So unhygienisch sind Täschli und Handy auf dem Tisch
Oftmals liegen in Restaurants Taschen und Handys auf den Tischen – direkt neben den Tellern. Können so Keime übertragen werden? Nau.ch hat nachgefragt.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Restaurant-Besuchende legen Handy oder Tasche auf den Tisch.
- Diese Gegenstände können verschiedene Mikroorganismen tragen.
- Experten schätzen ein, wie hoch das Infektionsrisiko ist.
Oftmals stellt sich beim Restaurant-Besuch die Frage: Wohin mit dem Handtäschli?
Besonders bei teuren Taschen ist es für viele keine Option, sie einfach auf den Boden zu stellen. Die Folge: Sie landen auf dem Tisch, oft nur wenige Zentimeter vom Essen entfernt.
Ebenso wie Handys, die oft auch während der Mahlzeit in Griffnähe liegen.
Auf Instagram werden Täschli von Chanel, Gucci und Co. auf dem Restaurant-Tisch sogar regelrecht in Szene gesetzt.
Doch wie hygienisch ist es, die Tasche, die immer wieder mit ungewaschenen Händen angefasst wird, neben das Essen zu stellen?
Hugo Sax, Experte für Infektionskrankheiten und Infektionsprävention an der Universität Zürich, erklärt gegenüber Nau.ch: «Generell können Keime von Oberfläche zu Oberfläche, Oberfläche zu Haut oder Haut zu Haut übertragen werden.»
Aber man müsse sich immer fragen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Übertragung in einem «medizinisch relevanten Ereignis» endet.
Übertragungsweg über Luft relevanter
Im Fall von der Handtasche auf dem Tisch sei das «sehr, sehr unwahrscheinlich», hält Sax fest.
Denn auf der Handtasche finden sich wohl grösstenteils die gleichen Bakterien, die sich ohnehin auf den Händen der Besitzer tummeln. Dasselbe gilt fürs Handy.
«Dass jemand anderes die Handtasche anfasst, ist unwahrscheinlich», so Sax.
Aber selbst wenn: «Es findet ohnehin sehr viel Austausch zwischen Menschen statt.»
Das Anfassen einer fremden Handtasche sei in dem Zusammenhang vergleichbar mit dem Betätigen einer Türfalle oder dem Händeschütteln zur Begrüssung.
Der Experte hält fest: «Es kann natürlich vorkommen, dass sich auch Viren über Oberflächen übertragen. Aber der Übertragungsweg über die Luft ist bei Viren der Atemwegsinfektionen viel effizienter und relevanter.»
Wenn man sich gegenübersitze, beispielsweise im Restaurant, tauscht man automatisch Keime aus.
Handy-Anfassen gleich «schlimm» wie Umarmung
Anders als viele Viren in unseren Breitengraden, wird aber beispielsweise das Ebola-Virus nicht über Luft übertragen, sondern über Körperflüssigkeiten.
Die Konsequenz: «Wenn jetzt jemand Ebola hätte und das Handy einer anderen Person anfassen würde, wäre das ein gefährlicher Übertragungsweg.» Bei unseren Viren sei das hingegen gleich «schlimm» wie eine Umarmung.
Grundsätzlich würden sehr viele Bakterien herumschwirren – und diese auszutauschen, könne auch vorteilhaft sein.
«Es ist sogar gesund, wenn man mal in Kontakt mit neuen Sorten von Bakterien kommt», erklärt Sax.
Keime auf Oberflächen für Gesunde «unproblematisch»
Auch Mikrobiologin Giovanna Spielmann-Prada von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sagt: Grundsätzlich können Gegenstände wie Handtaschen oder Mobiltelefone zwar verschiedene Mikroorganismen tragen. Im normalen Alltag würden diese jedoch «kein relevantes Infektionsrisiko darstellen».
Denn: «Die meisten Keime, die wir auf solchen Oberflächen finden, stammen aus unserer eigenen Umgebung und sind für gesunde Menschen unproblematisch.»

Im Szenario «Tasche auf dem Restaurant-Tisch» sei das Risiko aus hygienischer Sicht «sehr gering». Spielmann-Prada erklärt: «Taschen kommen zwar mit unterschiedlichen Oberflächen in Kontakt, aber Infektionsketten über solche Gegenstände sind im Alltag nicht belegt.»
Viel eher handele es sich um «eine Frage der Etikette, beziehungsweise des Platzmangels, als um ein hygienisches Thema».
«Tischoberfläche–Handtasche–Hand»-Kette unwahrscheinlich
Dasselbe bei Handys: «Mobiltelefone können ebenfalls Keime tragen – ähnlich wie unsere Hände. Auch hier gilt: Das bedeutet nicht automatisch eine gesundheitliche Gefahr.»
Die Mikrobiologin gibt abschliessend Entwarnung: «Für typische Infektionskrankheiten spielt die Übertragung über Alltagsgegenstände wie Taschen oder Handys keine Rolle. Die allermeisten Erreger werden durch direkten Kontakt, Tröpfchen oder kontaminierte Lebensmittel übertragen.»
Erkrankungen über die «Tischoberfläche–Handtasche–Hand»-Kette seien daher aus wissenschaftlicher Sicht als sehr unwahrscheinlich einzustufen.



















