Klimaaktivisten auf der Strasse, Corona-Alarm bei Dominator Tadej Pogacar und ein angriffslustiger Lennard Kämna im Pech: Die zehnte Etappe der Tour de France hat es in sich.
Eine Demonstration von Klimaaktivisten sorgte für einen kurzzeitigen Stillstand auf der zehnten Tour-Etappe.
Eine Demonstration von Klimaaktivisten sorgte für einen kurzzeitigen Stillstand auf der zehnten Tour-Etappe. - Daniel Cole/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Völlig entkräftet und bangen Blickes stand Lennard Kämna im Ziel in 1460 Metern Höhe, wenig später hatte sich der Traum vom Gelben Trikot zerschlagen.

Um die Winzigkeit von elf Sekunden verpasste der Norddeutsche mit dem grossen Kämpferherz auf einer chaotischen Alpen-Etappe das begehrte Maillot jaune.

Auf der zehnten Etappe über 148,1 Kilometer von Morzine Les Portes du Soleil nach Megève, die wegen Klimaaktivisten auf der Fahrbahn zwischenzeitlich unterbrochen war und von grossen Corona-Sorgen im Team um Dominator Tadej Pogacar begleitet war, kam Kämna als Zehnter in einer Ausreissergruppe ins Ziel. Pogacar erreichte 8:32 Minuten später den Alpenort. Das reichte dem Slowenen, um Gelb zu sichern.

«Hat keinen Spass in der Spitzengruppe gemacht»

«Ich hatte das Gefühl, dass jeder gegen mich fährt. Es hat keinen Spass in der Spitzengruppe gemacht. Die letzten zwei Kilometer bin ich alles gefahren, was ich hatte. Der Sieg war eh weg», sagte Kämna, der anschliessend auf seiner Rennmaschine mit einem Handtuch den Sekunden-Krimi verfolgte. Doch Pogacar war wie schon vier Tage zuvor in Planche des Belles Filles gnadenlos. Den Tagessieg holte sich der Däne Magnus Cort Nielsen.

Trotzdem zählten die Deutschen zu den Protagonisten auf dieser Alpen-Etappe: Kämnas Landsmann Georg Zimmermann gehörte der Spitzengruppe ebenfalls an und wurde Sechster. Und Simon Geschke verteidigte sein Bergtrikot erfolgreich. Kämna ist Gesamtzweiter.

Fast exakt 25 Jahre nach der Triumphfahrt von Jan Ullrich war Kämna ganz nah dran, als 15. Deutscher das Gelbe Trikot zu holen. Der letzte deutsche Spitzenreiter war Tony Martin im Jahr 2015. Im Gegensatz zum viermaligen Zeitfahr-Weltmeister ist Kämna aber auch ein Mann für die Berge, schon 2020 hatte er die Tour-Bergetappe nach Villard-de-Lans gewonnen, und erst im Mai triumphierte das Leichtgewicht aus dem Bora-hansgrohe-Team beim Giro auf dem Ätna.

Wie schon auf der siebten Etappe, als Pogacar Kämna den Tagessieg 100 Meter vor dem Ziel entriss, präsentierte sich der frühere Junioren-Weltmeister aus Deutschland wieder im Angriffsmodus. Kämna attackierte in einer Fluchtgruppe und fuhr Minute um Minute heraus. Auf dem Schlussanstieg wurde es immer enger, am Ende reichte der Vorsprung nicht.

Klimaaktivisten sorgen für Unterbrechung

Zuvor hatten Klimaaktivisten für eine Unterbrechung des Rennens gesorgt. Gut 36 Kilometer vor dem Ziel herrschte Stillstand, nachdem bis zu 20 Demonstranten auf der Strasse das Rennen blockiert und Pyrotechnik gezündet hatten.

Weniger stressig war der Tag für Geschke. Durch die grosse Ausreissergruppe war für den Berliner Routinier mit dem Vollbart das Bergtrikot nicht in Gefahr.

Beim Mann in Gelb herrscht dagegen Corona-Alarm. Zwei weitere Teamkollegen von Pogacar wurden positiv getestet, Edelhelfer Rafal Majka durfte vorerst die Fahrt fortsetzen, weil der Pole als kaum infektiös gilt. «Das ist eine sehr schwierige Situation. Wir sind jeden Tag gemeinsam gefahren, aber im Hotel versuchen wir uns so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Ich hoffe nur, dass sich sonst keiner angesteckt hat», sagte Pogacar.

Auf der ersten schweren Hochgebirgsetappe am Mittwoch wird sich zeigen, wie konkurrenzfähig das Team des Slowenen noch ist. Am Dienstag musste nach einem positiven Test auch der Neuseeländer George Bennett aussteigen, zuvor hatte es bereits den Norweger Vegard Stake Laengen aus Pogacars Team erwischt. Da auch der Australier Luke Durbridge aus der Mannschaft BikeExchange-Jayco positiv getestet wurde, verzeichnete die Tour die Corona-Fälle Nummer vier und fünf.

Am Mittwoch dürfte es zum ersten grossen Schlagabtausch kommen, wenn es zunächst über den 2642 Meter hohen Bergriesen Col du Galibier geht. Am Ende wartet die Kletterpartie zum Col du Granon, einem weiteren Berg der höchsten Kategorie.

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