Die Masken-Tragepflicht wird politisiert wie kaum ein anderes Thema rund um das Coronavirus. Eine Umfrage gibt nun Einblick, warum Schweizer die Maske tragen.
Masken Umfrage Coronavirus
Gesichtsmasken gehören mittlerweile zum Pendler-Alltag. Hier im Bahnhof Lausanne Anfang Juli. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wird immer häufiger zum Gesprächsthema.
  • Es gibt auch Skeptiker: In Zürich ist am Samstag eine weitere Demo von Gegnern geplant.
  • Eine neue Umfrage erläutert, wie die Bevölkerung mit den Schutzmasken umgeht.

Weil die täglichen Corona-Infektionszahlen wieder steigen, versuchen die Regierungen, das Virus mit schärferen Massnahmen einzudämmen. Immer mehr Kantone führen eine Maskenpflicht in Läden ein.

Corona Demo Flyer
Der Flyer für die am Samstag geplante Demontration. - Twitter/@AntifaZH161

Doch einige Skeptiker wehren sich: Am Samstag ist in Zürich eine Kundgebung geplant. Der Flyer der Demonstranten fordert unter anderem «Freiheit statt Maskenpflicht». Schon Anfang Juli, als im ÖV Masken zur Pflicht wurden, protestierten Corona-Zweifler. Auf einem Flyer, der damals an Pendler verteilt wurde, stand: «Das langfristige Tragen einer Gesichtsmaske schwächt das Immunsystem.»

44 Prozent planen, Masken häufiger zu tragen

Verhaltenspsychologen an der Universität Zürich befragten Anfang Juli rund 4000 Personen. Ziel war es herauszufinden, wie häufig Herr und Frau Schweizer Masken tragen. Und wie häufig sie planen, Masken in der Zukunft zu tragen.

Grégoire Bollmann, Mitglied des Forschungsteams, gibt Nau.ch einen exklusiven ersten Vorgeschmack. «Die Studie ist noch nicht finalisiert, es sind also vorläufige Ergebnisse.» Folgende Information seien teils Interpretationen und noch nicht zur Publikation angenommen, so der Psychologe.

Grégoire Bollmann
Grégoire Bollmann ist Verhaltenspsychologe an der UZH. - National Centres of Competence in Research

Die Nichtträger gehören laut den provisorischen Daten zur Minderheit. «44 Prozent der Befragten gaben an, die Maske häufiger tragen zu wollen als bisher. Nur etwa fünf Prozent planten, die Maske weniger häufig zu tragen als in der Vergangenheit», sagt Bollmann.

Risikogruppe ist vorsichtiger

Als die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr eingeführt wurde, gaben etwa neun Prozent an, bisher keine Maske getragen zu haben. Diese neun Prozent hatten auch nicht vor, dies in Zukunft freiwillig zu tun.

Bollmann ergänzt: «Wir haben allerdings nicht untersucht, wie viele Menschen dieser Gruppe auch dort keine Maske tragen wollen, wo es obligatorisch ist.»

Maskenpflicht Schweiz
Laut verschiedenen Betreibern ist die Disziplin bei der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr in der Schweiz nach wie vor sehr hoch. - sda - Keystone/dpa/Oliver Berg

Der Psychologe unterstreicht zudem, in der Stichprobe seien über 65-Jährige, also eine der Risikogruppen des Coronavirus, unterrepräsentiert. Da diese tendenziell vorsichtiger seien, sei die effektive Zahl der Masken-Verweigerer wohl noch tiefer.

Nur vier Prozent der Senioren hätten angegeben, trotz Coronavirus noch nie eine Maske getragen zu haben.

Ist das Nichttragen der Maske trotz Coronavirus ein politischer Protest?

Die Umfragewerte deuten auf ein Nein. «Die Einstellung gegenüber Behörden scheint nicht entscheidend zu sein», so Bollmann. Maskenträger begründen hingegen mit der bisherigen Erfahrung sowie der Zuversicht, dass Masken gegen das Coronavirus wirken.

Eine Rolle spielen sollen auch Bekannte der Befragten, die die Maske als wirksam empfinden. Zudem sei es auch von Bedeutung, wenn sich im Bekanntenkreis Personen befinden, bei denen Befragte eine höhere Infektionswahrscheinlichkeit wahrnehmen.

Senioren
Der Lockdown hat gezeigt: Ältere Menschen benötigen in ihren eigenen vier Wänden mit zunehmendem Alter Unterstützung. - dpa

In der Umfrage kamen auch regionale Unterschiede zum Vorschein. Unter anderem würden sich das Mittelland, Tessin und die Zentralschweiz in Trageverhalten und Einstellung zu den Masken unterscheiden.

Die Tessiner tragen gemäss der ersten Auswertung am häufigsten Masken, danach folge das Mittelland und die Zentralschweiz, erklärt der Forscher.

«Diese Regionen sind auch bisher unterschiedlich von der Pandemie betroffen», so Bollmann.

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