Formel 1: Saudi-GP muss trotz Spannung aus dem Kalender verschwinden

Die Formel 1 liefert in Saudi-Arabien einen Thriller-Grand-Prix. Trotzdem sollte für dieses Rennen kein Platz im WM-Kalender sein. Ein Kommentar.

Die Formel 1 beim Start zum Saudi-Arabien-GP. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Formel 1 beteiligt sich in Saudi-Arabien an einem Sportswashing-Event vom Feinsten.
  • Die Doppelmoral wird vor allem im Vergleich mit dem Russland-GP deutlich.
  • Für dieses Rennen darf kein Platz im Kalender sein. Ein Kommentar.

«Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust», lässt Goethe seinen Faust sagen – Formel-1-Fans werden dieses Gefühl gerade gut kennen. Denn die Fans der Königsklasse wachen am Montag wohl mit zwiespältigen Gefühlen über den vergangenen Rennsonntag auf.

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Denn in Sachen Renn-Action war der Grand Prix von Saudi-Arabien ein Vorzeige-Rennen: Ein unerwarteter Pole-Sitter, strategische Schachzüge, ein packendes Duell um den Rennsieg. Der Saudi-GP hatte auf der Strecke eigentlich alles.

Krieg wird mit zweierlei Mass gemessen

Dumm nur, dass das Drumherum um diese Veranstaltung ein Gräuel ist. Die jüngsten Massen-Hinrichtungen werden ignoriert, der saudisch angeführte Krieg im Yemen mit zehntausenden toten Zivilisten ebenso. Man vergleiche mit dem abgesagten Russland-GP.

Ein Öl-Depot von Aramco brennt nach einem Raketenangriff im Vorfeld des Formel-1-GP von Saudi-Arabien. - keystone

Und selbst ein Raketenangriff auf den Serien-Hauptsponsor (!) nur zwölf Kilometer von der Rennstrecke entfernt (!!) bringt die Formel 1 bei ihrem fürstlich entlohnten Gastspiel nicht zum Umdenken.

Den Fahrern kann man in diesem Fall keinen Vorwurf machen: Sie haben sich ernsthaft mit einem Boykott auseinandergesetzt. Es bedurfte wohl einer Drohung der Behörden über womöglich erschwerte Ausreisen, um sie zum Start zu bewegen.

Die Formel 1 als Image-Werkzeug

Der Vorwurf geht an die Verantwortlichen der Formel 1, die bei diesem Sportswashing par excellence als brave Erfüllungsgehilfen mitspielen. Und dafür selbstverständlich eine fürstliche Entlohnung einstecken.

Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, und Stefano Domenicali, CEO der Formel 1, vor dem Saudi-Arabien-GP. - dpa

Nicht nur, dass die Strecke nicht Formel-1-tauglich ist – auch das Gastgeberland ist es nicht. Aber wie überall im Sport gilt auch hier, frei nach Goethe: «Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles.»