher hybrides Arbeiten als vollständiges Homeoffice durchsetzen. Schliesslich profitiert die Arbeit auch vom gegenseitigen, direkten Austausch in Büros. Es müssen nicht einmal formale Meetings sein. Auch eine kurze Unterhaltung am Schreibtisch hat schon so manchen Geistesblitz zutage gefördert.
Arbeit wird flexibler – und damit angenehmer
Hybrides Arbeiten, also der Wechsel zwischen Büro und Homeoffice, ist dabei nur einer von mehreren Aspekten. Ein weiteres beliebtes Konzept ist die Vier-Tage-Woche, die ebenfalls immer mehr Anhänger findet. Gegenüber dem Homeoffice hat sie einen grossen Vorteil: Sie lässt sich auch in Branchen einführen, in denen die Arbeit von zu Hause aus nicht möglich ist. Beispielsweise in der Produktion und im Handwerk.

Daneben haben sich die Begriffe Vertrauensarbeitszeit und Gleitzeit etabliert. Vorgesetzte vertrauen ihren Mitarbeitenden, dass sie ihre Arbeit erledigen. Den Zeitpunkt bestimmen sie selbst. So können junge Eltern beispielsweise den Nachmittag mit ihren Kindern verbringen und abends arbeiten, wenn diese schlafen.
Das Homeoffice ist also nicht out, sondern hat sich etabliert und wird heute auf vielfältige Weise flexibler interpretiert. Dies sorgt für eine angenehmere Arbeitsumgebung, von der letztendlich beide Seiten profitieren.