Bei zahlreichen Top-Piloten laufen am Ende der Formel-1-Saison 2020 die Verträge aus. Nun deutet sich ein Fahrerwechsel bei Ferrari an.
Daniel Ricciardo Renault Ferrari
Daniel Ricciardo (li.) im Gespräch mit Renault-F1-Chef Cyril Abiteboul. - F1.com
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Formel 1 kündigt sich der nächste spannende Fahrerwechsel an.
  • Daniel Ricciardo könnte am Saisonende Sebastian Vettel bei Ferrari beerben.
  • Bei Renault hofft man aber noch auf einen Verbleib des Australiers.

Ende 2018 verliess Daniel Ricciardo – etwas überraschend – den Red-Bull-Rennstall in Richtung Renault. Aber nach nur zwei Jahren könnte seine Zeit bei den Franzosen schon wieder zu Ende gehen. Denn der Australier soll in Italien hoch im Kurs stehen. Bei Ferrari wird am Jahresende womöglich ein Cockpit frei.

Welche Lösung ist für Ferrari die beste?

Die Scuderia muss sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, Sebastian Vettel Ende 2020 zu verlieren. Der Vertrag des Deutschen läuft aus, über eine Verlängerung wird verhandelt. Das gestaltet sich jedoch schwierig – denn Ferrari hat seine neue Nummer eins bereits gefunden. Man sucht einen Wasserträger für Charles Leclerc, der in Maranello als die rote Zukunft betrachtet wird.

Leclerc Vettel Ferrari
Die beiden Piloten der Scuderia Ferrari: Charles Leclerc und Sebastian Vettel. - dpa

Ob sich Vettel mit dieser Rolle im Herbst seiner Karriere zufriedengeben will, ist fraglich. Der Deutsche hofft immer noch darauf, mit Ferrari einen WM-Titel zu gewinnen. Als Nummer zwei hinter Leclerc wären seine Chancen darauf eher dürftig. Auch deshalb gestalten sich die Vertragsverhandlungen schwierig.

Emotionaler Ricciardo «hängt an Renault»

Bei Ricciardo ist die Lage ähnlich: Auch der Australier nähert sich dem Herbst seiner Karriere. Der 30-Jährige verliess Red Bull, weil er mit Max Verstappen einen pfeilschnellen Jungspund vorgesetzt bekam. Bei Renault hoffte er auf eine langfristige Zukunft als Teamleader, wollte 2019 um Podestplätze kämpfen.

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Esteban Ocon am Steuer des Renault R.S.20 bei den Vorsaison-Testfahrten der Formel 1 in Barcelona. - dpa

Stattdessen steht für den Australier als Bestleistung im Vorjahr ein vierter Platz in Monza zu Buche. Und: Zur neuen Saison holte Renault den jungen Franzosen Esteban Ocon ins Team. Der 23-Jährige ist für Renault das, was Leclerc bei Ferrari ist: Die Zukunftsaktie. Mittelfristig werden die Franzosen eher auf das heimische Jungtalent als auf den Australier setzen.

Renault-Chef Cyril Abiteboul gesteht, dass man sich mit der Frage nach Ricciardos Zukunft beschäftigt. «Ich glaube, Daniel ist sein Wechsel zu Renault sehr wichtig. Es wurde viel kritisiert von den Medien – britischen Medien – die das nicht verstehen. Diese Idee, ein Projekt auf der menschlichen, technischen und sportlichen Seite zu entwickeln, ist Daniel wichtig.»

Daniel Ricciardo Australien F1
Daniel Ricciardo im Vorfeld des letztlich abgesagten Australien-GP der Formel 1. - keystone

Der Australier sei jemand, der von seinen Emotionen geleitet sei, und hänge deshalb am Renault-Projekt. Aber Abiteboul ist sich bewusst, dass Ricciardo auch Erfolge sehen will. «Sind wir ein bisschen zuversichtlicher als letztes Jahr, fügt er sich noch besser ins Team ein? Falls ja, habe ich das Gefühl, dass wir ein Langzeit-Projekt haben.»

Ferrari und Renault hoffen auf Nachwuchsfahrer

Sollte sich der Australier dennoch zum Abschied entscheiden, wäre Vettel natürlich ein Thema. «Ich will nicht Nein sagen, weil er ein grossartiger Fahrer und ein grossartiger Champion ist. Wir haben auf der Motorenseite zusammengearbeitet und gewonnen», so Abiteboul. Vettel holte seine vier Red-Bull-Titel mit Renault-Motoren.

Allerdings hofft der Renault-Chef eher auf den eigenen Nachwuchs. «Ich ziele darauf ab, mit den Fahrern von morgen statt jenen von gestern zu arbeiten. Wir haben die Fahrerakademie, aus der 2021 oder 2022 Fahrer kommen könnten. Dafür haben wir 2016 die Akademie ins Leben gerufen, um 2021 einen Formel-1-Fahrer hervorzubringen.»

Mick Schumacher Ferrari
Formel-2-Pilot Mick Schumacher bei Testfahrten für Ferrari. - dpa

Renault-Kandidaten wären etwa die Formel-2-Fahrer Christian Lundgaard und Guanyu Zhou. Dass Ferrari einen seiner Nachwuchspiloten unmittelbar ins Werksteam holt, ist indes eher auszuschliessen. Die Jungstars wie Mick Schumacher oder Robert Shwartzman sollen zuerst bei Alfa-Romeo-Sauber die ersten Formel-1-Schritte machen. Bis sie reif für die rote Göttin sind, könnte Ricciardo als Platzhalter bei Ferrari dienen.

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