Corona-Variante «Pirola» hat die Schweiz erreicht

Die WHO hat die neue Corona-Variante «Pirola» als «überwachungsbedürftige Variante» eingestuft. Jetzt hat «Pirola» die Schweiz erreicht – was sagen Virologen?

Die Corona-Variante «Pirola» hat die Schweiz erreicht: Die WHO stuft sie als «überwachungsbedürftig» ein. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die WHO stuft die neue Corona-Variante «Pirola» als «überwachungsbedürftige Variante» ein.
  • Virologen sind über die grosse Anzahl von Mutationen an strategischen Stellen besorgt.
  • Erste Daten aus China deuteten aber auf eine tiefe Ansteckungsfähigkeit der Variante hin.

Meldungen über neue Corona-Varianten dürften bei den meisten Menschen ohne schwerwiegende Vorerkrankungen mittlerweile auf Gleichgültigkeit stossen. Die Pandemie liegt längst im Rückspiegel.

Doch bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgt derzeit eine neue Variante für Wirbel: Sie hat BA.2.86, auch «Pirola» genannt, als «überwachungsbedürftige Variante» eingestuft.

«Pirola» zirkuliert stärker als bisher angenommen

Gegenüber der Westschweizer Zeitung «Tribune de Genève» erklärt Epidemiologe Antoine Flahault, «wir sind besorgt».

Die Gründe: «Sie stammt von einer ausgestorben geglaubten Omikron-Linie (BA.2) ab.» Zudem weise sie mehr als 30 Mutationen an strategischen Stellen auf. Welche Rolle diese Mutationen bei der Übertragbarkeit und der Fähigkeit, Menschen erkranken zu lassen, spiele, wisse man aber noch nicht.

«Pirola» wurde erstmals in Israel identifiziert. Bisher wurde sie in gut einem Dutzend unterschiedlicher Länder auf mehreren Kontinenten nachgewiesen – mittels klinischen Tests oder in Abwasserproben. Diese Tatsache deute darauf hin, dass «Pirola» doch stärker zirkuliert als bisher angenommen.

Variante hat wohl tiefe Ansteckungsfähigkeit

Immerhin: Erste Hinweise aus China sprechen dafür, dass die Variante eine geringere Ansteckungsfähigkeit aufweist. Entsprechend dürfte die derzeitige Herdenimmunität für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ausreichen, wie Virologe Didier Trono erklärt.

Seit Mitte Juli ist in Westeuropa ein leichter Anstieg der Corona-Fälle zu beobachten. Diese Entwicklung könne auf einen saisonalen Zyklus hindeuten. Gleichzeitig gelte es zu beachten, dass die Schätzungen aufgrund der geringen Anzahl durchgeführter Tests sehr ungenau sind.

Aufgrund der geringen Anzahl durchgeführter Tests sind die Daten zur Virusentwicklung derzeit recht ungenau. (Symbolbild) - keystone

Fälle würden künftig vermehrt im Sommer auftreten, im Herbst einen leichten Anstieg erleben und erst nach dem Winter wieder abflachen. «Damit wäre die Covid-Saison etwas länger als die Grippesaison. Allerdings ist auch das Virus für die meisten Menschen weniger lästig», so Trono.

Experte erwartet neue Impf-Empfehlung für Risikogruppen

Auch Infektiologin Alexandra Calmy pflichtet den Kollegen bei: «Es gibt diesbezüglich derzeit keine Notfallsituation im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Aber wir führen weiterhin Forschungsarbeit durch, um neue Behandlungsstrategien zu evaluieren und wachsam zu bleiben.»

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