Wie gehts für die Skirennfahrer nach Sölden weiter? So ein strenges Konzept wie im Tirol lässt sich nicht überall kopieren. In den Teams herrscht Unsicherheit.
Gino Caviezel
Gino Caviezel feiert seinen Podestplatz beim Weltcup in Sölden. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Am verganengen Wochenende ist der Ski-Weltcup in Sölden gestartet.
  • Für die Durchführung der Rennen braucht es ein umfassendes Schutzkonzept.
  • In den Teams herrscht auch nach dem erfolgreichen Start Unsicherheit.

«Sölden war ein Test und den kann man nicht besser machen», urteilte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier. Der Riesenslalom-Dritte Gino Caviezel aus der Schweiz meinte, der Auftakt habe eine «positive Message» gesendet. Sportler, Betreuer und Beobachter fragen sich nun aber, ob ihnen ein ganzer Winter unter Laborbedingungen bevorsteht.

Klar scheint, dass derart drastische Massnahmen nicht bei jedem Event dieser WM-Saison umzusetzen sind. Das hat logistische Gründe bei den Veranstaltern - vor allem, wenn anders als im Ötztal, die Orte voll Winter-Touristen sind. Und andererseits stellen die Einschränkungen die Sportler und Teams langfristig auf eine harte Akzeptanzprobe.

Wie zu hören war, herrscht Unsicherheit bezüglich der Tests und deren Folgen: Wenn etwa ein Teammitglied kurz vor einem Rennen positiv getestet wird, droht die ganze Mannschaft ausgeschlossen zu werden. Für die Athleten einer Sportart, in der im Winter Schnupfen und Infekte ohnehin normal sind, bedeute die permanente Unsicherheit grossen emotionalen Stress. «Wenn nur mal irgendwo einer hustet, ist schon Alarm», erzählte Herren-Cheftrainer Christian Schwaiger.

Auch logistisch ist die ganze Testerei für alle Nationen eine enorme Herausforderung. Ist bereits die Organisation von Trainings und Rennen inklusive An- und Abreise auf Skipisten in ganz Europa eine Mammutaufgabe, so kommen nun die Covid-Tests dazu. Vor Wettkämpfen darf ein negativer Befund nicht älter als 72 Stunden sein. Also wird permanent getestet. Der DSV arbeit derzeit an einer Kooperation mit internationalen Laboren, um überall in Europa betreut zu sein.

Für die Planung wurde im Verband extra eine Mitarbeiterin abgestellt - anfangs war noch Herren-Coach Schwaiger zuständig. Er war dabei «eigentlich nur noch am checken, wer wann wohin darf, wann wir die Tests erfüllen müssen und wie wir sie zu den Laboren bringen.»

«Aus diesem Event werden wir sehr viel lernen», sagte Renndirektor Markus Waldner zum Sölden-Auftakt. Was bleiben wird, das sind die sogenannten Blasen, in denen sich Sportler, Betreuer, Pistenarbeiter, Journalisten und ausgewählte Gäste bewegen dürfen. Auch in Gröden, wo im Dezember der erste Abfahrtsklassiker der Saison ansteht, bereitet man sich bereits auf die strikte Trennung der einzelnen Gruppen vor.

Unklar ist auch nach Sölden noch, wie eine Abgrenzung der Beteiligten mitten in der Urlaubssaison klappt. Weltcuppisten kann man für Touristen sperren - Skilifte und Gondeln kaum. «Wir müssen dann mit dem Wintertourismus zusammenleben», sagte Rennchef Waldner im ZDF.

Spannend bleibt die Zuschauerfrage. In Sölden waren keine Fans dabei, was zu einer ungewohnten «Stille am Berg» geführt hatte, wie DSV-Chef Maier berichtete. Ob nun auch die Saisonhöhepunkte als Geisterrennen ausgefahren werden? «Ich kann mir nicht vorstellen, dass man es schafft, die Leute in Kitzbühel wegzuhalten», sagte Maier dazu im BR.

Ähnlich geht es anderen Wintersportarten. Bei der nordischen Ski-WM in Oberstdorf im Februar und März 2021 wird noch mit Zuschauern geplant, auch die Vierschanzentournee hofft auf Fans. Um auf Nummer sicher zu gehen, quartieren sich die deutschen Sportler in diesem Winter teilweise in Hütten statt in Hotels ein. Die Biathleten stellen sich ähnlich wie die Alpinen auf strikte Blasen und regelmässige Tests ein. Für die beiden Weltcups in Oberhof im Januar kann man derzeit noch ganz normal Zuschauertickets kaufen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Gino CaviezelRiesenslalomStressZDFSkiCoronavirus