Formel 1: Die Fahrerakademien der grossen Teams stecken in der Krise

Fast alle Cockpits in der Formel 1 sind vergeben, und 2022 wird es höchstens einen Formel-1-Neuling geben. Die Nachwuchs-Akademien kriseln trotz starker Fahrer.

Mick Schumacher (Haas F1 Team) schaffte über die Ferrari-Akademie den Sprung in die Formel 1. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • 2021 schafften es Mick Schumacher und Yuki Tsunoda aus Fahrer-Akademien in die Formel 1.
  • 2022 wird aber wohl kein Nachwuchs-Fahrer in die Königsklasse aufsteigen.
  • Dabei wären die Akademien voll mit talentierten Piloten.

Am Mittwoch gab Williams seine Fahrerpaarung für die Saison 2022 bekannt. Alex Albon kehrt in die Formel 1 zurück, Nicholas Latifi bleibt ein weiteres Jahr beim Traditionsteam. Damit ist in der Königsklasse nur noch bei Alfa-Sauber ein Platz frei.

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Um das letzte Cockpit rittert fast ein halbes Dutzend Fahrer. Antonio Giovinazzi hofft auf seinen Verbleib, Formel-E-Weltmeister Nyck de Vries auf sein Formel-1-Debüt. Die Ferrari-Junioren Callum Ilott und Robert Shwartzman sind wie Guanyu Zhou nur Aussenseiter.

Das Cockpit von Antonio Giovinazzi bei Alfa-Sauber ist der letzte freie Platz in der Formel 1. - keystone

Womöglich gibt es 2022 also nur einen Neuling in der Formel 1 – oder keinen, falls Giovinazzi bleiben darf. Die begehrten Plätze in den Fahrer-Akademien der grossen Teams erweisen sich als wenig erfolgversprechend. Dabei sind die Akademien stark besetzt.

Red-Bull-Nachwuchs drängt in die Formel 1

Den breitesten – und vielversprechendsten – Nachwuchskader hat Red Bull. Nicht weniger als acht (!) Fahrer kämpfen in diversen Einsitzer-Serien um Titel. Aber keiner von ihnen wird 2022 ein Stammcockpit in der Formel 1 besetzen.

Dabei hätte Red Bull gleich vier Cockpits zu vergeben – aber alle sind besetzt. Max Verstappen ist auf lange Sicht gesetzt, Sergio Perez zumindest bis Ende 2022. Und bei AlphaTauri setzt man auch nächstes Jahr auf Pierre Gasly und Yuki Tsunoda.

Vor allem Juri Vips und Liam Lawson würden sich für ein Formel-1-Debüt aufdrängen. Beide müssen sich aber wohl mindestens bis 2023 gedulden. Dann könnte Tsunoda zu Red Bull wechseln, womit bei AlphaTauri zumindest ein Cockpit frei würde.

Ferrari hat keinen Platz für seine Talente

Ähnlich stellt sich die Situation auch bei Ferrari dar. Im Vorjahr hatte man in der Formel 2 gleich drei heisse Eisen im Feuer. Mick Schumacher, Callum Ilott und Robert Shwartzman hatten Titelchancen. Schumacher siegte und fährt 2021 seine erste Saison in der Formel 1.

Dieses Jahr sieht es allerdings eher mager aus. Ilott debütierte kürzlich in Le Mans und demnächst in der IndyCar-Serie. Shwartzman ist Formel-2-Dritter, Marcus Armstrong liegt nur auf Rang 14.

Wirkliche Formel-1-Chancen hat aus der Ferrari Driver Academy im Moment aber kaum jemand. Bei Alfa-Sauber hat die Scuderia kein Mitspracherecht mehr, bei Haas ist Mick Schumacher auch im kommenden Jahr gesetzt.

Alpine-Talente auf der langen Bank

Noch schlechter sieht die Lage in der Nachwuchs-Akademie von Alpine – vormals Renault – aus. Mit Oscar Piastri, Christian Lundgaard und Guanyu Zhou gehören drei Top-Piloten der Formel 2 zum Alpine-Nachwuchskader.

Aber: Der Weg in die Formel 1 bleibt den Junioren der französischen Marke wohl auf lange Sicht verwehrt. Motoren-Kunden hat Alpine in der Formel 1 nicht, beim Werksteam hat Esteban Ocon einen langfristigen Vertrag. Und Fernando Alonso denkt nicht ans Aufhören.

Bei Sauber wartet ein Riesentalent

Und die anderen Teams? Bei Mercedes drängt sich aktuell niemand für ein baldiges Formel-1-Debüt auf. Frederik Vesti (19/DEN) liegt in der Formel 3 auf dem fünften Gesamtrang. Paul Aron (17/EST) ist Gesamt-Sechster in der Formula-Regional-EM.

Theo Pourchaire (ART) empfiehlt sich in der Formel 2 für eine baldige Chance in der Formel 1. - FIA Formula 2

Bei Sauber wartet mit Theo Pourchaire (18/FRA) ein Riesentalent auf Formel-1-Chance. Der Franzose ist Formel-2-Sechster, ein F1-Debüt käme aber noch zu früh. 2023 ist er aber einer der heissesten Tipps. Juan Manuel Correa (22/USA) will 2022 wieder Formel 2 fahren.

Williams hat mit Jack Aitken (25/GBR) und Roy Nissany (26/ISR) zwei Formel-2-Fahrer in seiner Akademie. Aitken debütierte 2020 als Russell-Ersatz in Bahrain. WSeries-Meisterin Jamie Chadwick (23/GBR) ist noch zwei, drei Jahre von der Formel-1-Reife entfernt.