Coronavirus: Deutsches Spitalpersonal nervt sich ab Impfunwilligen

In Deutschland steigt die Zahl der Patienten, die wegen Corona auf der Intensivstation landen. Die meisten sind ungeimpft. Der Frust beim Personal steigt.

Die Intensivbetten in Deutschland werden immer knapper. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland steigt derzeit die Zahl der Corona-Intensivpatienten an.
  • Weil viele davon ungeimpft sind, gehen die Pfleger (zumindest online) auf die Barrikaden.
  • In Deutschland sind bisher 64 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.

Die Intensivstationen werden mit ungeimpften Corona-Patienten überfüllt – so auch in Deutschland. Der Frust beim Gesundheitspersonal wird immer grösser.

Einer Pflegerin aus Bayern ist nun der Kragen geplatzt. «Ich hätte ihm am liebsten eine reingehauen», schreibt sie in einer privaten Facebook-Gruppe. Gemeint ist ein ungeimpfter Mann, den sie wegen des Coronavirus auf der Intensivstation behandelte.

«Habe echt keinen Bock mehr»

Als sich der Mann erholte, habe er gesagt, dass das Virus ja gar nicht so schlimm sei. Er lasse sich auch weiterhin keine Schutzmassnahmen vorschreiben, berichtet «Focus».

Die Pflegerin ist genervt und verzweifelt. «Könnt ihr verstehen, dass ich echt keinen Bock mehr habe?», schreibt sie.

Dass Patienten eine gewisse Schuld an ihren Erkrankungen tragen, ist allerdings nichts Neues: In der Medizin werden «regelhaft» Patienten behandelt, die mehr oder weniger Einfluss auf ihre Krankheit hätten. Dies sagt die Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) gegenüber dem Portal.

«Natürlich sind Emotionen gegenüber dem Erkrankten ganz normal, auch negative», sagt die Divi. Dennoch gelte, dies «nicht negativ auf die Behandlung oder die Beziehung wirken zu lassen».

Coronavirus: Keine Entschuldigung, sich nicht impfen zu lassen

Auch Psychologin Isabella Heuser ärgert sich «enorm» über die Ungeimpften. Sie nehmen anderen Kranken die Betten weg – «obwohl sie diese Betten mit Impfung gar nicht brauchen würden».

Umfrage

Denken Sie, dass sich mehr Menschen gegen Corona impfen lassen sollten?

Natürlich, alle müssen mithelfen.
49%
Nein, es soll jeder machen, was er will.
51%

Die Psychologin des Berliner Charité zeigt sich überzeugt: Wenn das Impfen kostenlos und bequem ist, gebe es eigentlich keine Entschuldigung mehr. Ansonsten sei es «doch eine unglaublich unsolidarische Einstellung».

64 Prozent der Deutschen gegen Coronavirus geimpft

In den vergangenen Wochen ist in Deutschland die Zahl der Corona-Intensivpatienten auf rund 1500 gestiegen. Vollständig geimpft sind bisher 64 Prozent der Bevölkerung – wünschenswert wären 80 Prozent.

Coronavirus: Ein Schild in einem Impfzentrum in Frankfurt am Main. - POOL/AFP/Archiv

Zu Beginn der Pandemie war Heuser betreffend Impfbereitschaft optimistisch gestimmt. Dabei wurde sie stark enttäuscht: «Ich habe die Solidarität in Deutschland wirklich überschätzt.» Was sie jetzt sehe, finde sie beschämend.